Wenn Juventus Turin heute Abend gegen die Berner Young Boys spielt, dann ist der Spielstand am Ende des Abends entscheidend. Für die Turiner ist aber auch entscheidend, wie gut sich ihr neuer Star erneut verkaufen kann. Immerhin haben sie diesen Sommer für Cristiano Ronaldo über 100 Millionen Euro bezahlt: Damit haben sie nicht nur den Fussballer, sondern vor allem auch die «Marke Ronaldo» gekauft. Diese ist enorm viel Geld wert, wie Wirtschaftsredaktor Matthias Heim erklärt.
SRF News: Was macht diese Marke aus?
Matthias Heim: Ronaldo ist nicht nur ein guter Fussballer, sondern eine Marke von globaler Ausstrahlung. Davon möchte Juventus jetzt profitieren. Ein konkretes Beispiel: Die Turiner kommen in den Sozialen Medien wie Facebook, Twitter und Instagram auf rund 50 Millionen Follower. Ronaldo hingegen bringt als Einzelperson gleich das Sechsfache mit. Er hat über 300 Millionen Follower. Wenn nun Ronaldo einen Post veröffentlicht, dann strahlt das ebenfalls auf Juventus aus.
Ronaldo ist nicht nur ein guter Fussballer, sondern eine Marke von globaler Ausstrahlung. Davon möchte Juventus jetzt profitieren.
Was erhofft man sich genau von diesem Renommée in Turin?
Juventus möchte auch eine globale Fussballmarke werden – so wie das andere Fussballvereine bereits sind: Manchester United, Real, Barcelona oder auch Bayern München. Diese sind den Italienern noch voraus. Juventus möchte nun mit Ronaldo diese Lücke schliessen. Dies in Form von mehr sportlichem, aber auch wirtschaftlichem Erfolg.
Für Cristiano Ronaldo wurden über 100 Millionen Euro bezahlt. Rechnet sich das überhaupt?
Es ist eine Wette für Juventus – und erst noch eine mit einem beträchtlichen Risiko. Nebst der Transfersumme von 100 Millionen Euro muss Juventus Ronaldo für den Vierjahresvertrag mutmasslich 120 Millionen Euro zahlen. Diese Ausgaben fallen jetzt an – egal, wie gut Ronaldo spielt, ob er sich verletzt oder nicht. Egal ist ebenfalls, wie der sportliche Erfolg von Juventus ist.
Hingegen muss der Club erst noch neue Einnahmen generieren, hierbei ist vor allem die Clubleitung gefordert. Wenn man bedenkt, dass Juventus erst kürzlich viele mehrjährige Verträge abgeschlossen hat, dann wird sich erst noch zeigen müssen, ob es dann möglich ist, 2020/2021 tatsächlich auch neuere und lukrativere Verträge abzuschliessen.
Das Gespräch führte Christina Scheidegger.