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Güterzugunglück in Deutschland «Die Versorgung über den Schienenverkehr ist sichergestellt»

Nahe der süddeutschen Stadt Müllheim, rund 25 Kilometer nördlich von Basel, ist gestern eine Güterzugkombination der BLS mit einem grossen Betonteil kollidiert und entgleist. Dabei kam der Lokführer ums Leben, mehrere Personen wurden verletzt. Für die Strecke bis Basel ist SBB Cargo International verantwortlich. SBB-Sprecher Oli Dischoe über den Vorfall.

Oli Dischoe

SBB-Mediensprecher

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Oli Dischoe ist seit 2016 Sprecher der SBB für die deutschsprachige Schweiz.

SRF News: Was ist bei dem Unglück genau passiert?

Oli Dischoe: Auf der Rheintalstrecke auf deutscher Seite ist es am Donnerstagabend im baden-württembergischen Auggen zu einer Entgleisung gekommen. Betroffen war ein Zug von SBB Cargo International. Gemäss den dortigen Behörden ist ein Betonteil einer Brücke, die für den Abbruch vorgesehen war, in den Gleisbereich gefallen. Der Güterzug ist mit diesem Betonteil kollidiert.

Um was für einen Zug handelte es sich dabei?

Beim betroffenen Güterzug handelt es sich um einen Zug der Rollenden Landstrasse (RoLa). Der Zug fuhr ab Freiburg im Breisgau in Richtung Basel mit Ziel Novarra in Italien. Gezogen wurde er von einer BLS-Lok. Verantwortlich für den Zug war bis Basel aber SBB Cargo International.

Welche Auswirkungen hat das auf die Transportzüge der SBB?

Der betroffene Streckenabschnitt der Linie Freiburg im Breisgau bis Basel bleibt bis auf Weiteres gesperrt. Das heisst, für Reisende im Personenverkehr wird dort lokal ein Ersatzangebot eingerichtet. Aufgrund der Bestimmungen wegen dem Coronavirus ist der grenzüberschreitende Personenverkehr zwischen Deutschland und der Schweiz ohnehin weitgehend eingestellt.

Man hat Lehren aus dem Fall Rastatt gezogen.

Hier gilt es für Reisende, vor der Reise den Onlinefahrplan zu konsultieren. Beim Güterverkehr gilt dasselbe, nämlich dass Fahrten auf dem Streckenabschnitt bis auf Weiteres eingestellt sind. SBB Cargo International leitet nun so viele Güterzüge wie möglich via Singen–Schaffhausen um. Derzeit sind mindestens zwei Trassen pro Stunde und Richtung für Güterzüge möglich. Umleitungen über Frankreich sind in Abklärung. Die Landesversorgung über den Schienengüterverkehr ist sichergestellt.

Die Strecke ist bis auf Weiteres gesperrt. In gewissen Medien war zu lesen, bis Montag. Dann rechnen Sie damit, dass es doch länger dauern dürfte?

Zur Dauer des Unterbruchs können wir uns seitens der SBB nicht äussern. Es ist aber so, dass man Lehren aus dem Fall Rastatt gezogen hat, vor drei Jahren, als dieselbe Strecke lange Zeit unterbrochen war. Bereits in der vergangenen Nacht, wenige Stunden nach dem Unfall, wurde der internationale Störungsfall ausgerufen. Sprich: Es laufen internationale Absprachen mit allen betroffenen Ländern in diesem wichtigen Güterbahnkorridor, damit der Güterverkehr aufrechterhalten werden kann.

Das heisst, es gibt Alternativen für die betroffene Strecke?

Das ist korrekt. Dies ist auch eine der Lehren aus dem Unterbruch von Rastatt. Man hat Konzepte erarbeitet, die man nun spezifisch auf diesen aktuellen Fall hin schärft, damit der Güterverkehr aufrechterhalten werden kann.

Sind derzeit Güterzüge in der Schweiz oder in Deutschland blockiert?

Es liegt in der Natur der Sache, dass – wenn ein solch wichtiger Streckenabschnitt nicht befahren werden kann – es einzelne Güterzüge gibt, die blockiert sind. Ich kann aber keine Anzahl und auch keine genauen Örtlichkeiten nennen. Es geht nun darum, auch diese Züge rasch umleiten zu können. Da ist man mit internationalen Absprachen dran.

Das Gespräch führte Silvan Zemp.

SRF 4 News; 03.04.2020; 10:34 Uhr ; 

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