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Investieren mit gutem Gewissen Börsenbetreiberin lanciert Index für nachhaltige Schweizer Aktien

Immer mehr Investierende wollen nachhaltig Geld anlegen. Die Börsenbetreiberin Six legt deshalb einen neuen Index auf.

Noch liegt manches im Argen punkto Nachhaltigkeit auf dem Schweizer Finanzplatz. Die Banken, Versicherungen und Pensionskassen tun beispielsweise zu wenig gegen die Klimaerwärmung. Das bemängelte unlängst das Bundesamt für Umwelt in einem Bericht. Doch der Bund als Aufseher und die Finanzplatzakteure selber haben ein ambitioniertes Ziel: Sie wollen die Schweiz zum führenden Standort für nachhaltige Finanzen machen.

In der Branche sei Nachhaltigkeit heute ein Top-Thema, sagt Mirjam Staub-Bisang, die Schweiz-Chefin von Blackrock, dem grössten Vermögensverwalter der Welt, der auch für viele Schweizer Pensionskassen Anlagelösungen anbietet: «Wir sind an einem Tipping Point, einer wird dem anderen bald folgen. Wir sind nicht mehr weit weg von nachhaltigen Anlagen als Anlagestandard.»

Grün Investieren ist im Trend

Als Chefin von Blackrock Schweiz stellt sie in der Praxis fest, dass nun viele Pensionskassen vermehrt Rücksicht nehmen auf Umwelt und Soziales bei der Auswahl ihrer Finanzanlagen.

Das nachhaltige Investieren ist ein Wachstumsmarkt, das zeigen die jüngsten Zahlen des Verbands Swiss Sustainable Finance. Demnach sind in der Schweiz die nachhaltigen Finanzanlagen auf rund 1200 Milliarden Franken gestiegen, ein Drittel aller in der Schweiz verwalteten Vermögen.

Ihren Teil beitragen will nun auch die Börsenbetreiberin SIX. Sie hat heute ein Paket neuer Markt-Indizes für Aktien und Anleihen lanciert, denen sogenannte ESG-Kriterien zugrunde liegen. Das englische «ESG» steht für Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung.

Ausgesondert werden nach diesen Kriterien beispielsweise Firmen, die mehr als 5 Prozent ihres Umsatzes mit Rüstungsgütern, Wettspielen, Gentechnik, Atomenergie, Kohle, Ölsand oder Tabak erwirtschaften. Auch Firmen, die die Umwelt stark belasten, fliegen raus.

Nur die schlimmsten sind nicht im neuen Index

Aktuell haben es von den etwas über 200 Schweizer Aktien im SPI gut 70 nicht in den nachhaltigen Index geschafft. Christian Bahr, Leiter Index-Geschäft der SIX, sagt: «Unternehmen, die einen grösseren negativen Impact haben auf Umwelt, Gesellschaft oder Governance-Aspekte, die werden ausgeschlossen.»

Anders gesagt: Nur die schlimmsten Umweltsünder oder Rüstungs-Schmieden bleiben draussen. Christian Bahr betont: Mit den neuen Indizes habe die SIX auf das gestiegene Interesse der Investoren und der Vermögensverwalter reagiert.

Nachhaltiges Anlegen wird günstiger

Bisher hätten solche Nachhaltigkeits-Indizes für das breite Schweizer Anlage-Universum gefehlt, bestätigt Mirjam Staub-Bisang von Blackrock. «Deshalb denke ich, dass genau diese Indizes auf Obligationen und Aktien eine bedeutende Lücke füllen und sicher stark von Investoren nachgefragt werden.»

Ein bedeutender Pluspunkt der neuen Indizes ist: Nachhaltiges Anlegen wird damit tendenziell günstiger. Weil es die Produkte-Hersteller so einfacher haben, die entsprechenden Anlagevehikel zu erstellen. Folgerichtig verlangen sie dann auch weniger Gebühren von den Investoren. Möglich machen das zum Beispiel sogenannte Index-Fonds.

«Ein Indexprodukt, das dem nachhaltigen Index folgt, wird das nachhaltige Anlegen günstiger machen», sagt Staub-Bisang. Was wiederum dazu führen dürfte, dass – dank der neuen SIX-Indizes – noch mehr Pensionskassen und andere kostenbewusste Grossanleger auf Nachhaltigkeit umstellen werden.

Echo der Zeit 10.02.2021, 18.00 Uhr

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