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Krypto-Börsen am Pranger Coinbase und Binance in USA angeklagt – Zuger Firma betroffen

Die Vorwürfe haben es in sich: Kundengelder sollen heimlich umgeleitet worden sein. Die Spuren führen nach Zug.

Betrug und Täuschung von Investoren – das sind zwei der happigsten Vorwürfe der US-Börsenaufsicht gegen Binance, die weltgrösste Krypto-Börse. Die Spuren führen direkt in die Schweiz: Nach Zug, wo an der Gubelstrasse die Firma Sigma Chain ihren Sitz hat. Laut den US-Behörden wird die Zuger Firma von Changpeng Zhao kontrolliert, dem Gründer von Binance.

Scheinfirmen in der Schweiz und auf karibischen Jungferninseln

Binance soll Kundengelder über die Zuger Firma wieder auf die Kryptoplattform umgeleitet haben, um das Handelsvolumen auf Binance künstlich aufzublähen. Also den Anschein zu erwecken, dass die Handelsplattform viel genutzt wird, auch wenn das gar nicht der Fall ist. Binance selbst weist die Anschuldigungen zurück.

Insgesamt ist die Anklageschrift der amerikanischen Börsenaufsicht über 130 Seiten lang – und umfasst zahlreiche Vorwürfe. Binance soll Finanzgeschäfte illegal, ohne die nötige Zulassung betrieben und Investoren getäuscht haben. Und der Binance-Gründer Zhao soll auch ein Handelsunternehmen auf den karibischen Jungferninseln benutzt haben, um Kundengelder auf ein eigenes Konto umzuleiten.

Parallelen zum Zusammenbruch der Kryptobörse FTX

Das erinnert sehr stark an den Zusammenbruch der Kryptobörse FTX. Auch bei FTX sind Gelder von Kunden ohne deren Wissen abgezweigt worden, um damit zu spekulieren. Seit dem Zusammenbruch der Kryptobörse FTX verschärfen die US-Behörden die Massnahmen gegen Krypto-Schwergewichte.

So auch gegen die Kryptoplattform Coinbase, die heute ebenfalls angeklagt wird, weil sie gegen das Wertpapiergesetz in den USA verstossen haben soll. Die neueste Klagewelle hat Einfluss auf die Krypto-Branche weltweit. Die wichtigsten Kryptowährungen Bitcoin und Ethereum verloren heute teilweise bis zu 5 Prozent an Börsenwert.

Was heisst das für den Krypto-Standort Schweiz?

Die Schweiz ist ebenfalls betroffen:  Dass eine Firma mit Sitz in Zug im Visier der neusten US-Vorwürfe ist, schadet dem Image der Schweiz. Jedoch nur auf den ersten Blick. Der gesamte Schweizer Krypto-Standort, der könnte von der neusten Klagewelle auch profitieren.

Denn während in den USA eine Regulierung fehlt, die Rechtssicherheit bietet, hat die Schweiz die Nase bei der Krypto-Regulierung vorne. Branchenkenner beobachten hohe Abflüsse an Kundengeldern, weg von unregulierten Krypto-Börsen wie Binance, hin zu regulierten Finanzdienstleistern wie der Sygnum Bank in der Schweiz. Seit dem Zusammenbruch der Kryptobörse FTX hat sich dieser Trend verstärkt. Und dieser Trend dürfte sich jetzt, mit den neusten Klagewellen, noch einmal beschleunigen.

Echo der Zeit, 06.06.2023, 18:00 Uhr

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