Worum geht es: Bereits seit Jahren zeigen die weltweiten Rüstungsausgaben nach oben. Mit dem Ukrainekrieg ist dieser Trend noch einmal verstärkt worden. Die unsichere Weltlage lässt die Aktienkurse von Rüstungsunternehmen in die Höhe schiessen. Der Wert des deutschen Rüstungsunternehmens Rheinmetall hat sich seit Beginn des russischen Angriffskriegs mehr als verachtzehnfacht. Und Schweizer Pensionskassen verdienen mit.
Wo investieren Pensionskassen: SRF News hat eine Umfrage bei grossen privaten und öffentlichen Pensionskassen und Sammelstiftungen durchgeführt. Die meisten der befragten Kassen sind in Rüstungsunternehmen investiert. Der Anteil an den gesamten Investitionen in Rüstung sei ein ganz normales Business, sagt der Geschäftsführer der Pensionskasse Profonds, Laurent Schlaefli: «Wir sind breit diversifiziert. In vielen Ländern und vielen Sektoren. Auch in der Rüstung sind wir investiert, aber nicht erst seit dem Krieg.»
Was ist erlaubt: Pensionskassen müssen von Gesetzes wegen für die Versicherten die bestmögliche Rendite erzielen. Deshalb sind sie breit investiert, oft auch in Rüstungsgüter. Laut der Pensionskassenberatung PPCmetrics machen Rüstungsinvestitionen im Durchschnitt 1 bis 2 Prozent des Anlagevolumens aus. Per Kriegsmaterialgesetz verboten sind Investitionen in Hersteller von kontroversen Waffen wie Streumunition oder biologischen Waffen. Der Verein für verantwortungsbewusste Kapitalanlagen (SVVK-ASIR) gibt darauf basierend Richtlinien heraus. Sämtliche befragten Pensionskassen, die in Rüstungsunternehmen investieren, berücksichtigen diese oder ähnliche Richtlinien.
Wird das kontrolliert? Pensionskassen, die in Rüstungsgüter investiert sind, kontrollieren sich laut PPCmetrics selber. De facto hielten sich aber alle Kassen an Ausschlussrichtlinien. Schwierig zu kontrollieren ist jedoch, wie sich die Rüstungsunternehmen selber verhalten. Zum einen, an welche Abnehmer Produkte gelangen, die sowohl militärisch als auch zivil genutzt werden können (Dual-Use-Güter). Zum anderen, ob Waffen über Umwege in völkerrechtlich problematische Konflikte gelangen. Denn weltweit gibt es zurzeit hunderte bewaffnete Konflikte.
Wer nicht in Rüstung investiert: Laut PPCmetrics investieren nur wenige Prozente aller Kassen nicht in Rüstungsgüter. Eine davon ist die Sammelstiftung Nest. Bereits seit der Gründung sind Investitionen im Bereich Rüstung ausdrücklich ausgeschlossen. Neben Aktien und Anleihen von Rüstungsunternehmen verzichtet Nest auch auf Staatsanleihen von Staaten, die Atomwaffen besitzen.