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Roche und die Rohstoffknappheit auf der Grossbaustelle in Basel
Aus Rendez-vous vom 01.09.2021. Bild: zvg, Roche
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Holz, Stahl und Co. fehlen Rohstoffknappheit: So löst Roche Engpässe auf der Grossbaustelle

Lieferprobleme bringen einen grossen Mehraufwand beim Bau des neuen Forschungs- und Entwicklungszentrums in Basel.

Die beiden Roche-Türme sind in Basel unübersehbar. Rund 200 Meter weit ragen sie in den Himmel. Damit nicht genug: Roche zieht derzeit neben den beiden Türmen noch mehrere weitere Gebäude hoch, in denen dereinst geforscht wird. Die vier Gebäude des sogenannten pRED Forschungs- und Entwicklungszentrums werden bis zu 114 Meter hoch.

Mitten in der vorerst letzten Bauphase des Roche-Ausbaus in Basel bereitet den Planern die aktuelle Rohstoffknappheit Kopfzerbrechen. Weltweit ist die Beschaffung von Baumaterialien ein Problem, auf der vielleicht grössten Hochbau-Baustelle der Schweiz ist dies jedoch besonders spürbar, denn die Mengen, die derzeit auf der Baustelle des neuen Zentrums benötigt werden, sind riesig.

Quelle: Roche, 01.09.2021 Bisher verbaute Mengen: 94'000 m 3 23'500 Tonnen Armierungsstahl 1'900 km Kabel mit weit über 100'000 Steckverbindungen 190 km Rohrleitungen Beton

«Mit der Knappheit bei Holz hat es begonnen, mittlerweile sind aber alle Baustoffe betroffen: Gips, Farbstoffe, Dämmmaterial und so weiter», sagt Marcus Hablützel, Projektleiter des Neubaus. Zusammen mit einem Team aus 16 Leuten kümmert sich Hablützel derzeit insbesondere um die Beschaffung von Baustoffen. Mit einer Mischung aus Beharrlichkeit und Improvisationstalent machen sie bei den Lieferanten Druck oder suchen Lösungen, immer mit dem gleichen Ziel, dass der 1,2 Milliarden Franken teure Bau rechtzeitig und möglichst ohne Mehrkosten fertig wird.

pRED – Neues Forschungs- und Entwicklungszentrum

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Legende: Die vier neuen Forschungsgebäude liegen unmittelbar neben den neuen Roche-Türmen zvg, Roche
  • In vier Gebäuden entstehen Labors und Büros für rund 1'800 Forscherinnen und Forscher
  • Die Gebäude werden zwischen 18 und 114 Metern hoch
  • 700 Personen arbeiten gleichzeitig auf der Baustelle
  • Fertigstellung ist Ende 2023 geplant
  • Baukosten total: 1,2 Milliarden Franken

Hablützel illustriert dies am Beispiel der speziellen Parkettböden aus Eiche. Weil das Eichenparkett in der gewünschten höchsten Qualität derzeit auf der ganzen Welt nicht mehr erhältlich ist, musste man ausweichen auf Böden mit einer anderen Beschaffenheit. «Der Nachteil ist halt eine andere Qualität. Aber wir haben einen Kompromiss gefunden, mit dem wir alle leben können.»

Solche Kompromisse sind eine Möglichkeit, die Lieferschwierigkeiten in den Griff zu bekommen. Eine andere ist ständiges Nachfragen bei Lieferanten und es könne auch sein, dass jemand direkt beim Lieferanten vorbeigehe und schaue, ob das Material auch tatsächlich vorhanden sei. «Es geht darum, dass wir nicht angelogen werden und die versprochene Menge und Qualität auch wirklich geliefert wird.» Verzögerungen kommen Roche teuer zu stehen: Ein Tag Stillstand würde über eine Million Franken kosten, rechnet Hablützel vor.

