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Millionenlöcher wegen Corona So gravierend sind die Folgen für Schweizer Spitäler

Eine Umfrage zeigt: Die Pandemie hat für Spitäler finanzielle Konsequenzen bis in den dreistelligen Millionenbereich.

Die Coronakrise hinterlässt Millionenschäden in der Schweizer Spitallandschaft. «ECO» hat bei 5 Universitätsspitälern und 25 Zentrumsversorgern nachgefragt, wie stark die Pandemie das Budget konkret belastet.

Von den befragten 30 Spitälern konnte die Hälfte bereits konkrete Angaben machen. Sie allein kommen auf rund 700 Millionen Franken an Ertragsausfällen und Mehrkosten. Faktisch dürfte dieser Betrag bis zum Jahresende noch ansteigen.

Ertragsausfälle und Mehrkosten bei ausgewählten Schweizer Spitälern

Quelle: Umfrage ECO, eigene Angaben der Spitäler
SpitalErtragsausfälle/Mehrkosten
AR / Kantonsspital Baden22.5**
AR / Kantonsspital Aarau29**
AI/AR / Kantonales Spital Appenzellnoch nicht bezifferbar
BE / Inselgruppe Bernnoch nicht bezifferbar
BE / Spital Emmental7.5*
BL / Kantonsspital Baselland40**
BS / Unispital Baselnoch nicht bezifferbar
FR / Hôpital Fribourgeois50**
GE / Hôpitaux Universitaires de Genève120**
GL / Kantonsspital Glarus4.6*
GR / Kantonsspital Graubünden13*
JU / Hôpital du Jura9.6*
LU / Luzerner Kantonsspitalnoch nicht bezifferbar
NE / Réseau Hospitalier Neuchâteloisnoch nicht bezifferbar
NW / Kantonsspital Nidwaldennoch nicht bezifferbar
OW / Kantonsspital Obwalden4.4*
SG / Kantonsspital St. Gallennoch nicht bezifferbar
SH / Spitäler Schaffhausennoch nicht bezifferbar
SO / Solothurner Spitäler42*
SZ / Spital Schwyznoch nicht bezifferbar
TG / Spital Thurgau AGnoch nicht bezifferbar
TI / Ente Ospedaliero Cantonale80*
TI / Clinica Luganese Moncucconoch nicht bezifferbar
UR / Kantonsspital Urinoch nicht bezifferbar
VD / Centre Hospitalier Universitaire Vaudois55*
VS / Hôpital du Valaisnoch nicht bezifferbar
ZG / Zuger Kantonsspital3.5-4*
ZH / Unispital Zürich45*
ZH / Zürcher Listenspitäler190*
ZH / u.a. Spital Bülach8*
*aktueller Stand ** Schätzung Gesamtjahr 2020in Mio. CHF
Quelle:
Eigene Angaben der Spitäler

Ertragsausfälle und Mehrkosten

Auf Verordnung vom Bund mussten alle nicht dringlichen Eingriffe vom 16. März bis zum 27. April abgesagt werden. Für die Spitäler bedeutete dies, dass ein Grossteil der für sie lukrativen Behandlungen wegfiel.

Allein beim Universitätsspital Zürich gingen die stationären und ambulanten Behandlungen während dieser Zeit auf rund die Hälfte zurück.

Bis jetzt sind bereits Zusatzkosten im Wert von 1.5 Millionen Franken entstanden. Bis Ende Jahr werden sie noch höher sein
Autor: Anton Schmid Geschäftsleiter Spital Emmental

Dazu kommt, dass die Coronakrise für die Spitäler zu hohen Mehrkosten geführt hat. Sie mussten grosse Kapazitäten aufbauen und hatten Infrastruktur- und Materialkosten.

Anton Schmid, Geschäftsleiter beim Spital Emmental sagt: «Am Standort Burgdorf haben wir eine zusätzliche Intensivbettenstation aufgebaut. Personal musste umgeschult und Geräte mussten umfunktioniert werden. Bis jetzt sind bereits Zusatzkosten im Wert von 1.5 Millionen Franken entstanden. Bis Ende Jahr werden sie noch höher sein.»

Die Ertragsausfälle wegen des Behandlungsverbots belasten das Budget um weitere 6 Millionen Franken.

Aufholen nur beschränkt möglich

Seit Anfang Mai gehen die Patientinnen und Patienten wieder vermehrt ins Spital, doch die Anspannung bleibt bestehen. Das Universitätsspital in Lausanne verzeichnet im Mai zwar bereits wieder eine Auslastung von 80 Prozent.

Damit jedoch die Mindereinnahmen und Mehrausgaben von März und April ausgeglichen werden könnten, müsste das Spital während den Monaten Mai bis Dezember über zehn Prozent mehr Behandlungen durchführen als üblich.

Beim Kantonsspital Nidwalden ist man überzeugt, dass die Ertragsausfälle bis Ende 2020 nur sehr beschränkt aufgeholt werden können. Denn im Herbst und Winter sind die Spitäler in der Regel sowieso sehr gut ausgelastet.

Nachholoperationen vom Frühjahr könnten dann aus Ressourcengründen gar nicht durchgeführt werden.

Wie weiter?

Wie sich die finanzielle Situation der Spitäler bis Ende Jahr entwickelt, hängt auch von der weiteren Entwicklung der Pandemie ab. Eine zweite Welle hätte nochmals erhebliche Folgen.

Damit die Spitäler in diesem Fall finanziell besser dastünden als bei der ersten Welle, sieht Anton Schmid vom Spital Emmental bei den Tarifen Verbesserungspotenzial: «Ich wäre sehr froh, wenn im stationären Bereich schnell ein DRG, also eine diagnosebezogene Fallgruppe, entwickelt würde, mit dem Covid-Patienten kostendeckend und schnell abgerechnet werden können. Im ambulanten Bereich wäre eine Erhöhung des Taxpunktwerts um ein paar Rappen sehr hilfreich, das würde auch den Hausärzten helfen.»

Bern und Zürich haben entschieden

Box aufklappen Box zuklappen

Der Regierungsrat in Bern hat Ende März eine Verordnung verabschiedet, mit welcher der Kanton die Listenspitäler für ihre Mehrkosten und Ertragsausfälle während der Coronakrise entschädigt. Der Kanton zahlt unter gewissen Bedingungen für Ertragseinbussen im stationären und ambulanten Bereich zu 100 Prozent.

Anfangs Juni hat der Kanton Zürich sein Massnahmenpaket kommuniziert. Der Kanton kommt für einen Anteil der Ertragsausfälle im stationären Bereich auf. Zusätzlich können den Spitälern im Umfang von 170 Mio. Franken Darlehen gewährt werden.

Wer am Ende für die Ertragsausfälle und Mehrkosten der Spitäler aufkommen soll, ist in den meisten Kantonen noch alles andere als klar. Momentan laufen vielerorts intensive Diskussionen. Auch der Bund und die Krankenkassen sind daran beteiligt.

ECO vom 22. Juni 2020

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