- Der französische Alstom-Konzern kann das Eisenbahn-Geschäft des angeschlagenen kanadischen Konkurrenten Bombardier kaufen.
- Die europäische Wettbewerbsbehörde gibt grünes Licht für die Übernahme. Somit stehen dem bis zu 6,2 Milliarden Euro schweren Zusammenschluss keine kartellrechtlichen Hürden mehr im Weg.
- Es entsteht ein neuer grosser Bahntechnikkonzern mit etwa 15 Milliarden Euro Umsatz.
- Im vergangenen Jahr lehnte die EU-Kommission eine ähnliche Fusion im Schienenverkehr noch ab.
Die drei grossen westlichen Bahntechnik-Hersteller Alstom, Bombardier und Siemens ringen seit Jahren um Zusammenschlüsse. Denn sie fürchten, bald vom chinesischen Eisenbahngiganten CRRC überrollt zu werden.
EU-Bedenken wurden ausgeräumt
Anders als der Münchner Siemens-Konzern, der im vergangenen Jahr mit der Übernahme von Alstom scheiterte, konnten die Franzosen und die Kanadier die Bedenken von EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager auf Anhieb ausräumen.
Das neue Unternehmen wird dank gewisser Abhilfemassnahmen weiterhin Wettbewerb ausgesetzt sein.
«Das aus dem Zusammenschluss hervorgehende Unternehmen wird künftig eine stärkere Marktstellung haben», erklärte Vestager. «Gleichzeitig wird es dank gewisser Abhilfemassnahmen auf seinen Kernmärkten auch weiterhin Wettbewerb ausgesetzt sein, was den europäischen Kunden und Verbrauchern zugutekommt.»
Die EU hatte sich vor allem an der starken Stellung bei Hochgeschwindigkeits- und Fernverkehrszügen gestossen, wo Alstom und Bombardier den Markt vor allem in Frankreich und Deutschland dominiert hätten.
Entsprechend sind an den bewilligten Zusammenschluss auch Auflagen geknüpft. So muss Alstom eingegangene Verpflichtungen uneingeschränkt erfüllen und sein Werk im elsässischen Reichshoffen nahe der deutschen Grenze mit 800 Mitarbeitern verkaufen.
Bombardier muss sich von der Produktion von Talent 3-Regionalzügen in Hennigsdorf bei Berlin mit rund 200 Mitarbeitern trennen. In Italien ist Bombardier bereit, aus dem Gemeinschaftsunternehmen mit Hitachi für die Zefiro-Hochgeschwindigkeitszüge auszusteigen.
Bombardier ist hoch verschuldet
Für die in Berlin ansässige Bombardier Transportation und die 7500 Bombardier-Mitarbeiter in Deutschland bedeutet der Verkauf an Alstom wohl bessere Perspektiven – auch wenn der Abbau von rund 1000 Beschäftigten noch läuft.
Denn der Mutterkonzern in Kanada ist finanziell mit fast zehn Milliarden Dollar verschuldet. Probleme im Zuggeschäft haben den Konzern 2019 tief in die roten Zahlen gerissen. Um sich in der Coronakrise über Wasser zu halten, hat Bombardier einen hoch verzinsten Kredit über eine Milliarde Dollar bei einem Kreditfonds aufgenommen.
Die genauen Bedingungen der Übernahme von Bombardier Transportation durch Alstom müssen noch ausgehandelt werden.