Darum geht es: Einer der Schweizer Milliardäre, die im November bei US-Präsident Donald Trump im Oval Office sassen, war Daniel Jäggi. Jäggi ist Verwaltungsratspräsident von Mercuria. Sein Besuch bei Trump warf plötzlich ein Schlaglicht auf die Genfer Rohstofffirma, die die Öffentlichkeit sonst eher scheut. Mercuria ist nämlich nicht an der Börse kotiert und befindet sich wie viele Rohstofffirmen vollständig in Privatbesitz. Heisst: Sie muss praktisch keine geschäftlichen Informationen herausgeben, wenn sie nicht will. Auf eine SRF-Anfrage hat Mercuria nicht reagiert.
Was bekannt ist: Mercuria gibt es seit 2004. Die Firma gegründet haben die beiden Schweizer Daniel Jäggi und Marco Dunand, sie leiten Mercuria bis heute als Präsident respektive Konzernchef. Zahlen hat Mercuria zuletzt 2022 publiziert: Damals belief sich der Umsatz auf 174 Milliarden, der Bruttogewinn auf mehr als 5 Milliarden Dollar. Mercuria ist in über 50 Ländern tätig und beschäftigt rund 1300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Mercurias Entstehung: Den kometenhaften Aufstieg von Mercuria kann man nachlesen im Buch «The World for Sale» der beiden Bloomberg-Reporter Javier Blas und Jack Farchy. Demnach war Mercurias Entstehung eng verknüpft mit dem Chaos nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion – und mit russischem Öl. Als einer der ersten Händler schaffte es Mercuria, Öl aus Russland an China zu verkaufen. Blas und Farchy schreiben dazu in ihrem Buch: «Ihre Fähigkeit, das russische Ölangebot mit der chinesischen Nachfrage in einem Moment des Marktbooms zu verbinden, hatte sie reich gemacht.»
Womit die Firma Geld verdient: In den ersten Jahren handelte Mercuria fast ausschliesslich mit Öl, Gas und Kohle. Mittlerweile ist das Portfolio sehr viel breiter – obwohl Öl und Gas gemäss Firmeninformationen 2022 immer noch knapp 70 Prozent der gehandelten Volumen ausmachten. Hinzugekommen ist der Handel mit Elektrizität, Metallen, Agrarprodukten oder auch Emissionszertifikaten. Vor allem Metalle und Mineralien wie Kupfer oder Kobalt, die für die Energiewende wichtig sind, gelten als Zukunftsmärkte, weshalb sich auch traditionelle Ölhändler wie Mercuria zunehmend in diese Bereiche vorwagen.
Warum Mercuria für die USA wichtig ist: «Mercuria ist ein interessanter strategischer Investor in den Vereinigten Staaten», sagt Oliver Classen von der NGO Public Eye, die die Schweizer Rohstoffbranche schon lange kritisch beobachtet. Laut Classen pflegt Mercuria schon seit mehr als 10 Jahren intensive Beziehungen zu den USA. Mittlerweile sei die Firma dort sehr aktiv in der Produktion und im Transport von Flüssiggas. Die USA sind im LNG-Handel marktbeherrschend – und Mercuria ist offenkundig ein wichtiger Partner. Ein weiterer Berührungspunkt betrifft den afrikanischen Kontinent: Vor Kurzem wurde publik, dass Mercuria in Kongo-Kinshasa eine Partnerschaft mit der staatlichen Minengesellschaft Gécamines eingegangen ist, um Kupfer, Kobalt und weitere kritische Mineralien zu vermarkten. Das Ganze wird explizit unterstützt von der US-Regierung. Experten zufolge wollen die USA sich bei diesen Rohstoffen nicht länger von China ausstechen lassen – und dabei ist ihnen erneut Mercuria behilflich. «Mercuria wirkt hier instrumentell für die Sicherheitsinteressen der Vereinigten Staaten», sagt Oliver Classen.