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Geschäft mit Zusatzgebühren Wenn Fliegen teurer wird als gedacht

  • Nebengeschäfte der Fluggesellschaften durch Zusatzoptionen auf Flüge boomen.
  • Die zehn grössten Airlines zusammen erzielten 2017 zusätzliche Umsätze von 29,7 Milliarden Dollar.
  • Zehn Jahre zuvor waren es erst 2,1 Milliarden Dollar gewesen.
Bei Ryanair bezahlt inzwischen die Hälfte der Passagiere für die Sitzplatzwahl. Die Billiggesellschften Easyjet (2,3 Milliarden Dollar) und Ryanair (1,3 Milliarden Dollar) besetzten in den Top-Ten der passagiergebundenen Nebeneinnahmen je einen Platz.
Legende: Bei der Billigairline Ryanair bezahlt inzwischen die Hälfte der Passagiere für die Sitzplatzwahl. Keystone

Es ist auffallend: Flugtickets kosten beim Abschliessen der Buchung meist einiges mehr, als das Online-Vergleichsportal ursprünglich versprach. Zum unterschiedlich teuren Hin- und Rückflug muss der gewünschte Sitzplatz, das Gepäck, oder die Mahlzeit zusätzlich berappt werden. Viele Anbieter mutieren zum Reisebüro oder Versicherer, indem den Kunden Hotelmöglichkeiten, Autovermietungen und Versicherungsleistungen vorgeschlagen werden.

Der erste Preis am Bildschirm und der tatsächlich zu bezahlende Preis liegen deutlich auseinander.
Autor: Stefan EiselinLuftfahrtexperte und Chefredaktor aeroTELEGRAPH

Diese passagiergebundenen Nebengeschäfte hat die Beratungsgesellschaft Ideaworks in einer Studie unter die Lupe genommen.

Bestandteil des Geschäftsmodells

Fazit: Ursprünglich als Zustupf zum eigentlichen Geschäft des Ticketverkaufs und Puffer für schwierige Zeiten gedacht, sind Zusatzgebühren nun fester Bestandteil des Geschäftsmodells und gehören zu den wichtigsten Einnahmequellen der Airlines.

Laut der Studie sind sie ein wichtiges Standbein für eine positive Bilanz und ihre Implementation wird von Investoren erwartet. Gebühren für das Aufgabegepäck spielen dabei eine zentrale Rolle. Einst im Ticketpreis enthalten, werden sie bei gewissen Gesellschaften nun sogar bei Langstreckenflügen verlangt.

Europäische Airlines besonders kreativ

Europas Fluggesellschaften seien besonders kreativ bei der Gebührengestaltung. Wie die Studie zeigt, stammt ein Zehntel des gesamten Umsatzes in Europa aus Zusatzgebühren. Dies läge unter anderem am hohen Anteil der Billiggesellschaften am gesamten Luftverkehr.

Stefan Eiselin, Luftfahrtexperte, stellt fest: «Billigairlines treiben das Geschäft mit den Gebühren so weit, dass nun auch herkömmliche Airlines nachziehen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.»

Bei der Lufthansa-Gruppe, zu der auch die Swiss gehört, teilen sich die Nebeneinnahmen wie folgt auf: A la carte Optionen wie Zusatzgepäck und Vermittlungskommissionen werfen 57 Prozent ab, den Rest verdient die Gruppe mit dem Vielfliegerprogramm.

Top 10 Ranking der Nebeneinnahmen von Fluggesellschaften (2017)


Totaler Ertrag aus
Zusatzeinnahmen (US $)

Vielflieger-
programm

A la carte Optionen
und Vermittlungs-
kommissionen

United5'749'000'00041%59%
Delta5'391'000'00056%
44%
American5'274'000'00059%
41%
Southwest3'084'100'00079%
21%
Ryanair2'304'748'827Keine
100%
Air France/KLM
1'971'662'91620%
80%
Lufthansa Group
1'947'027'12843%
57%
Alaska Air Group
1'339'700'00064%
36%
Air Canada
1'334'461'44941%
59%
easyJet1'284'402'695Keine
100%

Zu den Daten

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Die Ergebnisse von Ideaworks für das Jahr 2017 basieren auf den jüngsten Angaben zur Berichtsperiode. Sie sind Schätzungen und basierend auf Erfahrungswerten und anderen Quellen.

Die Swiss möchte zur Höhe ihrer Nebeneineinnahmen, den sogenannten Ancillary Services, grundsätzlich keine Auskunft geben. Auf Anfrage heisst es jedoch, dass in Zukunft durchaus weitere Angebote denkbar sind, zum Beispiel in neuen Formen von Shuttle Services. In aller Regel wird es sich aber um neue Angebote handeln – nicht um das zusätzliche Verrechnen bestehender Angebote.

Vor allem durch die Digitalisierung werden sich in allen Bereichen neue Möglichkeiten ergeben.
Autor: Florian FlämigMediensprecher Swiss

Alles kostet extra

Immer öfter sparen Airlines auch bei den Grundbedürfnissen der Flugreisenden. Norwegian Airlines strich kürzlich das Essen im billigsten Standardticket. «Je nach Länge des Fluges brauche ich etwas zu essen oder zu trinken, vor allem auch wegen der trockenen Luft in der Kabine», sagt Tim van Beveren, Fachjournalist für Flugverkehr.

Für ihn ist klar: Die Sparmassnahmen auf dem Buckel der Kunden sind eine Zumutung. «Preiswerte Getränke sind wegen der verschärften Sicherheitsvorkehrungen am Flughafen schwierig mitzunehmen oder zu beschaffen. Diese Not wissen sich die Fluggesellschaften zu Nutze zu machen», so van Beveren.

Der Serviceabbau schreitet voran. Airlines streichen Inklusiv- und zerlegen Dienstleistungen. Bald könnte jedes Handgepäckstück zusätzlich kosten, auch die Damenhandtasche. Und: Angeblich wird bei Low-Cost-Airlines bereits über eine Toilettengebühr diskutiert.

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