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Zollstreit mit den USA Die Optionen der Schweiz im Realitätscheck

Im Zollpoker mit den USA steht viel auf dem Spiel. Was kann die Schweiz realistischerweise tun für ihre Exportwirtschaft?

Die Ausgangslage: Keinem anderen Land in Europa hat Donald Trump so hohe Zölle aufgebrummt wie der Schweiz. 39 Prozent US-Importzölle sind vor allem für die Maschinen- und Uhrenindustrie auf Dauer kaum tragbar. Seit dem Sommer versucht der Bundesrat den US-Präsidenten umzustimmen. Doch der bleibt hart: Ein Handelsdefizit der USA von rund 40 Milliarden Dollar im Warenverkehr mit der Schweiz toleriert Trump nicht. Nächster Ortstermin in Washington ist das Jahrestreffen des IWF und der Weltbank Mitte Oktober. Dann dürften Finanzministerin Karin Keller-Sutter und Wirtschaftsminister Guy Parmelin erneut versuchen, einen Zolldeal zu bekommen.

US-Praesident Donald Trump fotografiert auf einem Bildschirm, am Freitag, 8. August 2025
Legende: Donald Trump gibt der Schweiz den Tarif durch Keystone

Option 1: Donald Trump überzeugen? Bisher hat das nicht funktioniert. Offensichtlich bringt es wenig, dem US-Präsidenten weismachen zu wollen, das Warenhandelsdefizit sei kein echtes Problem. Belehrungen zu den engen Wirtschaftsbeziehungen Schweiz – USA kommen schlecht an. Das musste Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter nach ihrem glücklosen Telefonat mit Trump im Sommer realisieren. Unerbittlich pocht die US-Seite auf konkrete Schritte: Die Pharmaindustrie zum Beispiel müsse mehr in den USA produzieren und die Medikamentenpreise senken. Trump fordert Taten statt Worte.

Option 2: Widerstand zeigen? Nick Hayek, Chef der Swatch Group, hält nichts davon, sich bei Trump einzuschmeicheln. Stattdessen hat er die Swatch-Uhr mit einem speziellen Ziffernblatt lanciert. Darauf sind die Ziffern 3 und 9 vertauscht: Man liest also die Zahl 39, analog zu den Zöllen.

Die Uhrenmarke Swatch reagiert mit einer Sonderedition, die auf die 39 Prozent US-Zölle anspielt.
Legende: Die Uhrenmarke Swatch hat auf die US-Zölle mit einer Sonderedition reagiert. Keystone

Das ist cleveres Marketing. Aber die Absatzprobleme der Branche bleiben so ungelöst. Im August sind die Schweizer Uhrenexporte in die USA um über 20 Prozent gesunken. Widerstand gegen Trump ginge auch anders, sagt Thomas Cottier, Experte für Handelsrecht. Er meinte im April, die Schweiz müsse sich mit der EU, Kanada und anderen Staaten verbünden. Inzwischen hat die EU einen Zolldeal mit Trump erzielt. Die Schweiz hat einen Allianzpartner weniger.

Option 3: Milliarden aufwerfen? Investitionszusagen sind Teil der Lösung. Roche und Novartis versprechen, zweistellige Milliardenbeträge in die US-Pharmaproduktion zu stecken. Dem Vernehmen nach schnürt eine Gruppe weiterer Unternehmen ein 6-Milliarden-Paket, angeführt von der Zuger Investmentfirma Partners Group und dem Genfer Rohstoffhändler Mercuria. Generell könnten Investments und die Verlagerung der Produktion – mit der Zeit – das Handelsdefizit verringern. Mit dem gleichen Ziel könnte die Schweiz vermehrt US-Produkte nachfragen, sagt ETH-Ökonom Hans Gersbach.

Option 4: Schaden begrenzen? Ohne Anpassungen geht es nicht. Wer keine Produktion in den USA aufbauen kann, liefert zum Beispiel vermehrt aus zollgünstigeren Standorten in der EU. Oder die Zölle werden an die US-Kundschaft weitergegeben durch Preisaufschläge. Dies mag bei Schweizer Käse und Luxusuhren funktionieren. Für Maschinenexporteure ist das schwieriger, weil die US-Abnehmer einfacher auf europäische Konkurrenzanbieter ausweichen können. Die Schweiz will zudem den Freihandel mit anderen Weltregionen stärken. Aber noch sind die USA das grösste Abnehmerland für Schweizer Exporte. Sich dem Zollstreit ganz zu entziehen, ist darum für weite Teil der Wirtschaft keine realistische Option.

Tagesgespräch, 07.10.2025, 13 Uhr;liea

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