Aktienrückkäufe sind eine Art Doping für den Aktienkurs – denn Firmen verknappen damit die Zahl der Aktien an der Börse. Die Unternehmen verteilen damit den Gewinn auf weniger Anteilscheine und der Gewinn pro Aktie steigt. Das macht die Firma für Investoren attraktiver und oft steigt der Kurs.
Rückkäufe seien ein Phänomen, das sich besonders in Zeiten guter Konjunktur zeige, sagt Sven Bucher, Chefanalyst der Zürcher Kantonalbank: «Die Wirtschaft ist in der Vergangenheit stark gewachsen und Unternehmen haben Gewinne geschrieben.» Die Rückkäufe seien das Resultat dieser Entwicklung.
Anstelle von Investitionen
Die Unternehmen haben also viel Kapital auf der Seite. Das widerspiegeln auch die Zahlen: Der Rückversicherer Swiss Re kauft eigene Aktien im Wert von einer Milliarde Franken. Bei der Credit Suisse läuft ein Programm über 1.5 Milliarden. Und Nestlé will bis 2020 Aktien im Wert von 20 Milliarden Franken erwerben.
Kritiker monieren, Aktienrückkäufe würden die Kurse künstlich in die Höhe treiben und seien für die Entwicklung des Unternehmens nicht förderlich. Das überschüssige Geld solle in neue Ideen, Werke oder in Firmenübernahmen investiert werden, um das Geschäft weiterzuentwickeln und Arbeitsplätze zu sichern. Investitionen machten aber nicht in jedem Fall Sinn, sagt Bucher.
«Es kann sein, dass die Firma keine Investitionsmöglichkeiten sieht, oder Akquisitionen sind ihr zu teuer. Dann gibt sie das Geld den Aktionären.» Dies zumindest indirekt, denn anders als bei Dividenden erhalten die Aktionäre bei einem Rückkauf kein Geld, sie profitieren vielmehr von einem höheren Kurs.
Langfristig kaum Auswirkungen
Diese Art des Börsendopings zeigt auf Dauer aber nur sehr begrenzt Wirkung. Viel wichtiger für eine solide Bewertung seien grundlegende Fragen zum Unternehmen, sagt Analyst Bucher. Wie das Unternehmen dastehe, wie der Geschäftsgang sei und wie sich die Marge entwickle, all das sei längerfristig wichtiger als ein Aktienrückkauf.
Die aktuelle Rückkaufswelle lässt also auch den Schluss zu: Den Unternehmen gehen die Ideen aus. Sie sehen keine bessere Alternative, als das viele Geld den Aktionären zurückzugeben. Zumindest kurzfristig scheinen die Firmen sie mit den riesigen Rückkaufaktionen bei Laune halten zu können.