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Apothekengeschäfte in Grossverteilern
Aus Rendez-vous vom 05.06.2019. Bild: Keystone
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Migros und «Zur Rose» Mehr Gesundheitsdaten für die Detailhändler

Die nähere Zusammenarbeit von Migros und der Apotheken-Kette «Zur Rose» kann Kunden besseren Zugang zu Medikamenten geben. Aber diese könnten auch mehr kaufen als nötig.

Seit Jahren schon suchen die grossen Detailhändler neue Absatzmärkte, in denen sie wachsen können. Das Wachstum im angestammten Handel ist an Grenzen gestossen.

Gerade der Gesundheitsbereich gilt dabei als besonders interessant. Coop arbeitet schon seit einigen Jahren mit der Apotheken-Kette Amavita zusammen. Die Migros betreibt Fitnesszentren und ist an der Arztpraxen-Kette Medbase beteiligt.

Apothekenschild.
Legende: Migros und «Zur Rose» erklären, dass durch die Zusammenarbeit die Gesundheitskosten sinken würden. Keystone

Der Medikamentenmarkt ist für die Detaillisten nicht ohne Grund attraktiv. Im 2018 kauften Schweizer Medikamente im Wert von sechs Milliarden Franken, wenn man nur die Fabrikpreise rechnet. Insgesamt wird der Umsatz auf gegen zehn Milliarden geschätzt. Experten gehen davon aus, dass dieser Markt in den nächsten Jahren weiter wachsen wird.

Das Argument von Migros und «Zur Rose», dass durch die Zusammenarbeit die Gesundheitskosten sinken, dürfte übertrieben sein. Zwar wird das eine oder andere Medikament in ihren Läden günstiger zu haben sein.

Gefahr von unnötigem Medikamentenkauf wächst

Die höchsten Kosten im Gesundheitswesen fallen nicht bei den frei zugänglichen Medikamenten an. Ausserdem wird die Migros ihre Marketingkanäle ausnutzen, die Apotheken geschickt in ihren Läden platzieren und durch die Abgabe in den Medbase-Zentren noch näher an den Patienten sein. Deshalb, so Konsumentenschützerin Sara Stalder, werden am Schluss eher mehr Medikamente verkauft werden als heute.

Für die Kosumenten, gerade in abgelegeneren Gebieten, ist es zwar hilfreich, wenn sich die Detaillisten mehr um sie kümmern und sie einfacher an Medikamente kommen als früher. «Durch die höhere Verfügbarkeit steigt aber die Gefahr, dass Kunden Medikamente kaufen, die sie eigentlich nicht brauchen», warnt Stalder.

Frau auf Podium.
Legende: Konsumentenschützerin Sara Stalder warnt vor einem unsensiblem Umgang mit heiklen Gesundheitsdaten. Keystone

Ausserdem weist die Konsumentenschützerin auf den Datenschutz hin. Wenn die Migros über Daten zu unserem Einkaufsverhalten, zu Sport, zum Arztbesuch und nun zum Medikamentenkauf verfügt, «kennt uns der Detailhändler bald besser als wir uns selbst». Das gibt dem Anbieter Macht, die Kunden durch seine Marketingmacht manipulieren zu können.

Ausserdem sei eine solche Datenfülle in einer Hand, mit sensiblen Lebens-, Gesundheits- und Bewegungsdaten auch gefährlich, sollte jemand bewusst in die Datenbanken der Migros eindringen.

Entspannter Apothekerverband

Gelassen gibt man sich derweil beim Apothekerverband. Man sei sich «Konkurrenz gewöhnt», sagt Sprecherin Stephanie Balliana. Die Margen seien zwar heute schon eng. Sollten Migros und «Zur Rose» mit Tiefpreisen einsteigen, könnte der Druck steigen. Ausserdem fehle genügend Fachpersonal.

«Die unabhängigen Apotheken sind aber gut positioniert, weil sie gezielt auf Beratung setzen», meint Balliana, «statt auf Mengen- und Gewinnmaximierung».

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