Bereits vor der russischen Invasion in die Ukraine nahmen die Bewegungen an den Märkten zu. Seit Kriegsausbruch haben sich die Erschütterungen nochmals massiv verstärkt. Und da die Dauer und der Ausgang dieses Konfliktes noch völlig offen sind, dürften auch die Turbulenzen an den Märkten anhalten.
Eine ungemütliche Situation, auch für Kleinanlegerinnen und Kleinanleger. Aufgrund der Verunsicherungen wenden sich viele von ihnen an ihre Hausbank, wie etwa Caroline Hilb von der St. Galler Kantonalbank bestätigt: «Unsere Informationsangebote werden sehr stark nachgefragt. Stärker als noch vor einem Monat.»
Unterschiede je nach Russen-Risiko
Klar, nicht alle Aktien werden gleichermassen erschüttert. Stark unter die Räder kamen phasenweise etwa Aktien von international agierenden Banken, stabiler waren Industrie- und Technologietitel. Generell zuckten die Kurse heftiger bei Unternehmen, die stärker Richtung Russland exponiert sind.
Auch geografisch gab es Unterschiede: Die wirtschaftliche Verflechtung zwischen Russland und Europa ist stärker als jene zwischen Russland und den USA. Deshalb fielen auch die Bewegungen an den europäischen Märkten heftiger aus.
Ruhig Blut bewahren
In stürmischen Zeiten können Anlegerinnen und Anleger geneigt sein, auszusteigen, um Schlimmeres zu verhindern. Oft ist das jedoch nicht das beste Rezept: «Es ergibt wenig Sinn, in der aktuellen Situation das ganze Portfolio umzuschichten», sagt Hilb. Sie empfiehlt weder zu stark zu verkaufen, noch in der aktuellen Situation bereits einen grossen Einstieg zu wagen.
Grosse Erschütterungen gab es einige in den vergangenen zwei Dekaden. Anfang der Nullerjahre verflüchtigte sich die Internet-Euphorie und liess die Dotcom-Blase platzen, während sich vor allem Tech-Aktien aufblähten.
Nachdem sich die Märkte wieder erholt und die Börsen neue Höchststände erreicht hatten, folgte im Sommer 2007 die Immobilienkrise in den USA. Diese war der Vorbote der anschliessenden globalen Finanzkrise, die beispielsweise den Swiss Market Index punktemässig um ein Drittel dezimierte.
Die Atomkatastrophe in Fukushima löste 2011 ebenfalls ein – wenn auch eher kurzfristiges – Börsenbeben aus, im ersten Quartal des Jahres 2020 sorgte das Coronavirus für einen jähen Kurssturz. Und jetzt hält der Ukraine-Krieg die Märkte in Atem. Obschon der bisherige Taucher bis jetzt noch vergleichsweise glimpflich verlief.
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Hektisches Kaufen oder Verkaufen ist keine empfehlenswerte Strategie. Wer beispielsweise in den vergangenen Jahrzehnten am Schweizer Aktienmarkt sein Geld anlegte und sieben Jahre investiert blieb, konnte bis auf wenige Ausnahmen mit einem Plus wieder aussteigen. Kurzum – dem Kleinanleger sei geraten: Besser nicht zu oft auf die täglichen Zuckungen schauen und vor allem besser breit investieren, als sich auf Einzeltitel einzulassen.