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Kampf gegen Weltraumschrott Sauberes All – auch dank der Schweiz

Trümmer im Weltraum werden immer mehr zum Problem. Ex-Nasa-Forschungschef Thomas Zurbuchen sagt, wie die Schweiz Abhilfe schaffen könnte.

Im Weltall herrscht Hochbetrieb: Über 8000 Satelliten umkreisen die Erde. Sie übertragen Informationen weltweit, helfen beim Navigieren oder dienen militärischen Zwecken. Das kann zum Problem werden, wenn sie ausgedienten Satelliten oder Raketen in die Quere kommen und mit ihnen kollidieren.

Begonnen hat alles 1957. Damals wurde mit Sputnik 1 erstmals ein Satellit in den Weltraum geschossen. Tausende bemannte und unbemannte Missionen folgten ihm – und luden Riesenmengen an Abfall ab.

Das Geschäft im Weltraum ist riesig. Im vergangenen Jahr wurden weltweit 500 Milliarden US-Dollar mit der Raumfahrt erzielt: allen voran die USA und auch China.

Gefahr für die Raumfahrt

Eine Folge davon: Mehr als 36'000 Trümmerteile – alle über 10 Zentimeter gross – kreisen inzwischen um unseren Planeten. Das ergeben Berechnungen der Europäische Raumfahrtagentur ESA. Es sind Trümmer von Satelliten, die über der Erde kollidierten und im schlimmsten Fall treffen sie andere Flugkörper.

Für Thomas Zurbuchen ist die Situation nicht tragbar. Er weiss, wovon er spricht, denn er war sechs Jahre lang Wissenschaftsdirektor der Nasa - der zivilen US-Behörde für Raumfahrt und Flugwissenschaft.

«Wenn wir so weitermachen, sind wir in 10 bis 15 Jahren in einer Krise. Dann können ganze Bereiche im Weltraum nicht mehr benutzt werden - wie ein Minenfeld», sagt Zurbuchen im ECO Talk. Man brauche diese Orte jedoch, um Gutes zu tun: für die Erde, das Wetter und die Kommunikation.

Wenn wir so weiterfahren, können bald ganze Bereiche im Weltraum nicht mehr benutzt werden – ein Trümmerfeld.
Autor: Thomas Zurbuchen Ex-Wissenschaftsdirektor Nasa

Das Problem hat auch die ESA erkannt und setzt auf die Unterstützung des Schweizer Start-ups Clear Space. Für eine erste Mission entwickelt das Unternehmen einen Satelliten, der einen ausgedienten Teil einer Rakete aus bis zu 800 Kilometer über der Erde entfernen soll. Dafür erhält Clear Space 86 Millionen Franken von der ESA.

Wie eine Art Abschleppdienst sollen solche Satelliten für Ordnung im Orbit sorgen. Das soll in Zukunft Alltag sein. Der Start der Mission von Clear Space ist für 2027 vorgesehen, wie Geschäftsführer Luc Piguet gegenüber SRF sagt.

Das einmalige Knowhow der Schweiz

Die Schweiz als Technologiestandort könne helfen, Lösungen zu finden, sagt Thomas Zurbuchen – heute ist er Leiter der Initiative Zürich Space der ETH. Diese hat zum Ziel, dass Forschung und Unternehmen kooperieren. Die Schweiz könne zudem verschiedene Länder an den Tisch bringen, so Zurbuchen.

In der Schweiz sei nicht nur das Technologie-Knowhow vorhanden, sondern auch die Kompetenz, Hightech-Geräte und Technologien zu bauen. «Darin ist die Schweiz besser als alle anderen», so Zurbuchen.

ECO Talk, 20.11.2023, 22:25 Uhr

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