In den 90er-Jahren war für eine Reise durch Europa ein dickes Portemonnaie gefragt – dabei waren die Münzen und Noten darin kaum etwas wert: Für einen Franken gab es 1000 italienische Lira, 170 spanische Peseta und 70 portugiesische Escudos.
2002 war Schluss mit der Währungsdiversität. Die europäische Einheitswährung eroberte die Kassen: der Euro. Buchhalterisch wurde der Euro schon am 1. Januar 1999 eingeführt. Nach einer Übergangsphase von drei Jahren gab’s dann auch Noten und Münzen. Das Portemonnaie auf der Europareise wurde schlanker. Wenn das Experiment Einheitswährung in der EU funktioniert hat, weshalb wendet man die Strategie nicht für die ganze Welt an?
Keine Transaktionskosten, keine schwankenden Wechselkurse
Auf den ersten Blick habe eine Einheitswährung tatsächlich Vorteile, sagt Tobias Straumann, Wirtschaftshistoriker an der Universität Zürich. «Man muss nicht immer umtauschen oder verschiedene Währungen bei sich haben. Für Firmen ist es einfacher und vor allem billiger, Transaktionen über die Grenzen zu machen. Das sind an sich bestechende Argumente.»
Kosten, die entstehen, wenn eine Firma Güter über die Grenze von einem Währungsraum in einen anderen exportiert, nennen Experten also Transaktionskosten. Die Banken profitieren von Import- und Exportgeschäften. Sie erheben Gebühren für die Währungsumwandlungen. Der grosse Rest der Volkswirtschaft ist hingegen froh, wenn die Transaktionskosten – dank Einheitswährung – wegfallen.
Bei einer globalen Einheitswährung gäbe es weltweit keine Transaktionskosten mehr. Die Einheitswährung habe einen weiteren wesentlichen Vorteil, sagt Stefanie Walter, Professorin für politische Ökonomie an der Uni Zürich.
«Wenn Sie zum Beispiel eine Maschine einem Kunden in einem Land mit anderer Währung verkaufen, und die Maschine ist erst in mehreren Monaten fertig, dann wissen Sie gar nicht, wie der Wechselkurs in ein paar Monaten aussieht.» Hat man Glück, verdient man mehr als gedacht mit der Maschine. «Es kann aber auch sein, dass sich der Wechselkurs zu Ihren Ungunsten entwickelt. Und plötzlich machen Sie Verlust.» Haben beide Länder dieselbe Währung, könne das nicht passieren.
Im Schraubstock der Währung gefangen
Doch das Konzept Einheitswährung hat auch erhebliche Nachteile. So richtig offenbar wurden diese erst während der Eurokrise ab 2010. Es zeigte sich, dass strukturschwächere Länder wie Griechenland eigentlich die falsche Währung haben. «Griechenland hat viel zu hohe Preise. Die müssen eigentlich viel schwächere Währung haben. Sie müssen tiefere Löhne und Preise haben im Vergleich zu den stärkeren Ländern. Das geht aber nicht in einem Einheitswährungsraum», sagt Tanner. Die Griechen sind sozusagen im Schraubstock des Euro gefangen. Eine eigenständige Währungspolitik ist nicht mehr möglich.
Was also wäre, wenn morgen eine globale Einheitswährung beschlossen würde? Erhebliche Probleme wären die Folge. Denn die sogenannten ärmeren Länder hätten kein währungspolitisches Tool mehr, um ihre Währung abzuwerten, um so ihre Waren und Dienstleistungen günstiger anbieten zu können. «Wenn man eine Weltwährung will, die wirklich für alle Länder gleich wäre, funktioniere das nicht», sagt der Wirtschaftshistoriker Straumann. Dafür seien die Länder zu unterschiedlich.