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Munition für Gepard-Panzer Schweizer Rüstungsfirmen in Bedrängnis

Der Entscheid Deutschlands, Gepard-Munition künftig im eigenen Land herstellen zu lassen und nicht auf die Produzenten in der Schweiz zu setzen, hat grosse Auswirkungen auf die Schweizer Rüstungsindustrie.

Dass sich Deutschland in Kriegszeiten nicht mehr auf die Schweiz verlassen will, sind schlechte Neuigkeiten für das Tessiner KMU Casram. «Ein Drittel unseres Geschäfts ist in der Luftfahrt- und Rüstungsindustrie. Das meiste davon in der Schweiz. Wenn die Produktion dieser Güter ins Ausland verlagert werden, betrifft das auch die Zulieferketten», sagt der Verkaufsleiter und Marketingchef Hans Noij.

Noch haben die 70 Casram-Mitarbeitenden viel zu tun. Noij macht sich indes Sorgen um die Zukunft. «Wenn der Trend weiter anhält, dass mehrere Unternehmen ihre Produktion von der Schweiz ins Ausland verlagern, werden Schweizer KMU Geschäfte wegbrechen».

Wie Casram liefern viele KMU an die hiesige Rüstungsindustrie. Dies beschäftigt 140'000 Mitarbeitende und macht jährlich 2.5 Milliarden Franken Umsatz. Das 2.5 Prozent der gesamten Metall-, Elektro- und Maschinenindustrie (Mem-Industrie). Ein Grossteil der Exporte geht nach Deutschland.

Schweizer Rüstungsfirmen unter Druck

Der Branchenverband der Schweizer Mem-Industrie geht davon aus, dass nach Deutschland weitere Nato-Staaten Schweizer Rüstungsfirmen nicht mehr berücksichtigen werden.

Der Swissmem-Rüstungsexperte Matthias Zoller sieht in der aktuellen Exportgesetzgebung den Anfang vom Ende der Schweizer Rüstungsindustrie: «Man kann entweder im Ausland produzieren oder man wird mittelfristig wirtschaftlich eingehen.»

Man kann entweder im Ausland produzieren oder man wird mittelfristig wirtschaftlich eingehen.
Autor: Matthias Zoller Rüstungsexperte Swissmem

Das Verbot der Wiederausfuhr von Schweizer Kriegsmaterial schade der Schweizer Armee, der Sicherheit des Landes und dem Technologie-Standort Schweiz, sagt Zoller. Denn das ganze Basiswissen für Halbleiter-Chips, Drohnen- und Raketentechnologie käme aus der Rüstungsindustrie und gehe der Schweiz verloren.

Auch Casram-Verkaufschef Noij befürchtet, dass Schweizer Technologie ins Ausland abwandern könnte. Was die Zukunft seines Unternehmens angeht, gibt er sich kämpferisch. «Es gibt uns seit 70 Jahren. Wir werden auch das überleben.» Casram habe glücklicherweise noch andere Märkte, die das Unternehmen bearbeiten und forcieren werde.

Tagesschau, 16.02.2023, 19:30 Uhr

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