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Grüner Wasserstoff aus der Wüste – ein Hoffnungsträger?
Aus Echo der Zeit vom 10.01.2024. Bild: SRF/Klaus Ammann
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Hoffnungsträger Wasserstoff Das grüne Gold der Wüste wartet

Wasserstoff aus Sonnenstrom für die Zeit nach Öl und Gas: Besuch in der ersten Anlage des Nahen Ostens bei Dubai.

Mitten in der Wüste, eine halbe Stunde südlich der Millionenstadt Dubai, liegt der Mohammed Bin Rashid Al Maktoum Solarpark, einer der grössten seiner Art. Auf über 100 Quadratkilometern glitzern hier kilometerlange Reihen von Solarpanels in der Sonne.

Bis in wenigen Jahren wird die Anlage rund 15 Terrawattstunden sauberen Strom pro Jahr produzieren. Sie könnte dann rund einen Achtel des Stromverbrauchs der Vereinigten Arabischen Emirate abdecken.

VAE-Solarpark.
Legende: Der Mohammed Bin Rashid Al Maktoum Solarpark südlich von Dubai. imago/Pacific Press Agency/Dominic Dudley

Doch nicht der gesamte Strom hier soll ins Netz fliessen. Am Rande des grossen Solarparks läuft seit zwei Jahren eine Produktionsanlage für grünen Wasserstoff. Die erste in der ganzen Region, sagt Hisham Ismail, der leitende Manager, stolz.

Aus einem Vorraum blicken wir durch eine Scheibe auf das Herz der Anlage, den sogenannten «Elektrolyseur», ein für den Laien undurchschaubares Geflecht von Rohren, Ventilen und kleinen Displays. Hier wird entsalztes und gereinigtes Meerwasser mit Strom aus der Solaranlage in Sauer- und Wasserstoff aufgetrennt.

Wasserstoffanlage
Legende: Blick auf den PEM Elektrolyseur im Mohammed Bin Rashid Al Maktoum Solarpark. imago images/photothek/Ute Grabowsky

Der Sauerstoff wird in die Umgebung abgelassen, der Wasserstoff landet in einem grossen, langgezogenen Tank draussen vor dem Gebäude. Dort erläutert der Chef der Anlage, dass der Wasserstoff während den letzten zwei Jahre zur Stromproduktion verwendet worden sei.

Riesiger Energieverlust bei Re-Elektrifizierung

Sprich: In einer weiteren Anlage im hinteren Teil des Geländes wurde der Wasserstoff jeweils in der Nacht, wenn die Solarpanels keinen Strom liefern, re-elektrifiziert. Bei diesem Speicherprozess gehe unter dem Strich mehr als die Hälfte der Energie verloren, räumt Hisham Ismail ein: Dies sei aber eine Testanlage. Künftig werde sich die Effizienz deutlich verbessern lassen.

Leiter Wasserstoffanlage.
Legende: Der Leiter der Wasserstoffanlage, Hisham Ismail, betont das riesige Potenzial des Wasserstoffs und rechnet mit weiteren Effizienzfortschritten bei Produktion und Speicherung.. SRF/Klaus Ammann

Bald soll die Anlage auch vergrössert werden. Heute werden hier rund 70 Tonnen grüner Wasserstoff pro Jahr produziert. Bis 2030 soll es laut der Strategie der Vereinigten Arabischen Emirate eine Million Tonnen sein.

Mit Wasserstoff passiert derzeit etwas Dramatisches – wie bei den erneuerbaren Energien vor zehn Jahren.
Autor: Francesco La Camera Direktor, Internationale Organisation für Erneuerbare Energien

Grüner Wasserstoff fristet heute noch ein Nischendasein in den Golfstaaten. Doch das werde sich bald ändern, ist Franceso La Camera, der Direktor der Internationalen Organisation für Erneuerbare Energien (IRENA), überzeugt: Mit Wasserstoff passiere derzeit etwas Dramatisches: «Es ist wie bei den erneuerbaren Energien: Vor zehn Jahren hielt man sie noch für  unpraktisch und teuer – heute produzieren Sonne und Wind den Strom am günstigsten.»

Die Länder der Golfregion wollen sich einen Platz im neuen Markt sichern. Sie haben beste Voraussetzungen.
Autor: Francesco La Camera Direktor, Internationale Organisation für Erneuerbare Energien

Dasselbe passiere gerade mit dem grünen Wasserstoff. Es sei sinnvoll, schon heute – wie hier in Dubai – aus Sonnenstrom Wasserstoff zu produzieren, so La Camera: Die Länder der Golfregion wollten sich einen Platz in diesem neu entstehenden Markt sichern: «Sie haben beste Voraussetzungen: Die Technologie, die Logistik mit Leitungen und Häfen für den Export und das Wüstenland für riesige Solarfarmen.»

Wasserstofftank.
Legende: Dubai rechnet damit, bis 2050 ebenso viel grünen Wasserstoff zu exportieren, wie es selbst verbraucht. Damit könnte das Land den Bedarf an grünem Wasserstoff decken, den Deutschland zu dem Zeitpunkt jährlich importieren will. imago images/photothek/Ute Grabowsky

Vor allem aber hat die Golfregion viel Sonnenschein. Doch kann grüner Wasserstoff Öl und Gas dereinst auch wirtschaftlich ersetzen? La Camera differenziert: nicht Wasserstoff allein. Aber in Kombination mit erneuerbarem Strom werde grüner Wasserstoff im Energiesystem künftig eine wichtige Rolle spielen und lukrativ sein.

Echo der Zeit, 10.1.2024, 18:00 Uhr

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