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Hohe US-Zölle gegen Schweiz Was bedeuten die 39-Prozent-Zölle für die Schweizer Wirtschaft?

Die von den USA angekündigten Zölle von 39 Prozent auf Schweizer Exporte sind am Donnerstagmorgen formell in Kraft getreten. SRF-Wirtschaftsredaktor Jan Baumann über die wirtschaftlichen Folgen.

Jan Baumann

Leiter Wirtschaftsredaktion

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Jan Baumann ist seit 2013 bei SRF tätig und leitet seit Anfang 2023 die Wirtschaftsredaktion von Radio SRF. Zuvor hatte er während rund zehn Jahren als Redaktor für die Zeitung «Finanz und Wirtschaft» gearbeitet, unter anderem als USA-Korrespondent.

Die 39-Prozent-Zölle sind Realität: Was heisst das für die Schweizer Wirtschaft?

An Tag eins noch nicht viel. Aber mit jedem Tag, jeder Woche, jedem Monat wird der Schmerz grösser werden. Das Problem der betroffenen Firmen ist, dass sie nun schlagartig weniger wettbewerbsfähig sind als die Konkurrenz. Weil die US-Zölle auf den Schweizer Produkten viel höher sind als die Zölle auf den Konkurrenzprodukten aus der EU beispielsweise. Die Firmen in der Uhrenindustrie, Maschinenindustrie, aber auch die Schokolade- und Käsehersteller hatten bereits mehrere Monate Zeit, um sich vorzubereiten. Sie haben die Zeit genutzt, um die Lager in den USA zu füllen. Viel Ware ist bereits dort – noch zum niedrigeren Zoll. Auch sind die Unternehmen daran, ihre Lieferketten neu zu organisieren. Sie können mehr lokal produzieren, ihre Produktion in den USA ausbauen. Aber das braucht natürlich nochmals deutlich mehr Zeit. Die Firmen der betroffenen Branchen können zudem ihre Geschäfte in anderen Absatzmärkten stärken. All dies geschieht bereits und kann ebenfalls helfen, den Schlag von Donald Trumps Zollkeule abzudämpfen. 

Wie gross wird der wirtschaftliche Schaden?

Schätzungen sprechen von weniger Wirtschaftswachstum in der Grössenordnung von bis zu einem Prozent der Schweizer Wirtschaftsleistung (BIP). Je nachdem, ob bald auch Zölle auf Pharmaprodukte kommen, oder aber die Pharma-Exporte zollfrei bleiben. In den USA bezahlen zunächst die Importeure den Zoll auf den Importen aus der Schweiz. Das Geld fliesst in die US-Staatskasse. Aber die Abnehmer-Firmen werden die Zölle zumindest zum Teil auch weitergeben an die Konsumentinnen und Konsumenten in den USA. Mit Spannung wird darum verfolgt, wie stark die Preise dort steigen, wie stark die Inflation in den USA zunimmt. In der Schweiz könnte es mit der Zeit zum Stellenabbau kommen. Dies befürchten zumindest die Wirtschaftsverbände – und sie rufen deshalb auch nach Hilfe von der Regierung.

Was kann der Bundesrat tun, um die Wirtschaft zu unterstützen?

Die Regierung kann beispielsweise den Firmen unter die Arme greifen, indem sie die Frist für den Bezug von Kurzarbeitsentschädigung weiter auf zwei Jahre verlängert. Diskutiert werden auch Massnahmen zur Entlastung der Wirtschaft – wobei solche Massnahmen selbstverständlich politisch umstritten sind. Ausserdem ist klar: Der Bundesrat wird mit der US-Regierung weiterverhandeln. Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Es laufen derzeit – hinter den Kulissen – viele Gespräche. Es geht darum, das Angebot an die Regierung Trump noch aufzubessern. Beispielsweise, indem die Schweiz zusichert, mehr zu importieren aus den USA. Oder indem die Schweiz zusichert, dass Schweizer Firmen noch mehr investieren in den USA, also dort Arbeitsplätze schaffen.

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Heute Morgen, 07.08.2025, 6:05 Uhr ; 

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