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Keine Hilfe vom Bund Bundesrat erteilt Reisebüros eine Abfuhr

Der Reisebüro-Verband will 500 Millionen Franken. Guy Parmelin sagt, der Bundesrat stelle sich «aus Prinzip» dagegen.

«Wir fordern, wie die Airline-Branche und andere Branchen auch, dass wir vom Bund einen 500-Millionen-Fonds erhalten.» Das sagt Roger Geissberger im Interview mit «ECO».

Geissberger ist Geschäftsführer der Knecht Reisegruppe und Vorstandsmitglied im Reisebüro-Verband. Bundeshilfe brauche es, weil die Reisebüros auf Monate hinaus nicht mehr arbeiten könnten, da die Grenzen geschlossen seien.

Mit dem Geld könnten Härtefälle vermieden werden. Und es sei nötig «für die Schadloshaltung für Leistungen, die wir nicht retour erhalten und den Kunden weitergeben sollten», so Geissberger weiter.

Airlines zahlen bisher nicht

Das Problem: Reisebüros müssen von Gesetzes wegen bereits bezahlte Airline-Tickets für Flüge zurückerstatten, die wegen der Covid-19-Pandemie annulliert wurden.

Doch die Airlines – auch die Swiss – zahlen bisher nicht. Die Swiss schreibt: «Kunden und Reisebüros werden gebeten, sich an die jeweiligen Service Center für Geschäfts- und Einzelkunden zu wenden. Swiss hält sich hier an das geltende Recht. Tatsache ist allerdings, dass die Erstattung des Ticketpreises aufgrund der hohen Nachfrage nicht in den üblichen Fristen gewährt werden kann.»

Der Bund will der Reisebranche aber nicht mit Geld zu Hilfe eilen. Im Gespräch mit Reto Lipp lehnt Bundesrat Guy Parmelin die Forderung des Reisebüro-Verbands ab: «Der Bundesrat stellt sich aus Prinzip gegen die diversen Fonds.»

250 Millionen Franken Schaden für Reisebüros

Laut Walter Kunz, Geschäftsführer des Reisebüro-Verbands, mache der Flugumsatz von Privat- und Geschäftsreisen knapp die Hälfte des Gesamtumsatzes der Reisebüros aus. Er beziffert den bisherigen Schaden seit Anfang März auf 250 Millionen Franken.

Roman Mattle etwa – er führt zusammen mit einem Partner zwei Reisebüros in Bischofszell und Frauenfeld – müsste zurzeit rund 300'000 Franken zurückerstatten. Viel Geld bei einem Jahresumsatz von rund 12 Millionen Franken.

Entsprechend schlecht ist der Mitinhaber von Mawi-Reisen auf das Verhalten der Fluggesellschaften zu sprechen: «Das ist absolut vertragsbrüchig und unkorrekt und ist kaum zu kommentieren – das ist einfach für uns alle eine grosse Schweinerei.»

Impulsprogramm für Schweiz Tourismus?

Ganz, sagt Guy Parmelin, Vorsteher des Departementes für Wirtschaft, Bildung und Forschung, wolle der Bundesrat die Türe aber nicht zuschlagen. Er denke darüber nach, dem Tourismus neuen Schub zu verleihen: «Vielleicht mit dem Impulsprogramm von Schweiz Tourismus.»

Doch davon dürften die Reisebüros kaum profitieren, da sie ja zu einem grossen Teil Reisen von Schweizerinnen und Schweizern ins Ausland organisieren.

Immerhin hat der Nationalrat gestern in der ausserordentlichen Session die Fluggesellschaften dazu verpflichtet, das Geld für ausgefallene Flüge bis Ende September zurückzuerstatten. Nun muss noch der Ständerat zustimmen.

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