Bis vor Kurzem hat Cembra für die Migros die Cumulus-Kreditkarte herausgegeben. Diese war ohne Jahresgebühr und dementsprechend beliebt. 1.1 Millionen Karten waren im Umlauf. Sie bildeten für Cembra das Hauptgeschäft.
Dann zog die Migros den Stecker; der orange Riese wollte die Karten lieber durch die Migros-Bank herausgeben. Die Branche sah das Schicksal von Cembra besiegelt, die Aktie stürzte ab.
Karte bleibt gratis
Doch es kam ganz anders: Cembra verlor 2022 nur gerade zwei Prozent der Kundinnen und Kunden. Branchenkenner sind vom nicht eingetretenen Untergang Cembras nicht sonderlich überrascht. Schliesslich komme per Post automatisch eine neue Karte, wenn die alte abläuft – und sie sei weiterhin gratis, sagt Ralf Beyeler vom Vergleichsdienst Moneyland.
Es zeige sich, dass die Bevölkerung in der Schweiz eher träge sei und selten den Anbieter wechsle, ergänzt Marcel Stadelmann, der an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) das Zahlungswesen untersucht. «Das gilt auch für die Krankenkasse oder den Mobilfunkanbieter.»
Mehr als eine halbe Milliarde Franken Umsatz
Und deshalb laufen die Geschäfte weiterhin gut bei Cembra. Im letzten Jahr steigerte die Kreditbank ihren Umsatz um vier Prozent auf mehr als eine halbe Milliarde Franken.
Das Geschäft ist zudem hoch lukrativ, die Gewinnmarge liegt bei 30 Prozent. «Wir sind im Markt sehr gut aufgestellt», sagt der Cembra-Chef Holger Laubenthal dazu bloss. Er spricht nicht gern übers Geldverdienen – und auch nicht über die Konkurrenz.
Wir sind im Markt sehr gut aufgestellt.
Klar ist: Das meiste Geld verdient Cembra mit jenen Kundinnen und Kunden, die die Kreditkartenrechnung nicht auf einmal bezahlen. Dann werden happige Zinsen von fast zwölf Prozent fällig. «Rund 20 Prozent der Kreditkartennutzer nehmen die Teilzahlungsmöglichkeit jeweils in Anspruch», weiss Stadelmann von der ZHAW.
Aber auch mit Privat- und Autokrediten wird kräftig Kasse gemacht bei Cembra. Zudem verdient die Kreditbank, wie alle Anbieter, wenn die Karte im Ausland eingesetzt wird.
Komplexes Kreditkartengeschäft
Ebenfalls sehr gut verdient die Konkurrenz wie UBS, Credit Suisse oder Viseca mit den Kreditkarten. Da scheint erstaunlich, dass nicht mehr Finanzdienstleister in diesen Markt drängen. Doch Beyeler von Moneyland winkt ab: Das Geschäft sei sehr komplex. «Es ist ein reines Skalengeschäft – wirklich Geld verdienen kann man damit erst, wenn man zahlreiche Karten herausgegeben hat.»
Geld verdienen kann man erst, wenn man zahlreiche Karten herausgegeben hat.
Und weil die Leute wechselfaul sind, ist es schwer, den Markt aufzurollen. Für ausländische Banken lohnt es sich gar nicht, zu hoch sind die Hürden der Regulierung.
Dennoch bewegt sich der Kreditkartenmarkt: Digitale Angebote von bestehenden Banken oder Neobanken sollen den Markt aufrollen. Doch dies geschehe in Zeitlupe, sagt Zahlungsexperte Stadelmann. «Das ist eher noch ein Randphänomen», stellt er fest. Häufig würden die Neobanken als Ergänzung zu den klassischen Bank-Dienstleistungen genutzt, aber nur selten als deren Ersatz.
Physische Karten sind eben zuverlässiger. Und so bleibt wohl die nächste Zeit alles beim alten im Schweizer Kreditkartengeschäft.