- Die SBB streicht dieses Jahr weitere 65 Stellen beim Güterverkehr.
- Zwei Drittel fallen im Tessin weg, ein Drittel in der Deutschschweiz. Insgesamt beschäftigt SBB Cargo 2250 Mitarbeitende.
- Grund dafür ist eine Neuausrichtung beim sogenannten kombinierten Güterverkehr.
- Dort macht die SBB zurzeit jährlich ein Defizit in zweistelliger Millionenhöhe.
Beim kombinierten Güterverkehr werden an einem Terminal Güter von Lastwagen auf die Schiene verladen, zu einem anderen Terminal befördert und dann erneut auf Lastwagen verladen. Die SBB will nun acht von zehn dieser Terminals für den kombinierten Verkehr schliessen. Diese seien nicht rentabel, heisst es in einer Mitteilung.
Die SBB streicht die Ost-West-Achse in diesem Bereich komplett und konzentriere sich mit einem neuen Konzept auf die Nord-Süd-Achse. Laut Alexander Muhm, Leiter Güterverkehr SBB, ist diese Strecke zwischen Dietikon ZH und Stabio TI stark nachgefragt. Künftig soll täglich je ein Zug mit elf Wagen nach Norden und nach Süden fahren.
12 Millionen Franken Defizit pro Jahr
Der Schritt bedeutet auch das Ende für acht Terminals in Basel, Oensingen SO, Gossau SG, Widnau SG, Renens VD, St. Triphon VD, Cadenazzo TI und Lugano TI. Sollte sich das neue Konzept bewähren und Express-Trassen sowie passende Terminalinfrastruktur gebaut werden, würde die Ost-West-Achse möglicherweise wieder aktiviert.
Der Kombinierte Verkehr fährt jährlich ein Defizit von rund 12 Millionen Franken ein – bei einem Umsatz von 18 Millionen. Nur 50 Mitarbeitende sind in dem Bereich beschäftigt, sie dürften stark vom Abbau betroffen sein.
Die SBB rechnet damit, dass wegen des Abbaus täglich 70 Lastwagen mehr auf den Strassen unterwegs sein werden. Diese tiefe Zahl zeigt, wie wenig das Angebot genutzt wurde. «Wir stehen in diesem Bereich in einer 1-zu-1-Konkurrenz zur Strasse», sagte Muhm vor den Medien. Konkurrenzfähig sei die SBB aber nicht gewesen, das bisherige Modell sei zu teuer.
Kündigungen als Ausnahme
Vom Stellenabbau betroffen sind Lok- und Rangierpersonal sowie technisches Kontrollpersonal. Kündigungen sollen die Ausnahme bleiben, es sollen auch Wechsel innerhalb der SBB möglich sein. Weiter setzt die SBB auf Frühpensionierungen und natürliche Fluktuation.
Klar ist, dass über 58-jährige Mitarbeitende gemäss Gesamtarbeitsvertrag im Betrieb bleiben, ebenso alle Lokführer. Die Verhandlungen laufen bis Ende des Jahres. Erst dann wird bekannt sein, wie viele Personen entlassen werden.
Trotz Abbau «stehen wir zum Güterverkehr», betonte Muhm. Der Transit laufe sehr gut, auch die Ganzzüge würden schwarze Zahlen schreiben. Zweites Problemkind ist der defizitäre Einzelwagenladungsverkehr. Dort stehen Verhandlungen mit der Kundschaft über eine Preiserhöhung an.
Die SBB will bis 2033 die Kosten um 60 Millionen Franken pro Jahr senken. Zwischen 2019 und 2024 haben sie 3000 Stellen abgebaut. 35'500 Personen sind bei der SBB angestellt. SBB Cargo Schweiz soll nach Vorgaben des Bundes finanziell auf eigenen Füssen stehen.