Die Schweiz und ihre Banken. Immer wieder geraten sie auch unrühmlich in die Schlagzeilen.
Der neueste Fall betrifft die Privatbank Julius Bär. Die Tochter des russischen Aussenministers Sergei Lawrow, Ekaterina Sergeevna Vinokurova, sei Kundin der Privatbank gewesen, wie das Nachrichtenportal Tippinpoint als Erstes berichtete.
Die Kundenbeziehung sei jedoch wieder aufgelöst worden, bevor Vinokurova wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine auf die Sanktionsliste kam.
Auch wenn die Kundenbeziehung nicht illegal war, wird der Ruf der Bank und des gesamten Schweizer Finanzplatzes beschädigt.
Illegal sei die Kundenbeziehung laut Mark Pieth, emeritierter Strafrechtsprofessor der Universität Basel, nicht gewesen. Dennoch sei es von der Bank «enorm ungeschickt» gewesen, das Geld der Tochter einer politisch exponierten Person eines Unrechtsstaats anzunehmen. «Dadurch wird der Ruf der Bank und des gesamten Schweizer Finanzplatzes beschädigt», so Pieth.
Nicht nur Julius Bär in den Schlagzeilen
Auch eine Vier-Millionen-Franken-Busse, die Julius Bär gemäss der «Financial Times» letzten November bezahlen musste, hat nicht zur guten Reputation beigetragen. Die Busse wurde wegen Versäumnissen bei der Geldwäschereibekämpfung und der Einhaltung von Vorschriften bei Hochrisikokunden im Zeitraum zwischen 2009 und 2019 ausgesprochen.
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Bild 1 von 3. Dass die Tochter von Sergej Lawrow Kundin bei Julius Bär war, wirft nach Ansicht von Experten kein gutes Licht auf den Schweizer Finanzplatz. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 3. Der Bank Mirabaud wird vorgeworfen, für einen US-Kunden zwei Milliarden US-Dollar vor dem Fiskus versteckt zu haben. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 3. Der Genfer Bank Reyl wird ein illustres russisches Kundenportfolio zur Last gelegt. Bildquelle: SRF.
Ein Blick zurück zeigt aber: Nicht nur Julius Bär fiel in letzter Zeit damit auf, regulatorische Vorgaben missachtet zu haben. So machte etwa die Genfer Privatbank Mirabaud wegen unzureichender Risikoprüfung eines US-amerikanischen Kunden im vergangenen Herbst Schlagzeilen.
Die Finma wurde mehrfach aktiv
Der mittlerweile verstorbene US-Kunde Robert Brockman versteckte mithilfe der Privatbank zwei Milliarden US-Dollar vor dem amerikanischen Fiskus. Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma stellte fest, dass Mirabaud die Pflichten gegen Geldwäschereibekämpfung verletzt und gegen das Finanzmarktrecht verstossen hatte.
Im Visier der Finma stehe laut «Le Monde» und «Tagesanzeiger» auch die Genfer Privatbank Reyl. Dies, weil risikoreiche Personen, wie etwa Leonid Reiman, der ehemalige russische Minister und Berater von Wladimir Putin, zur Kundschaft der Bank gezählt hätten.
Den Berichten zufolge habe die Geschäftsbeziehung mit Reiman von 2015 bis Ende 2023 gedauert. Auf fünf Konten, die mit ihm in Verbindung gestanden hätten, seien 81 Millionen Schweizer Franken gefunden worden. Er soll sich an russischen Staatsvermögen bereichert haben und unter Geldwäschereiverdacht stehen. Die Bank Reyl liess eine Anfrage von SRF unbeantwortet.
Nichts ist perfekt. Auch die Bankenwelt nicht.
In den vergangenen zehn Jahren habe es haarsträubende Fälle gegeben, bei denen Banken ihre Sorgfaltspflicht nicht genügend wahrgenommen hätten, sagt Wirtschaftsrechtsprofessor Peter V. Kunz. Er betont aber, dass gesetzliche Verschärfungen in den letzten Jahren stark zur Verbesserung der Situation beigetragen hätten. Die Banken hätten aus ihren Fehlern gelernt. «Aber man muss sich schon bewusst sein: Es wird immer Fehler geben bei den Banken. Nichts ist perfekt. Auch die Bankenwelt nicht.»
Die Schweizerische Bankiervereinigung betont in einer Stellungnahme auf Anfrage von SRF, dass sich Schweizer Banken strikt an alle geltenden Gesetze und Massnahmen halten, einschliesslich der Sanktionen von schweizerischen, internationalen und supranationalen Gremien.