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Künstliche Intelligenz Microsoft gegen Amazon: Wer führt im KI-Wettrennen?

Das Wettrennen im Bereich der künstlichen Intelligenz geht in die nächste Runde: Diese Woche vor allem zwischen den beiden Tech-Giganten Microsoft und Amazon.

Amazon hat «Q» lanciert, das ist ein Chatroboter für Firmen, der zum Beispiel E-Mails und Sitzungen zusammenfassen kann. Damit spitzt sich der Konkurrenzkampf zu. Denn Microsoft hat schon so einen Chatroboter, er heisst Copilot und ist seit Anfang November für Firmenkunden verfügbar. Die Microsoft Office Produkte wie Word, Outlook und Powerpoint werden mit KI aufgerüstet. Ausserdem hat sich Microsoft diese Woche bei OpenAI einen Sitz im Verwaltungsrat gesichert. Das ist die Firma, die ChatGPT erfunden hat.

Wer führt das Wettrennen an? Wirtschaftsredaktor Pascal Lago ordnet ein.

Pascal Lago

Wirtschaftsredaktor

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Pascal Lago hat Ökonomie in Zürich und St. Gallen studiert. Er arbeitet seit März 2022 als Wirtschaftsredaktor bei Radio SRF.

Haben die Turbulenzen rund um OpenAI Microsoft geschadet?

Im Gegenteil. Microsoft konnte seinen Einfluss auf die Firma OpenAI festigen. Und hat neu einen Verwaltungsratssitz, zwar ohne Stimmrecht, aber trotzdem bekommt Microsoft jetzt aus erster Hand mit, was für eine Strategie OpenAI verfolgt, und kann sich auch früh einbringen.

Die Seifenoper rund um OpenAI – der Erfinderin von ChatGPT

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Die KI-Produkte von Microsoft basieren auf der Technologie von OpenAI, dem Unternehmen hinter ChatGPT. Deshalb war Microsoft letzte Woche direkt von den Turbulenzen bei OpenAI betroffen. Der OpenAI Chef Sam Altman wurde entlassen. Ein paar Tage später durfte er aber wieder zurück, und dann wurde der Verwaltungsrat ausgewechselt. Unter anderem auch auf Druck von Microsoft. Unterdessen hat Microsoft sogar selber einen Sitz im Verwaltungsrat, ohne Stimmrecht.  

Davon profitiert auch eines der neusten Produkte von Microsoft: der Copilot, der für Firmenkunden die Microsoft-Office-Produkte rund um Word, Outlook und Powerpoint mit KI aufrüstet. Die KI von Microsoft soll helfen beim Schreiben von E-Mails und Zusammenfassen von Sitzungen.   

Amazon hat diese Woche auch einen Chatroboter für Firmen lanciert. Eine ernstzunehmende Konkurrenz?

Auf jeden Fall, Amazon ist mit seiner Tochterfirma AWS (Amazon Web Services) sehr stark im Cloud-Geschäft. Die Cloud-Technologie braucht es, um die künstliche Intelligenz zu trainieren. Amazon hat auf seinen Cloud-Diensten auch schon viele Firmenkunden.  

Handybilschirm mit «Q»-Logo; im Hintergrund «Amazon»-Schriftzug
Legende: IMAGO/SOPA Images;

Wer hat denn nun in diesem Wettrennen die Nase vorne?

Microsoft, aber nur ein wenig. Mit seinem Copiloten war Microsoft vor Amazons «Q» auf dem Markt. Und seit der Lancierung von ChatGPT im letzten Jahr, und dank der Kooperation mit OpenAI, hat Microsoft nicht nur Zugang zu einer der führenden KI-Technologien, sondern ist in der breiten Öffentlichkeit auch stärker als KI-Firma bekannt.

Trotzdem: Ob Microsoft dank KI mit Firmenkunden mehr Geld verdienen wird, ist zurzeit noch unklar. Der Copilot ist noch zu jung, als dass er sich auf die Bilanz niederschlägt.

Künstliche Intelligenz für das Büro ist teuer

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Beide Tech-Riesen – Microsoft und Amazon – sprechen davon, dass schon viele Firmenkunden, auch aus der Schweiz, die KI-Produkte nutzen. Viele Firmen dürften aber nur teilweise solche Produkte nutzen und die Anwendungen erst einmal mit ein paar wenigen Mitarbeitenden testen. 

Denn die KI-Produkte sind sehr teuer. So kostet zum Beispiel der Copilot von Microsoft 30 Dollar pro Monat und pro Nutzer. Firmen, die Microsoft-Office-Produkte mit künstlicher Intelligenz ausrüsten möchten, müssen tief in die Tasche greifen.

Und mittelfristig ist das KI-Wettrennen unter den Big-Tech-Konzernen noch lange nicht entschieden. Amazon ist stark im Cloud-Geschäft und mit seinen vielen Rechenzentren eine ernstzunehmende Konkurrenz. Und auch Alphabet (Google) oder Meta (Facebook) schlafen nicht. Alle investieren Milliarden in die Rechenzentren, die es braucht, um die künstliche Intelligenz zu trainieren.

Lohnen sich die Milliarden-Ausgaben der Tech-Konzerne?

Es ist eine teure Wette auf die Zukunft. Die grossen Tech-Konzerne sind aber überzeugt davon, dass es sich auszahlen wird. Weil sie sicher sind, dass dank KI alle Firmen, also ihre Kunden, produktiver werden, und deshalb auch bereit sind, für KI-Produkte zu bezahlen. Das Wettrennen, und wohin es führen wird, hat aber gerade erst begonnen. 

Echo der Zeit, 02.12.23, 18 Uhr ; 

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