Manchmal bewirkt eine Katastrophe etwas Gutes: Im November 1986 brannte im Basler Industriegebiet Schweizerhalle eine Lagerhalle des Chemiekonzerns Sandoz. Meteo-Schweiz, Meteofrance und der Deutsche Wetterdienst sollten die Richtung bestimmen, in welche der Wind die möglicherweise giftigen Dämpfe wehen könnte. Doch jeder Wetterdienst kam zu einem anderen Ergebnis.
Um in Zukunft über bessere lokale Wetterdaten zu verfügen, wurde daraufhin das Institut für Meteorologie, Klimatologie und Fernerkundung der Universität Basel gegründet. Bald hatte das Institut erste Kunden. Und 2006 – zwanzig Jahre nach dem Brand von Schweizerhalle – ging aus dem Institut schliesslich die Firma Meteoblue hervor.
In Echtzeit in den Hurrikan fliegen
Ihr Gründer, der Meteorologe Mathias D. Müller, ist heute noch Präsident der Firma. Und er kann sich seit diesem Jahr über einen prominenten Kunden freuen: Microsoft setzt bei der neusten Ausgabe seines Flugsimulators auf Echtzeit-Wetterdaten von Meteoblue. «Das war ein sehr geheimes Projekt, damit ja nicht bekannt wird, dass bald ein neues Spiel herauskommt», sagt Müller. «Am Anfang durften nur zwei Leute bei Meteoblue davon wissen: ich und unser CEO.»
Mithilfe von Meteoblue kann der Flugsimulator fast in Echtzeit das Wetter in der richtigen Welt abbilden – das ist «Cloud Computing» im wahrsten Sinn des Wortes. So können wir zum Beispiel in einen Hurrikan fliegen, der zeitgleich vor der Küste Louisianas wütet. Oder mit eigenen Augen aus dem Cockpit sehen, ob der Niesen gerade einen Hut hat oder einen Bart. «Im Team, das den Flight Simulator macht, sind sehr viele Privatpiloten dabei», weiss Mathias D. Müller, «und die haben unsere Vorhersagen schon früher genutzt.»
Dank künstlicher Intelligenz besser als die Konkurrenz
Um möglichst genaue Daten zu liefern, teilt Meteoblue die Erde in 250 Millionen (!) kleine Kästchen auf, die vom Erdboden bis zur Stratosphäre reichen. Mithilfe von Daten wie Temperatur, Windgeschwindigkeit, Luftfeuchtigkeit, Luftdruck, Regen und Schnee, mit Wettermodellen und mit einer riesigen Sammlung historischer Daten wird dann das Wetter für jedes dieser Kästchen gerechnet.
In einem Interview mit der österreichischen Webseite Futurezone lobte jüngst Florence Rabier, die Leiterin des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage (ECMWF), Meteoblue für seine Zuverlässigkeit. Sie schreibt das nicht den Modellen zu, die das Unternehmen verwendet, sondern dem Einsatz von künstlicher Intelligenz. Meteoblue kombiniert mit dieser Technologie nämlich verschiedene meteorologische Modelle – zum Beispiel auch das des ECMWF – zu einer eigenen Prognose, die oft besser sei als die der Konkurrenz.
«Wir beziehen alle existierenden Modelle in unsere Berechnungen mit ein», sagt Mathias D. Müller. «Es gibt nicht ‘das beste’ Modell – deshalb kombinieren wir alle Vorhersagen mit unserer eigenen.» Die künstliche Intelligenz hilft Meteoblue zu entscheiden, welche Vorhersage die zutreffendste ist. «Selbst wenn ein Modell allen anderen widerspricht, könnte es doch das richtige sein – weil es unter denselben Umständen in der Vergangenheit immer zutraf», erklärt Müller. «Und solche Entscheidungen lassen sich mit künstlicher Intelligenz sehr gut lösen.»
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