Die Credit Suisse hatte einen tiefgreifenden Umbau angekündigt. Beobachter sahen diesen im Vorfeld als letzte Chance des Konzernchefs Ulrich Körner, die Bank zu retten. Nun nimmt CS-Verwaltungsrats-Präsident Axel Lehmann Stellung.
SRF News: Die CS hat eine neue Strategie präsentiert. Wie wollen Sie die Bank aus der Krise führen?
Axel Lehmann: Wir müssen jetzt an den Kern unserer Probleme gehen. Wir müssen erstens die Investmentbank fundamental neu positionieren und die Risiken aus der Bilanz herausnehmen. Zweitens müssen wir effizienter werden, und drittens müssen wir das mit einer ganz stabilen Bilanz machen können, die über jeden Zweifel erhaben ist.
Sie reduzieren das Investmentbanking. Wie viel Risiko nehmen Sie aus diesem Bereich?
Wir sagen heute, dass wir mindestens 40 Prozent herausnehmen, und über die Zeit wird das noch mehr werden. Es wird eine ganz massive Repositionierung, bei der wir uns nur noch auf die Teile des Investmentbanking konzentrieren, die wir für unser Schweizer Geschäft und unser Wealth-Management brauchen. Der Rest wird eigentlich weitgehend freigesetzt oder in einer eigenständigen Einheit geführt.
Ist das Experiment Investmentbaking gescheitert?
Es ist eine fundamentale Repositionierung. Was wir heute machen, ist nicht einfach nochmals etwas reorganisieren, sondern wir stellen wirklich fundamental die Weichen für die Zukunft, so dass wir eine viel bessere Balance haben. Credit Suisse wird nicht mehr von der Investmentbank dominiert, sondern sie wird vom Schweizer Geschäft und vom Wealth Management aus geführt.
Sie brauchen frisches Kapital: 4 Milliarden. Da haben Sie Saudi-Arabien an Bord, das dabei mithilft. Ist das aus Ihrer Sicht die ideale Lösung?
Es ist ganz wichtig, dass wir eine enorm starke Bilanz haben, die uns hilft, diese Transformation in die Zukunft durchzuziehen und die uns genug Puffer gibt, wenn es in diesem sehr anspruchsvollen Umfeld Volatilitäten gibt. Eine starke Bilanz ist eine Grundvoraussetzung und gibt uns grosse Sicherheit, dass wir umsetzen können.
Die CS-Aktie ist bereits sehr tief bewertet, jetzt kommt mit der Aktienkapitalerhöhung eine Verwässerung dazu. Verstehen Sie den Ärger der Aktionärinnen und Aktionäre?
Ich glaube, die Aktionärinnen und Aktionäre werden profitieren, weil wir eine klare Strategie haben, ein weniger risikoreiches Geschäft machen und uns für eine langfristig erfolgreiche Zukunft positionieren. Beim tiefen Kurs, den wir haben, gehe ich davon aus, dass wir über die Zeit Schritt für Schritt wieder mit steigenden Kursen rechnen dürfen.
Sie haben auch ein Kostensenkungsprogramm angekündigt, da ist auch ein Stellenabbau dabei. Wie viele Stellen trifft es in der Schweiz?
Es ist ganz wichtig, dass wir effizienter werden, dass wir unsere Geschäftsabläufe wirklich verbessern und viele Duplikationen aus dem System herausnehmen. Wir werden am Konzern über 17 Prozent der Kosten einsparen können. Und ja, es kommt zu einem Stellenabbau weltweit von etwa 9000 Stellen über drei Jahre. In der Schweiz haben wir 16'000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir werden diesen Personalbestand über die nächsten drei Jahre auf etwa 14'000 reduzieren. Wir werden das primär über natürliche Fluktuationen machen und auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erlauben, innerhalb des Unternehmens neue Positionen zu suchen.
Sie sind VR-Präsident. Konzernchef ist Ulrich Körner. Wieso ist er der Richtige, um diese Strategie umzusetzen?
Ueli Körner und ich haben diese Strategie Hand in Hand zusammen erarbeitet. Er ist der Richtige, er ist «laser sharp», ganz klar fokussiert auf die Umsetzung dieses strategischen Plans. Er bringt eine riesige Erfahrung mit. Er kennt die Credit Suisse wirklich sehr gut und hat ein Team um sich herumgeschart, das fähig ist, das umzusetzen.
Das Interview führte Andi Lüscher.