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Warum ist die Wirtschaftswissenschaft eine Männerdomäne?
Aus Rendez-vous vom 18.01.2019.
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Karriere in einer Männerdomäne Wirtschaftswissenschaften – besonders frauenfeindlich?

Einflussreiche Frauen gibt es in den Wirtschaftswissenschaften nur wenige. Das hat Gründe.

Auf der vielbeachteten NZZ-Rangliste der einflussreichsten Ökonomen der Schweiz liegt Monika Bütler weit vorne, auf Platz vier. Sie ist aber die einzige Frau unter den 38, die genannt werden. Das erstaunt die Hochschulprofessorin nicht: «Männer werden oft ernster genommen als Frauen.» So empfehle sie jungen Kolleginnen auch nicht unbedingt, sich das anzutun. «Es ist manchmal wirklich schwierig. Man wird angefeindet, mehr noch als die Männer.»

Eine feindliche Haltung gegenüber Frauen gebe es zwar auch in anderen Disziplinen Aber: «In den Natur- und Ingenieurswissenschaften haben die Frauen in den letzten 20 Jahren aufgeholt. in der Ökonomie ist das nicht der Fall.» Das Klima sei hier im Vergleich besonders hart. Kritik treffe Frauen häufiger als Männer, und sie gehe oft auch ins Persönliche. Das liege bestimmt nicht daran, dass Frauen schlechter qualifiziert seien. «Es gibt implizite Vorurteile, die man gegenüber Expertinnen hat», so Bütler.

Besonders toxisches Umfeld

Das bestätigt auch die Amerikanerin Kate Bahn, Vize-Präsidentin der Internationalen Vereinigung feministischer Ökonominnen. «Wir wissen inzwischen, dass die Wirtschaftswissenschaften ein besonders feindliches Umfeld für Frauen sind.» Man müsse sich nur mal anschauen, was auf Job-Portalen über Ökonominnen geschrieben werde.

Die Benachteiligung ist sogar belegt: Eine Studie zeigt, dass schon Studenten weibliche Lehrkräfte in Wirtschaftsfächern systematisch schlechter beurteilen als männliche. Und laut einer anderen Studie an 30 Top-US-Universitäten werden mehr Studien von Männern in namhaften Fachmagazinen publiziert.

Typische strukturelle Hürden

Eine Harvard-Ökonomin hat zudem herausgefunden, dass Frauen, die mit einem Co-Autor Studien publizieren, schlechtere Karrierechancen haben, weil ihr Beitrag offenbar per se als klein eingeschätzt wird. Wenn dagegen Männer mit Kolleginnen Studien verfassen, sind deren Karrierechancen besser.

Die schlechteren Beurteilungen wirkten sich insgesamt negativ auf die Karriere von Wirtschaftswissenschaftlerinnen aus, sagt Bütler: «Viele Frauen steigen deshalb auch früh aus.» Und dann kämen noch die üblichen strukturellen Hürden hinzu, ergänzt Bahn: Frauen müssten sich immer noch öfter um Kinder oder Angehörige kümmern und ihre Ambitionen hinter die des Partners stellen.

Tieferer Lohn als die Kollegen

Wozu das führt, kann man an den Zahlen ablesen. Frauen stellen seit 20 Jahren nur ein Drittel der Doktoranden in Wirtschaftswissenschaften, bei Professorenstellen liegt der Frauenanteil sogar nur bei zehn Prozent. Und selbst wenn sie Karriere machen, verdienen Ökonominnen – zumindest in der Schweiz – deutlich weniger als ihre männlichen Kollegen.

Dass Frauen in der Ökonomie unterrepräsentiert sind, hat auch Folgen für die Politikberatung, wie eine Studie des Internationalen Währungsfonds zeigt.

So haben Frauen weniger Vertrauen in den freien Markt als ihre männlichen Kollegen. Und wenn es Probleme gibt, setzen sie eher auf den Staat und auf Regulierung. Da sie aber seltener nach ihrer Meinung gefragt werden und seltener wichtige Positionen besetzen, sind sie auch weniger einflussreich.

Das Problem wird langsam erkannt. Eine Änderung sei aber noch nicht in Sicht, sagen beide Ökonominnen. Darum wird es wohl noch Jahre dauern, bis Frauen in der Wirtschaftswissenschaft genauso ernst genommen werden wie Männer.

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