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Geschäftszahlen 2023 Energiekonzern BKW weist weniger Gewinn aus

  • Die BKW hat im vergangenen Jahr weniger eingenommen und verdient.
  • Im Jahr 2023 erzielte der bernische Energiekonzern einen Gewinn von 488.3 Millionen Franken – 15 Prozent weniger als im Vorjahr.
  • Die Gesamtleistung ging 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 12 Prozent zurück auf 4.60 Milliarden Franken, wie der Stromversorger mitteilte.

Nach den Turbulenzen an den Energiemärkten und dem Rekordjahr 2022 ist es zu einer Normalisierung gekommen. Zudem hat im Dienstleistungsbereich eine Wertberichtigung stattgefunden. Der EBIT erreichte 620 Millionen nach 1.04 Milliarden Franken (-40 Prozent).

Was bedeutet der Begriff «EBIT»?

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EBIT steht für «Earnings Before Interest and Taxes» (Gewinn vor Zinsen und Steuern) und ist eine finanzielle Kennzahl, die in der Unternehmensbewertung und -analyse verwendet wird. EBIT zeigt also den Gewinn eines Unternehmens, bevor Zinsen und Steuern berücksichtigt werden. Es wird oft verwendet, um die operative Rentabilität eines Unternehmens zu beurteilen, indem es zeigt, wie profitabel das Unternehmen aus seinen operativen Aktivitäten ist, ohne die Auswirkungen von Finanzierungskosten und Steuern zu berücksichtigen.

In Aussicht gestellt hatte die BKW zuvor einen Betriebsgewinn in der Bandbreite von 550 bis 600 Millionen. Unter dem Strich blieb ein um 15 Prozent tieferer Gewinn von 488 Millionen Franken.

Höhere ordentliche Dividende

Die Aktionäre sollen eine ordentliche Dividende von 3.40 Franken je Aktie erhalten. Im Vorjahr erhielten sie 2.80 Franken ordentliche Dividende plus eine einmalige Jubiläumsdividende von 1.25 Franken; insgesamt also 4.05 Franken je Aktie.

BKW-Windparks auf dem Col du Mont-Crosin im Jura.
Legende: Der bernische Energiekonzern erzielte 2023 einen tieferen Gewinn und erlitt einen Verlust im Dienstleistungsgeschäft. Keystone / JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Es sei das zweitbeste Betriebsergebnis in der Geschichte des Unternehmens – nach dem ausserordentlichen Vorjahr, so die BKW. Insbesondere das Energiegeschäft habe zum guten Ergebnis beigetragen, und auch der Anteil der Netze sei «gewohnt solide» gewesen. Im Geschäftsfeld Energie erzielte die BKW einen EBIT von 535 Millionen (-40 Prozent) und im Bereich Netze einen solchen von 147 Millionen CHF (+1 Prozent).

Der Dienstleistungsbereich blieb hingegen klar unter den Erwartungen. Im Dienstleistungsgeschäft ist es zu Wertberichtigungen bei Projekten und zu anderen Wertminderungen gekommen in der Höhe von insgesamt 90 Millionen Franken, wie es hiess. Unter dem Strich blieb ein EBIT-Verlust von 40 Millionen Franken in der Sparte nach einem positiven Ergebnis im Vorjahr von 53 Millionen.

Vier Fragen an BKW-Chef Robert Itschner

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Robert Itschner.
Legende: Robert Itschner. Keystone/Christian Beutler

In den Jahren 2022 und 2023 hat die BKW total einen Reingewinn von rund einer Milliarde erzielt. War die Energiekrise so etwas wie ein Sechser im Lotto für die BKW?

Robert Ischner: Die Situation war sehr anspruchsvoll. Wir wussten 2022 noch nicht, wohin das führt und mussten sehr grosse Liquidität bereitstellen, um unsere abgesicherten Positionen halten zu können. Schlussendlich haben wir aber von diesen Entwicklungen profitieren können. Das zeigt sich in einem sehr soliden Handels- und Bewirtschaftungsergebnis.

Sie haben nicht nur im Handelsgeschäft grosse Einnahmen gemacht, sondern gleichzeitig auch die Tarife für die Endkundinnen und -kunden angepasst und sie auch auf dieses Jahr hin erhöht. Haben Sie Gewinne auf dem Buckel der Konsumentinnen und Konsumenten erwirtschaftet?

Das ist absolut nicht der Fall. Die Tarife, die wir in der Grundversorgung an unsere Kunden weitergeben, sind reguliert – sowohl auf dem Netz- als auch auf dem Energietarif. Wir haben hier schlicht die Realität von 2022 wiedergeben müssen. Das ist so festgelegt vom Regulator und wird von der Eidgenössischen Elektrizitätskommission (Elcom) auch so überprüft.

Die Strompreise sind an der Börse wieder sehr stark gesunken, mehrheitlich auf das Niveau vor dem Ausbruch des Ukraine-Krieges. Gehen Sie jetzt davon aus, dass die Strompreise nun auch für die Endkonsumentinnen und -konsumenten wieder sinken werden?

Wir haben in der Schweiz sehr grosse Unterschiede in den grundversorgten Preisen gehabt. Denn sehr viele Netzanbieter sind abhängig von den Preisen an den Grosshandelsmärkten. Bei der BWK stellen wir mit unseren eigenen Kraftwerken die Grundversorgung. Hier haben wir eine Kosten-Plus-Rechnung und es wird keine grossen Veränderungen geben. Mittelfristig dürften die Preise aber eher nicht steigen.

Heisst das, dass die Preise ab 2025 sinken werden?

Das kann ich noch nicht voraussagen. Wir werden die Buchhaltung machen, sobald wir so weit sind. Der Energie- und der Netztarif entwickeln sich unterschiedlich. Beim Energietarif erwarte ich eher stabile Preise und allenfalls Potenzial für eine Senkung.

Das Gespräch führte Wirtschaftsredaktor Matthias Heim.

Die BKW habe bereits Strukturen und Prozesse aufgebaut, um die Profitabilität im Dienstleistungsgeschäft nachhaltig zu steigern. Die Tochtergesellschaften sollen auch im laufenden Jahr weiter integriert und die Strukturen weiter «gestärkt» werden. Ein bereits 2023 gestartetes Zwei-Jahres-Programm solle bis Ende 2024 abgeschlossen werden. Ausserdem würden kontinuierlich arrondierende Akquisitionen und Devestitionen geprüft.

Die Auftragslage sei im Dienstleistungsgeschäft derweil in allen Bereichen anhaltend hoch – von der Gebäudetechnik über Infrastrukturprojekte bis hin zu Beratungs- und Planungsservices im Engineering. Der Umsatz belief sich 2023 auf 1.84 Milliarden, was einem Plus von 4 Prozent entspreche. 2024 rechnet die BKW im Dienstleistungsbereich mit einer verbesserten Ertragslage und will an das Ergebnis von 2022 anknüpfen.

Für das laufende Jahr erwartet die BKW im Geschäftsfeld Energie erneut ein «sehr gutes» Ergebnis, auch dank der bereits für die nächsten Jahre abgesicherten Strompreise und des weiteren Ausbaus des Grosskundengeschäfts. Auf Gruppenebene geht die Gesellschaft von einem operativen Gewinn EBIT von 650 Millionen bis 750 Millionen Franken aus.

SRF 4 News, 12.03.2023, 08:00 Uhr ; 

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