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Milliardäre und Medien Wie gefährlich ist der Twitter-Kauf?

Der Kauf von Twitter durch Elon Musk wird von verschiedensten Seiten kritisiert. Wie gefährlich es ist, wenn mächtige Unternehmer eine globale Kommunikations-Plattform kontrollieren, ordnet Verena Rauen, Wirtschaftsethikerin an der Universität St. Gallen, ein.

Verena Rauen

Verena Rauen

Wirtschaftsethikerin

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Die Wirtschaftsethikerin habilitiert seit 2019 an der Universität St. Gallen zum Thema «Korruption und Ungewissheit. Zur ethischen Legitimation des Schutzes von Whistleblowern.» Zuvor war sie in der Unternehmensberatung und Wirtschaftsprüfung tätig.

SRF News: Was halten Sie davon, dass Elon Musk Twitter kauft?

Verena Rauen: Einerseits möchte er einen Platz für die freie Meinungsäusserung schaffen, so stellt er es zumindest in den Medien dar. Andererseits ist es aber auch so, dass sich dadurch eine extreme Machtkonzentration vollzieht, auf eine Person, die zum einen Zugriff auf grosse wirtschaftliche Ressourcen hat, zugleich in politischen Bereichen voranrücken möchte und dann über den mächtigen Katalysator eines sozialen Massenmediums verfügt. Da sehe ich eine grosse Schwierigkeit.

Dass Musk die Meinungsfreiheit fördern will, könnte man durchaus als positiven Aspekt sehen?

Einerseits birgt die Meinungsfreiheit, die Musk schaffen möchte, grosse Potenziale, andererseits gibt es viele Gefahren. Ein Beispiel: Die letzte US-Wahl, als Twitter den Account von Donald Trump gesperrt hatte, im Zusammenhang mit der Stürmung des Capitols. Musk äusserte sich demgegenüber kritisch und zeigte so, dass alle politischen Positionen, dazu gehören auch extreme politischen Positionen, bei Twitter eine Stimme finden sollen. Dies kann das Verständnis von freier Meinungsäusserung sein, aber auch die Türe öffnen für Hassreden, politisch extreme Gruppen, Verschwörungstheoretiker oder zum Anreiz von extremen politischen Meinungen in der Öffentlichkeit beitragen.

Ist diese Übernahme vergleichbar mit Käufen von anderen Tech-Unternehmern, wie beispielsweise die Übernahme der «Washington Post» durch Jeff Bezos?

Auf jeden Fall. Dieses Überschreiten der Grenze zwischen privatwirtschaftlichen Aktivitäten und öffentlicher Meinungsmache via Social Media. Es kann eine Plattform der Freiheit sein, aber es darf nicht vergessen werden, dass es auch ein mächtiger Katalysator für die Durchsetzung von Machtinteressen ist und als Manipulation der öffentlichen Meinung verwendet werden kann. Bei Personen, die wirtschaftlich bereits einen grossen Einfluss haben, wie das bei Musk und Bezos der Fall ist, muss man stets sehr vorsichtig sein.

Aktuell wird über Regulierung von Social-Media-Konzernen debattiert. Braucht es das?

Man wird sehen, wie sich das weiterentwickelt. Ob sogar eine Zerschlagung von Social-Media-Konzernen stattfindet. Regulierung würde bedeuten, dass es Compliance-Massnahmen geben müsste. Social Media ist noch immer ein relativ neues Phänomen und die Regulierung hinkt der rasanten Entwicklung hinterher. Man wird schauen müssen, ob beispielsweise Äusserungen, die gegen Grundrechte und -freiheiten verstossen, letztlich einer Regulierung bedürfen.

Gibt es auch positive Aspekte, die dieser Kauf mit sich bringt?

Der freie Informationsaustausch bietet nicht nur Gefahren. Er hat auch positive Effekte, wie wir im Krieg in der Ukraine gesehen haben und auch in Russland. Doch diese Aspekte werden durch die Möglichkeiten der Machtübernahme und des Machtmissbrauchs in den Schatten gestellt, weshalb auf die Dauer eine Regulierung sicherlich geboten sein wird.

Das Gespräch führte Harry Stitzel.

10 vor 10, 26.04.2022, 21:50 Uhr;

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