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«Kahlschlag» bei der Post Die Post will bis 2028 170 Filialen schliessen

  • Die Post schliesst eigen betriebene Filialen. 170 Poststellen sollen bis ins Jahr 2028 abgebaut werden. Damit verschwindet jede fünfte Postfiliale.
  • Post-CEO Roberto Cirillo begründet den Schritt im Gespräch mit SRF mit der abnehmenden Rentabilität der Filialen im Zeitalter der Digitalisierung.
  • Für die Gewerkschaft Syndicom kommt das Vorhaben der Post einem «Kahlschlag» in diesem Bereich des Service public gleich.

Im vergangenen Jahr fuhr die Post mit ihrem Netz eigener Filialen einen Verlust von 93 Millionen Franken ein. Für ihren Chef Roberto Cirillo eine bittere Pille. Um wieder rentabel zu werden, sollen künftig nur noch 600 Filialen bestehen. Ende 2023 gab es laut Angaben im Geschäftsbericht noch 769 Postfilialen. Noch ist unklar, welche Filialen betroffen sein werden.

An den Standorten, an denen eigen betriebene Filialen aufgrund der Nachfrage nicht weitergeführt werden könnten, will die Post laut eigenen Angaben gemeinsam mit den Gemeinden Nachfolgelösungen suchen.

Wenn die Leute die Schalter nicht mehr verwenden, macht es keinen Sinn, sie aufrechtzuerhalten.
Autor: Roberto Cirillo CEO der Post

Manuel Wyss, Geschäftsleitungsmitglied der Gewerkschaft Syndicom, rechnet mit 700 wegfallenden Stellen. Die Gewerkschaft fordert, die Stellen mit der natürlichen Fluktuation aufzufangen. Zu Kündigungen werde es nicht kommen, erklärt auch die Post. Denn trotz der Reduktion der Arbeitsstellen rechnet sie kurz- und mittelfristig mit einem höheren Rekrutierungsbedarf. Ein Arbeitsplatzwechsel sei hingegen möglich.

Für die Post sei dieser Schritt unausweichlich, so Roberto Cirillo. Früher hätten die Kundinnen und Kunden Barein- und auszahlungen am Schalter gemacht. Heute haben sich die Bedürfnisse verändert. «Wenn die Leute die Schalter nicht mehr verwenden, macht es keinen Sinn, sie aufrechtzuerhalten», argumentiert Cirillo.

Über 50 Prozent weniger Postfilialen in 12 Jahren

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Mit dem Abbau auf 600 Poststellen bis 2028 wird die Post ihr Filialnetz innerhalb von 12 Jahren mehr als halbiert haben. 2016 hatte die Post noch 1323 Filialen selber geführt.

Im gleichen Zeitraum nahm auch die Zahl der aufgegebenen Briefe in den Filialen drastisch ab. Waren 2016 noch 215 Millionen Briefe direkt bei der Post aufgegeben worden, ging deren Zahl bis Ende letztes Jahr um fast die Hälfte auf 117 Millionen Stück zurück. Das gleiche Bild zeigt sich bei den Einzahlungen mit einem Rückgang um fast 60 Prozent: Von 155 Millionen auf 65 Millionen.

Gleichzeitig baute die Post jedoch andere Modelle aus. So stieg die Anzahl der Agenturen von 849 im Jahr 2016 auf 1237 Ende letztes Jahr. Die Geschäftskundenstellen wurden im gleichen Zeitraum von 29 auf 221 vervielfacht.

Trotzdem brach die Kundenfrequenz in dieser Zeit weiter ein: Von rund 138 Millionen Besuchen in Filialen und Agenturen im Jahr 2016 auf rund 90 Millionen Ende letztes Jahr. Das bedeutet ein Rückgang von 35 Prozent innert acht Jahren.

Die Gewerkschaft Syndicom kritisiert den Entscheid als «Kahlschlag» und «radikale Abkehr» von der aktuellen Strategie, die eine Stabilisierung des Filialnetzes vorgesehen habe. Die Post habe den Auftrag, in der Schweiz den postalischen Service public aufrechtzuerhalten. «Mit ihren Plänen vollführt sie einen Kahlschlag in diesem Bereich und versetzt dem Service public einen harten Schlag», sagt Wyss von Syndicom zur SRF.

Ein Mann geht an einer gelben Wand mit CP+ Symbolen vorbei.
Legende: Die Post will gemäss eigenen Aussagen künftig noch stärker auf «zeitlich und örtlich flexible Zugangslösungen wie My Post 24 oder den Hausservice» setzen. (Bild: Bern, 20.11.2023) KEYSTONE/ Peter Schneider

Die noch 600 eigenen Filialen will die Post zu Dienstleistungszentren weiterentwickeln und dafür in den nächsten Jahren 100 Millionen Franken in neue Formate mit «attraktiver Erreichbarkeit» investieren. Durch die von Partnern betriebenen Filialen komme man derzeit auf rund 2000 bediente Standorte, schreibt die Post.

SP kritisiert Post-Entscheid

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Die SP kritisiert die Pläne der Post. Darunter leiden werde die Bevölkerung, schreibt die Partei in einer Mitteilung: «Ein Abbau der Poststellen bedeutet längere Wege für die Bevölkerung – besondes in ländlichen Gebieten – und führt zu mehr Verkehr in den Städten», wird SP-Nationalrat David Roth (LU) zitiert.

Der Post gehe es dank «eines boomenden Paketgeschäfts und starken Erträgen der Postfinance» gut. Man fordere den zuständigen Bundesrat Albert Rösti dazu auf, die Grundversorgung sicherzustellen und den Plänen der Post Einhalt zu bieten.

Für die Gewerkschaft Syndicom ist das ein magerer Trost. Geschäftsführungsmitglied Wyss befürchtet durch den Abbau der Filialstellen auch eine Erosion der Attraktivität für Partnerfirmen.

Mit ihren Plänen macht sich die Post keinen Gefallen.
Autor: Manuel Wyss Syndicom

Bei Partnern wie Western Union, der Migros Bank oder auch den Krankenkassen Assura und Groupe Mutuel könnte die Lust auf ein Zusammengehen schwinden. Diese Firmen bezahlen der Post eine Miete, dafür, dass sie in den Filialen präsent sein dürfen. Mit einer Straffung ihres Angebots «macht sich die Post keinen Gefallen», sagt Manuel Wyss, «sie wird mit ihren aktuellen Plänen die sogenannte Netzöffnung in Mitleidenschaft ziehen.»

Das ist auch die Einschätzung von SRF-Wirtschaftsredaktor Manuel Rentsch. Das Vorhaben der Post komme einem Spagat gleich. «Auf der einen Seite hat die Post einen Auftrag, der im Gesetz festgelegt ist. Auf der anderen Seite steht die wirtschaftliche Rentabilität.» Es werde vom Fingerspitzengefühl der Verantwortlichen bei der Auswahl der Filialen abhängen, auf wie viel Widerstand die Reduktion stossen werde.

Manuel Rentsch

Wirtschaftsredaktor

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Manuel Rentsch ist Wirtschaftsredaktor bei Radio SRF. Zu hören ist er oft in der Sendung SRF 3 Wirtschaft.

SRF Rendez-Vous, 29.05.24, 12:20 Uhr ; 

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