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Grosse Verluste Die Krypto-Krise trifft auch die Schweiz – aber nicht alle gleich

Die neusten Zahlen zur Krypto-Branche haben es in sich: Die Schweizer Krypto- und Blockchain-Branche soll im letzten Jahr über 400 Milliarden Dollar an Marktwert verloren haben. Der Verlust entspricht einem Minus von 70 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Und: 400 Milliarden Dollar würden in etwa der Hälfte des Schweizer Bruttoinland-Produktes entsprechen. Allerdings sind das keine unabhängig erhobenen Statistiken.

Die neusten Zahlen stammen von der Krypto-Branche selbst, erhoben von der Investmentfirma CVVC. Deren Chef, Mathias Ruch, nimmt im Interview zu der Entwicklung Stellung.

Mathias Ruch

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Mathias Ruch ist Chef der Investmentfirma CVVC, die in der ganzen Schweiz in Blockchain-Unternehmen investiert und als Dreh- und Angelpunkt des Zuger «Crypto Valley» gilt

SRF News: Sie haben im Top 50 Report die neusten Schweizer Krypto-Branchenzahlen veröffentlicht. Geht es der Krypto-Branche in der Schweiz so schlecht?

Mathias Ruch: Mir ist es wichtig, sowohl von der Krypto- als auch von der Blockchain-Branche zu sprechen; denn in der Schweiz ist nicht alles nur Krypto.

Es ist nicht nur die Krypto-Branche, sondern die gesamte Technologie-Branche von starken Wertverlusten betroffen.

Insgesamt ist der Wertverlust der Branche auch in der Schweiz massiv, aber dafür sind vor allem Unternehmen verantwortlich, die Token herausgeben, wie zum Beispiel das Unternehmen Ethereum. Zudem gilt es, hier auf den Kontext zu achten: Auch die amerikanischen Technologie-Aktien haben letztes Jahr massiv an Wert verloren. Es ist also nicht nur die Krypto-Branche, sondern die gesamte Technologie-Branche von starken Wertverlusten betroffen.

Experten und Expertinnen sprechen von einem Wandel weg von der Spekulation mit Krypto-Währung hin zu Geschäftsmodellen mit einem realen Mehrwert. Können Sie einen solchen Trend in Ihren Zahlen feststellen?

Es gibt Blockchain-Unternehmen in der Schweiz, die technologische Lösungen anbieten und sehr stabil durch die Krise gekommen sind. Das zeigt sich in der Anzahl Unternehmen und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern: 2022 waren 1135 Krypto- und Blockchain Unternehmen in der Schweiz angesiedelt, mit fast 6000 Mitarbeitenden. Das sind in etwa gleich viele wie im Vorjahr. Unternehmen wie Bitcoin Suisse, die Seba Bank oder Sygnum konnten letztes Jahr sogar wachsen, neues Kapital aufnehmen und neue Stellen schaffen.

Ich bin überzeugt, dass die Branche langfristig wieder an Vertrauen gewinnt.

Heisst das, dass die Vertrauenskrise gegenüber der Krypto- und Blockchain-Branche überwunden ist?

Das Vertrauen in die Krypto-Währungs-Bubble und in die «Ich werde über Nacht reich»-Mentalität ist schon angeschlagen. Aber ich bin überzeugt, dass die Branche langfristig wieder an Vertrauen gewinnt. Denn –wie gesagt: Blockchain Technologie bedeutet nicht nur Krypto. Es handelt sich hier um eine Technologie, die Vertrauen technisch herstellen kann.

Das Gespräch führte Pascal Lago.

Vertrauen in Mathematik oder Menschen

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Erik Voorhees gilt als Guru in der Krypto-Szene. Bei Blockchains würde die Mathematik die Regeln festlegen. Das sei transparenter und ehrlicher als Regulierungen und Gesetzen von beeinflussbaren Menschen. Diese Haltung ist in der Kryptobranche nicht unumstritten. Viele Akteurinnen und Akteure in der Szene gehen davon aus, dass es künftig ein Nebeneinander geben wird von traditionellem Bankensystem und Crypto-Finanz-Organisationen. Und da brauche es für die Zusammenarbeit gewisse Regeln. Allerdings: Wie diese aussehen könnten, ist unklar. Es brauche weltweit geltende Regeln, sagt Eswar Prasad von der Cornell University in den USA. Sie müssten aber so ausgestaltet sein, dass sie genug Schutz bieten, ohne die Entwicklung der Branche einzuschränken.   

Echo der Zeit, 16.01.2023, 18 Uhr ; 

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