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Nach Fusion mit Credit Suisse UBS: Das sind die Chancen der neuen Megabank

Die neue Grösse der UBS mitsamt der CS biete Chancen, sagen Experten. Grösser bedeute aber nicht zwingend profitabler.

«Die Grösse einer Bank ist kein Problem, wenn man fokussiert ist und sie gut führt», sagte UBS-Chef Sergio Ermotti Mitte März. Heute sei nicht mehr «too big to fail» das Problem, sondern «too small to survive». Der Finanzmarkt scheint Ermotti zu glauben: Die UBS-Aktien sind seit kurzem wieder über 21 Franken wert – so viel wie seit 2015 nicht mehr.

Die Fusion ist eine Riesenchance, die Bank als einen der führenden globalen Vermögensverwalter besser zu positionieren.
Autor: Michael Klien Finanzanalyst, ZKB

Dass Investorinnen und Investoren die Integration der CS in die UBS mittlerweile positiv sehen, erstaunt Finanzanalysten nicht. Michael Klien von der Zürcher Kantonalbank sieht mehrere Gründe: Die Fusion sei eine Riesenchance, die Bank als einen der führenden globalen Vermögensverwalter besser zu positionieren. Auch in der Schweiz präsentiere sich die UBS zusammen mit der Credit Suisse gestärkt.

Die Skaleneffekte

Klien denkt dabei vor allem an die Skalenerträge: Die UBS könne mehr Finanzprodukte und Dienstleistungen an mehr Kunden in mehr Regionen verkaufen – und das im besten Fall bei gleichbleibenden und gar sinkenden Kosten in erster Linie auf der Personalseite. «Das heisst unter anderem mehr Ertrag pro Person und nur noch eines statt zwei IT-Systeme fürs ganze Geschäft.»

UBS und CS in Basel.
Legende: Keystone/GEORGIOS KEFALAS

Finanzprofessor Roland Hofmann von der Zürcher Hochschule ZHAW sieht diese Skaleneffekte vor allem im internationalen Vermögensverwaltungsgeschäft anfallen, wo die UBS bereits die Nummer eins ist und nun noch grösser wird. «Die UBS verwaltet bereits heute 3000 Milliarden Dollar. Dazu kommen jetzt 400 bis 500 Milliarden aus der CS.»

«In diesem Geschäft für sehr vermögende Kunden, die häufig auch global tätig sind, sind Grösse und globale Präsenz natürlich relevant», betont Hofmann. Relevant, weil die UBS Produkte und Dienstleistungen noch breiter als bisher verkaufen könne. Dadurch werde die Bank ihre Position weiter stärken. Er erwartet solche Skaleneffekte auch im Schweizer Geschäft und im Geschäft mit Anlagefonds.

Ist grösser auf jeden Fall besser?

Grösse als Vorteil also, weil man profitabler und effizienter werden kann. Ob das tatsächlich so ist, das beschäftigt auch die Wissenschaft. Zwar gebe es sehr viele Studien zur Frage, ob grosse Banken erfolgreicher seien, stellt Ökonomieprofessor Alfred Mettler vom Swiss Finance Institute fest. Doch die Resultate seien relativ mager.

So zeigen die Ergebnisse laut Mettler, dass bei kleinen und mittleren Banken die Grösse tatsächlich eine Rolle spielt, was auch mit den Fixkosten zu tun habe. Bei den ganz grossen Banken könne dieser Effekt aber nicht wirklich nachgewiesen werden: «Und wenn, dann ist der Effekt nur ganz klein und wird in einer anderen Studie oft widerlegt.»

Wenn die UBS diese Integration schafft, ist sie eine solidere und besser aufgestellte Bank als vorher.
Autor: Alfred Mettler Ökonom, Swiss Finance Institute

Die Wissenschaft untersucht aber auch, ob Banken profitabler sind, wenn sie alles anbieten – Kredite, Vermögensverwaltung, Asset Management, Investment Banking. Doch auch da sei die wissenschaftliche Evidenz sehr mager, und es gebe eigentlich keine Studie, welche die Vorteile eines Vollangebots übers Ganze bestätige, so Mettler.

Trotzdem geht Mettler davon aus, dass die UBS aus der Fusion mit der CS als noch erfolgreichere Bank hervorgehen könnte. Dazu müsse sie aber die Integration vernünftig hinbekommen und gute Entscheide fällen, was dazugehören soll und was nicht: «Wenn die UBS diese Integration schafft, ist sie eine solidere und besser aufgestellte Bank als vorher.» Gelingt Sergio Ermotti diese vernünftige Integration, dürfte die UBS übrigens in etwa wieder so gross sein, wie sie schon einmal war – vor der Finanzkrise.

Echo der Zeit, 28.08.2023, 18:00 Uhr

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