Der viertgrösste Milchverarbeiter der Schweiz, die Firma Hochdorf, steckt in finanziellen Schwierigkeiten. Der Hersteller von Babynahrung und Milchpulver ist mit seiner aggressiven Expansionsstrategie gescheitert. An der Generalversammlung steht die Zukunft des Unternehmens zur Debatte. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Wie hoch ist der Schuldenberg? Hochdorf hat bei den Banken einen Konsortialkredit von 67 Millionen Franken. Hinzu kommt eine Anleihe von 125 Millionen Franken aus dem Jahr 2017. Vor allem die Last dieser Anleihe zieht Hochdorf in die Tiefe – weil das Unternehmen hohe Zinsen von bis zu fast sieben Prozent auf der Anleihe bezahlen muss.
Wie gravierend sind diese Schulden? Aus Sicht des Verwaltungsrates ist eine komplette Rückzahlung der Anleihe auf absehbare Zeit unrealistisch. Dies, weil das Unternehmen zu wenig profitabel sei. Deshalb wird ein Käufer für die ganze Gruppe oder zumindest für das operative Geschäft gesucht. Dies würde bedeuten, dass Hochdorf seine Unabhängigkeit verliert – das Ende des Unternehmens in der bisherigen Form.
Hochdorf Holding | in Zahlen |
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Angestellte : | 370 Personen |
Umsatz : | 308 Mio. Franken |
Gründung : | 1895 |
Standorte : | Hochdorf (LU) |
Sulgen (TG) | |
Produkte : | Milchpulver |
Babynahrung («Bimbosan») | |
Spezialnahrung | |
Halbfabrikate für Nahrungsmittelindustrie | |
früher auch «Heliomalt» |
Was heisst das für die Produktion – muss der Betrieb eingestellt werden? Nein, die Produktion läuft weiter, allerdings mit einer anderen Struktur, wohl auch mit einem neuen Eigentümer. Hochdorf hat zwar Schulden, im operativen Geschäft kommt das Unternehmen aber einigermassen über die Runden. Der Milchverarbeiter produziert in Hochdorf im Kanton Luzern und in Sulgen im Kanton Thurgau. Der Umsatz hat sich in den vergangenen Jahren fast halbiert.
Was ist schiefgelaufen? Hochdorf hat versucht, seinem Konkurrenten Emmi nachzueifern, mit einer vor 10 Jahren lancierten Expansionsstrategie. Die damalige Geschäftsleitung wollte in neue Märkte und Produktsegmente vorstossen. Dazu wurden eine zusätzliche Vertriebsorganisation und neue Fabrikanlagen im Ausland aufgebaut und neue Produkte eingeführt wie Snacks, Pflanzenöle und Trockenfrüchte. Viele dieser Tätigkeiten mussten wieder aufgegeben werden – das hat viel Geld gekostet und wurde mit einer teuren Anleihe finanziert.
Weshalb war Hochdorf weniger erfolgreich als Emmi? Es ist Hochdorf nicht gelungen, den direkten Draht zu den Konsumenten und Konsumentinnen zu finden. Das traditionell grösste Geschäft der Gruppe ist die Produktion von Milchpulver und Halbfabrikaten für die Nahrungsmittelindustrie. Hochdorf belieferte andere Unternehmen und ist somit bei den Konsumenten weniger bekannt als etwa Emmi. Zudem hatte Hochdorf Pech, denn eigentlich wollte das Unternehmen in den wichtigen Markt China vorstossen. Ausgerechnet 2018 verschärfte China allerdings die Richtlinien für die Hersteller von Babynahrung. Dies erfolgte nach verschiedenen Lebensmittelskandalen im Land. Damit blieb für Hochdorf die Türe zu China verschlossen.
Worüber wird an der Generalversammlung am Mittwoch gestritten? Der Verwaltungsrat legt dar, weshalb ein Verkauf des operativen Geschäftes notwendig sein soll. Dazu gibt es Kritik. Vor allem von Seiten der Firma Newlat aus Italien, welche ebenfalls Milchpulver produziert. Newlat hat kürzlich knapp 10 Prozent der Aktien von Hochdorf übernommen und möchte den Verwaltungsrat auswechseln sowie den Verkauf von Hochdorf stoppen. Die Stimmung ist gereizt.