Autohändler Adrian Büchler erlebt die Zurückhaltung der Kundinnen und Kunden hautnah. «Der Konsument ist einfach nicht mehr bereit, solche Preise zu bezahlen», sagt er.
Laut Büchler sind derzeit viele hochpreisige Elektroautos als Occasionen auf dem Markt. Sie stünden aber in Konkurrenz zu Neuwagen chinesischer E-Autobauer. «Und diese gibt’s schon ab 17'000 Franken.»
Eine Folge: Elektro-Occasionen müssen länger inseriert bleiben, bis sie in neue Hände gehen. In den ersten vier Monaten des Jahres über 20 Prozent länger als in der Vorjahresperiode. Eine weitere Folge: Die Preise sinken. Der Durchschnittspreis von Elektro-Gebrauchtwagen lag zwischen Januar und April dieses Jahres bei rund 38'500 Franken – und damit 12 Prozent tiefer als im Vorjahr.
Zu diesem Schluss kommt eine Auswertung der Swiss Marketplace Group, zu der die Plattform Autoscout24 gehört. SRF liegen die Zahlen exklusiv vor.
Gleiche Sorge wie beim Handy
Interessant ist der Vergleich mit Verbrenner-Autos: Dort sind die Occasionspreise nicht gesunken, sondern stabil geblieben. Autohändler Büchler musste vor allem bei den Preisen deutscher Luxus-Elektroautos über die Bücher.
Deutsche Luxus-Elektroauto-Occasionen kosteten vor zwei Jahren noch 80'000 Franken. Wir müssen sie massiv herunterschreiben, damit wir sie überhaupt noch verkaufen können.
Der Preis dürfte ein Grund für die Zurückhaltung der Kundschaft sein. Ein anderer: Die Angst, dass die Batterien bei E-Occasionen schlecht und nicht mehr genügend leistungsfähig sein könnten. Jürg Stauber vom TCS Zürich hört diese Sorge immer wieder. «Jeder hat das Gefühl, es ist dasselbe wie beim Handy, das nach zwei Jahren nicht mehr funktioniert.»
Batterie ist laut TCS nicht das Problem
Seit Anfang Jahr bietet der TCS deshalb Batterie-Tests an. Für 70 Franken werden Daten der Batterie abgesaugt und in einem Labor in Österreich ausgewertet. «Wir haben seither 50 Autos gemessen, und noch keine Batterie war schlecht. Keine hatte weniger als 80 Prozent der ursprünglichen Leistung», sagt TCS-Mann Stauber.
Das heisst indes nicht, dass eine genaue Prüfung bei Elektro-Occasionen generell fehl am Platz ist. Aber nicht wegen der Batterie, wie Andreas Häuptli, der Chef der TCS-Sektion Zürich, sagt: «Was eher zu beachten ist, sind die mechanisch beanspruchten Teile.» In einem E-Auto wirkten sehr starke Kräfte auf die Aufhängungen – «und die muss man auch anschauen, darum reicht ein reiner Batterietest nicht».
Auch solche Tests bietet der TCS an. Generell sind die Prüfzahlen noch klein und das Fazit der ersten Auswertungen deshalb mit Vorsicht zu interpretieren.