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Fusion mit Renault geplatzt Fiat Chrysler hatte keine Geduld

Der Zusammenschluss von Renault aus Frankreich und dem italienisch-amerikanischen Fiat Chrysler Konzern hätte Sinn gemacht. Da waren sich die Experten einig. Umso erstaunlicher ist der plötzliche Rückzug von Fiat Chrysler.

Insbesondere, weil es von Seiten von Fiat Chrysler, von Renault und auch des französischen Staates, der 15 Prozent an Renault hält, bisher vorwiegend positive Signale zum Zusammenschluss gegeben hatte.

Doch zuletzt hatten französische Regierungsvertreter beantragt, die Entscheidung über förmliche Fusionsgespräche mit dem italienisch-amerikanischen Unternehmen Fiat Chrysler zu verschieben. Daraufhin zog Fiat Chrysler sein Fusions-Angebot am Donnerstagmorgen zurück. Das Unternehmen teilte mit, die politischen Voraussetzungen seien in Frankreich derzeit nicht gegeben, dass ein Zusammenschluss der beiden Autokonzerne mit Erfolg vorankomme.

Der französische Staat hatte weiterhin starken Einfluss im fusionierten Unternehmen gefordert. Laut Fiat ist das der Grund, dass die Fusionsgespräche gescheitert sind. Allerdings könnte es auch andere Gründe gegeben haben.

Rolle von Nissan

Unklar ist, welche Rolle Nissan bei der geplatzten Fusion gespielt hat. Denn Nissan ist über eine komplexe Allianz mit Renault verbunden. Seit sich der ehemalige Chef Carlos Goshn wegen Vorwürfen finanzieller Verfehlungen aus dem Unternehmen zurückziehen musste, streiten sich Nissan und Renault über die Kräfteverhältnisse.

Es scheint, dass Renault mehr Zeit benötigte, um die unklaren Verhältnisse zu regeln und das japanische Unternehmen Nissan vielleicht sogar dazu zu bewegen, sich der Fusion mit Fiat Chrysler anzuschliessen.

Der französische Finanzminister Bruno Le Maire hatte denn in einem Fernsehinterview auch gefordert, man solle beim Zusammenschluss mit Fiat Chrysler nichts überstürzen. Laut Zeitungsberichten wollte er die Fusionsgespräche auf den 11. Juni verschieben, weil er vorher noch nach Japan reist, um über die Allianz zwischen Renault und Nissan zu sprechen.

Viele Synergien

Vom Zusammenschluss hatten sich sowohl Fiat Chrysler wie auch Renault viel erhofft. Unter anderem hätte Fiat Chrysler von den Erfahrungen Renaults mit Elektroautos profitieren können. Renault ist in diesem Bereich klar besser aufgestellt aber trotzdem zu klein, um die hohen Investitionskosten in diesem Mobilitätswandel alleine stemmen zu können. Ausserdem hätte Renault Zugang zu den Erfahrungen von Fiat Chrysler mit dem autonomen Fahren und Hybridtechnologien erhalten.

Zudem hätten die beiden Konzerne neue Absatzmärkte erschliessen können: Renault verkauft primär Autos in Europa und Asien, Fiat Chrysler ist dank der Marke Chrysler stark im amerikanischen Markt.

Aus diesen Gründen ist es gut möglich, dass zu einem späteren Zeitpunkt erneut Fusionsgespräche zwischen den beiden Konzernen aufgenommen werden, sobald die Absichten Nissans geklärt sind.

Denise Joder-Schmutz

Wirtschaftsredaktorin, SRF

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Denise Joder-Schmutz ist seit 2013 bei der Wirtschaftsredaktion von Radio SRF. Davor hat sie mit einem Master in European Business an der Universität Freiburg abgeschlossen und bei verschiedenen Schweizer Unternehmen gearbeitet.

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