Aus welchem Holz ist ein Möbelstück gemacht und woher stammt es? Diese Informationen müssen Unternehmen für jedes Holzprodukt angeben. Ikea scheint es mit der Deklaration nicht immer so genau zu nehmen. Denn das Eidgenössische Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) hat vor einigen Wochen ein Verfahren gegen Ikea eingeleitet.
Es schreibt dazu: «In zwei Fällen wurde ein Verwaltungsstrafverfahren durch das WBF eröffnet, da ein Verdacht wegen wiederholter Falschdeklaration vorliegt. Bis zum Abschluss der Verfahren gilt die Unschuldsvermutung.»
Darauf angesprochen sagt Aurel Hosennen, Mitglied der Geschäftsleitung von Ikea Schweiz: «Ikea hat all diese Informationen zur Verfügung. Wir wissen von jedem Lieferanten, mit welchem Holz er arbeitet und woher es kommt. Das weisen wir auch seit Jahren so auf unserer Website auf. Es gibt keinen Grund für Ikea, irgendetwas zu verheimlichen oder nicht aufzuzeigen.»
Erstes Verfahren dieser Art
Und trotzdem: Dieses Verfahren ist das erste überhaupt, das der Bund wegen falscher Holzdeklarationen führt. Zwar trifft der Bund bei seinen Kontrollen auch bei anderen Firmen auf unvollständige oder gar falsche Angaben. Doch beim schwedischen Möbelhaus scheinen die Verfehlungen schwerer zu sein.
Hosennen erklärt sich das so: «Kontrollen haben immer wieder gezeigt, dass bei uns Labels fehlen und diese Informationen nicht direkt am Produkt angebracht sind.» Das habe einen einfachen Grund: «Das ist ein manueller Prozess: Wir müssen die Labels von Hand anbringen und es kommt immer wieder vor, dass solche Labels dann fehlen. Wir ersetzen etwa 80 bis 100 Labels pro Tag in jedem Einrichtungshaus, weil sie einfach verloren gehen.»
Das Verfahren ausgelöst hat der Bruno-Manser-Fonds aus Basel, der sich für den Erhalt von schützenswerten Wäldern einsetzt. Der Fonds hat Ikea Schweiz und deren Chefin angezeigt – wegen Verstosses gegen die Deklarationspflicht. Genau zu wissen, woher das Holz stammt, sei wichtig, sagt Jonas Schälle, Kampagnen-Leiter für Osteuropa bei dem Fonds.
Doch das sei bei Ikea längst nicht immer klar: «Wir haben festgestellt, dass Ikea entweder keine Angaben zu Herkunft und Holzart macht, oder missbräuchliche Sammelbezeichnungen verwendet.» Beispiel Kiefernholz: «Da gibt Ikea die Sammelbezeichnung Nord- und Südamerika, Europa, Indien und Ozeanien an. Dann hat man keine Ahnung, woher das Holz tatsächlich stammt.» So könne man sich kein Bild von der wahren Holzherkunft machen.
Ikea weist Vorwürfe zurück
Denn selbst die Bezeichnung «Europa» sei kein Garant dafür, dass das Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stamme, erklärt Schälle. «Kiefernholz aus Deutschland ist unproblematisch, weil dort grundsätzlich die Gesetze eingehalten werden. Aber wenn dieses Holz aus Rumänien oder der Ukraine kommt, wo illegaler Holzschlag und Korruption weit verbreitet sind, kann man nicht mehr davon ausgehen, dass das Produkt aus nachhaltigen Quellen stammt.» Darum brauche es länderspezifische Herkunftsangaben.
Ikea weist die Vorwürfe zurück. Man verwende kein illegal geschlagenes Holz. Allerdings ist sich Ikea der Probleme in der Ukraine und Rumänien bewusst. Intern gelten diese Staaten als Risikoländer. Deshalb bezieht der Möbelfabrikant gemäss eigenen Angaben nur FSC-zertifiziertes Holz von dort – Holz also, das aus nachhaltiger Waldwirtschaft stammt.