Veloständer: Heute bestellt, in zwei Jahren benötigt

Weiter bietet Roche gewissen Lieferanten auch Lagerflächen an, um Waren zum abgemachten Preis beziehen zu können. So wurden beispielsweise bereits heute die Veloständer für die 1900 Veloparkplätze bestellt, obwohl diese erst in zwei Jahren eingebaut werden. Durch solche Massnahmen konnten Hablützel und sein Team bis anhin Mehrkosten verhindern, zudem sei man immer noch im Zeitplan.

Matthias Engel vom Schweizerischen Baumeisterverband spricht von einer aussergewöhnlichen Situation, mit der das Baugewerbe derzeit konfrontiert ist. Grund für die Lieferprobleme und Kostenexplosion für Materialien wie Stahl oder Holz sei die Corona-Pandemie. «Im Jahr 2020 war die Produktion teils verlangsamt, teils sogar ganz eingestellt. Nun wird wieder stärker und schneller produziert, aber die Versorgungslücken sind immer noch da», sagt Engel. Dazu komme, dass in Ländern wie China und den USA ein Bauboom herrsche und dieser die Versorgungsengpässe weiter verschärfe.

Die Auswirkungen sind auf allen Schweizer Baustellen zu spüren. Mit einem aktiven Lieferantenmanagement, wie es Roche betreibt, können jedoch Verzögerungen vermieden werden. Engel: «Wenn Bauherr und Bauunternehmer eine gute Strategie haben, lassen sich Projekte weiterhin genügend rasch umsetzen.»

Rendez-vous, 01.09.2021, 12:30 Uhr;

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15 Kommentare

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  • Kommentar von René Balli  (René Balli)
    Wenn mit Medikamenten soviel Geld gemacht werden kann, stimmt doch etwas mit unserer allgemeinen Gesundheit und dem System nicht?
    1. Antwort von Wilfred Scheidegger  (Ville Frayde)
      ...genau, DAS dürfte man so schreiiiien!!!
  • Kommentar von Monika Hug  (Frau Hug)
    94‘000 m3 und 23‘000t Armierungsstahl…so und jetzt lässt man sich das mal durch den Kopf gehen mit dem Artikel zum Appell zum Aufruf des Klimanotstands. Die Bauindustrie schert sich einen Dreck um die Eindämmung der Klimaerwärmung und wenn es noch Roche ist, da sehen alle nur Dollarzeichen, aber ich bin sehr froh, dass sie wenigstens beim Eichenparkett einen Kompromiss finden konnten, wo diese Eiche wohl herkommt?
    1. Antwort von Katharina Studer  (gino)
      Dachte ich mir auch.
    2. Antwort von Patrick Janssens  (patrickjanssens)
      Bauindustrie, nicht nur die Bauindustrie, die baut nur was in Auftrag gegeben wird. Es ist also der Auftraggeber der sich um nichts schert.
  • Kommentar von Patrick Janssens  (patrickjanssens)
    1,2 Milliarden Franken kostet der Bau, gibt einen Eindruck welche Gewinne da eingefahren werden.
    1. Antwort von Thomas Bischofberger  (Thomas B.)
      Das stimmt, anderseits wird der Standort Schweiz für die Zukunft fit gemacht. Lieber eine Börsenkotierte Firma welche seit Jahren erfolgreich und mehrheitlich im Familienbesitz ist als eine Shareholder value gesteuerte mit immer neuen CEO's welche allein auf ihren Bonus fokusiert sind. Die Steuern dagegen dürften in BS schon etwas tiefer sein............
    2. Antwort von Pierre de Senarclens  (Pierre de Senarclens)
      @Bischofberger: Sie glauben tatsächlich, dass Roche NICHT von Sharholdern gesteuert ist?? Und das Kader dort NICHT auf ihren Bonus fixiert ist??
    3. Antwort von Thomas Bischofberger  (Thomas B.)
      @Pierre de Senarclens
      Doch natürlich haben die Mitarbeiter bei Roche einen Bonus und was für einen und an der Börse sind sie auch. Die ganze Firma wird aber eher konservativ geführt weshalb die Ergebnisse bei den Analysten immer als zu wenig befriedigend analysiert werden. Sprich es hätte auch mehr sein können.