Das Wichtigste in Kürze
- Noch nicht lange ist es her seit den Diskussionen über die Erfassung der Arbeitszeit. Das neue Regime gegen Überarbeitung und zur fairen Entlöhnung von Mehrarbeit gilt seit 2016.
- Jetzt flammt bereits ein neuer Streit darüber auf, wie stark die Arbeitszeit flexibilisiert werden soll. Auslöser sind parlamentarische Vorstösse aus bürgerlichen Reihen.
- Gewerkschaften warnen vor den negativen Folgen einer Gesetzeslockerung.
Gleich mehrere grosse Gewerkschaften wie der Gewerkschaftsbund SGB, Travailsuisse und die ihnen angeschlossenen Unia und Syna haben heute ihren Kampf gegen flexiblere Arbeitszeiten aufgenommen. Sie warnen: Eine gesetzliche Lockerung der Arbeitszeit kann zu mehr Überstunden, mehr Gratisarbeit, einer höheren Belastung der Angestellten und zu mehr Burnouts führen.
Taugliches Modell oder Freipass für die Wirtschaft?
Entsprechend befürchten die Gewerkschaften, dass flexiblere Arbeitszeiten nicht primär den Angestellten dienen. Vielmehr erhielten die Arbeitgeber ein Mittel in die Hand, um ihre Angestellten flexibler, kurzfristiger und länger einzusetzen.
Auslöser der jüngsten Debatte waren parlamentarische Vorstösse der bürgerlichen Ständeräte Konrad Graber und Karin Keller-Sutter. Ihre Vorstösse zielen auf Personen mit Führungsaufgaben und auf höher qualifizierte Fachpersonen: Für sie soll das Arbeitsgesetz gelockert werden.
Unternehmen sollen für diese Arbeitnehmergruppe beispielsweise die wöchentliche Höchstarbeitszeit von 45 Stunden pro Woche kippen können, anstelle eines Jahresarbeitszeitmodells. Über das Jahr hinweg werde nicht mehr, sondern nur flexibler gearbeitet, lautet die Idee.
Reicht ein guter Gesundheitsschutz?
Angestellte könnten so allenfalls Beruf und Familie einfacher unter einen Hut bringen; Unternehmen könnten Spitzenzeiten mit einer grossen Arbeitslast flexibler auffangen.
Eine gewisse Flexibilisierung könnte im Parlament mehrheitsfähig sein, denn auch gemässigtere Arbeitnehmervertreter wie Angestellte Schweiz und der Kaufmännische Verband bieten Hand. Als Bedingung fordern sie aber einen wirksamen Gesundheitsschutz für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.