Sinkende Zahlen bei den Neuzulassungen von Autos in der Schweiz sind bereits seit einigen Jahren ein bekanntes Problem für Autohersteller und Importeure. Während 2019 knapp 312'000 Personenwagen in den Verkehr kamen, beliefen sich die Neuzulassungen letztes Jahr noch auf rund 256'000. Im selben Zeitraum begann sich die Art des Antriebs zusehends zu verändern. Elektrofahrzeuge nahmen Fahrt auf. Nicht mehr so in diesem Jahr.
Wie der Konzernchef der Amag-Gruppe, Helmut Ruhl, im Rahmen einer Pressekonferenz bekanntgab, sanken bei praktisch allen Antriebssystemen die Marktanteile in den ersten drei Quartalen teilweise stark, ausser bei leicht elektrifizierten Benzinern: «Wir sehen eine grosse Verunsicherung bei unseren Kundinnen und Kunden bezüglich Antriebssysteme, die elektrifiziert sind.»
Mobilitätsstudie überrascht
Eine repräsentative Studie, die von Amag beim Institut GfK in Auftrag gegeben wurde, zeigt überraschende Ergebnisse, wie sich die Leute die Mobilität der Zukunft vorstellen: Nur 53 Prozent der befragten Personen glauben, dass Batterien das Antriebssystem der Zukunft sind.
Auch bei Thomas Sauter-Servaes, Professor für Mobilitätsforschung an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) sorgt diese Erkenntnis für Erstaunen: «Hätte man die Studie mit Expertinnen und Experten durchgeführt, hätte die überwiegende Mehrheit batterieelektrische Fahrzeuge als Zukunft der Automobilität bezeichnet.»
Weiter schätzten 72 Prozent der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer grünen Wasserstoff als alternatives Antriebssystem der Zukunft ein. Dies sei aber aufgrund der niedrigen Energieeffizienz äusserst unwahrscheinlich: «Es ist relevant, wie die Energieeffizienz aussieht und die ist heute und auch künftig aus physikalischen Gründen bei grünem Wasserstoff dreimal schlechter als bei der direkten Elektrifizierung», erklärt Helmut Ruhl.
Damit stimmt auch Mobilitätsexperte Sauter-Servaes überein: «Batterieelektrische Fahrzeuge weisen eine bedeutend höhere Energieeffizienz auf. Synthetische Treibstoffe werden wir vorrangig im Luftverkehr einsetzen müssen und grünen Wasserstoff benötigen wir dringend für industrielle Zwecke.»
E-Mobilität braucht Zeit
Fehlende Reichweite und Lademöglichkeiten, hohe Anschaffungspreise und intransparente Tarife beim Ladevorgang sind nur einige der Sorgen, die den Umstieg auf E-Autos bremsen. Der Wandel weg vom Verbrenner hin zur E-Mobilität benötige daher Sicherheit und Zuversicht, ist Ruhl überzeugt. Nötig sei eine sichere und günstige Stromversorgung, attraktive und erschwingliche Fahrzeuge sowie ausreichende und leicht zugängliche Lademöglichkeiten. An diesen Punkten will Amag künftig beim Angebot ansetzen.
Auch wenn der Weg zur vollständigen E-Mobilität noch einige Jahre dauern wird, immerhin eine Erkenntnis der Studie lässt auch Fahrzeughersteller mit Zuversicht in die E-Auto-Zukunft blicken: 76 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass das Auto Teil der mobilen Zukunft ist. Im Moment scheinen die Nutzer der Fahrzeuge aber irgendwo auf der Strecke geblieben zu sein.