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Übernahme der CS Die UBS tut gut daran, die Grenzen nicht allzu weit auszuloten

Die UBS demonstriert Stärke und neues Selbstbewusstsein. Zwar ist die Übernahme der Credit Suisse für die UBS eine Grossbaustelle, die sie noch lange beschäftigen wird, bis sämtliche offenen Rechtsfälle der CS abgewickelt sind.

Trotzdem scheint die Bank mittlerweile mehr Klarheit über den Zustand der notfallmässig übernommenen Konkurrentin zu haben, insbesondere über die Risiken, die in den Büchern der CS schlummern. Diese Ausgangslage nutzt die UBS nun, um selbstbewusst die gewährten Finanzhilfen von Bund und Nationalbank (SNB) zurückzuzahlen und auch deren Garantien nicht mehr beanspruchen zu müssen.

Schlechte Nachricht für Arbeitsplätze

Letztlich löst sich die UBS von den beiden Institutionen und verschafft sich mehr unternehmerischen Freiraum. Das ist vor allem mit Blick auf die Zukunft der CS Schweiz von grosser Bedeutung. Hier wird die UBS nun weitgehend freihändig zur Tat schreiten können. Die UBS wird dies aufgrund betriebswirtschaftlicher Überlegungen machen und ohne Rücksicht auf nostalgische Befindlichkeiten.

Das heisst konkret, dass sie tausende Stellen im In- und Ausland abbauen wird. Für viele CS-Angestellte – gerade in der Schweiz – nimmt die Zwangsübernahme der CS durch die UBS dementsprechend kein glückliches Ende.

Gute Kunde für Bund und Steuerzahlende

Der Bund und die Nationalbank wiederum werden jetzt eine grosse Last los. Eine Last, die sie sich widerwillig im Frühling aufgeladen hatten, um grösseres Unheil abzuwenden: Der Bund und die Nationalbank mussten der UBS mit über 200 Milliarden Franken beiseite stehen, um die taumelnde CS vor einem unkontrollierten Untergang zu bewahren. Ein Unternehmen notabene, das durch jahrelanges Selbstverschulden erst in diese Situation geraten ist.

Es war ein risikoreiches Abenteuer mit unbekanntem Ausgang. Für beide Institutionen – und damit letztlich auch für die Steuerzahlenden – ist es glücklicherweise gut ausgegangen. Sehr gut sogar, wenn man die gut 700 Millionen Franken betrachtet, die die UBS/CS dem Bund und der Nationalbank für ihre gewährten Finanzhilfen und Garantien als Entschädigung entrichten musste.

Risikoreich war der Schritt auch deshalb, weil zum Zeitpunkt der Übernahme völlig unklar war, wie schlecht die Verfassung der CS tatsächlich ist. Ebenso ungewiss war, ob sich die aufziehende Bankenkrise in den USA weiter ausbreiten würde und gar eine globale Banken- oder Finanzkrise auslösen könnte.

Kommen jetzt die Reformen?

Offen bleibt nun, wie es politisch weitergeht. Werden die angedachten Reformen um die Bankenregulierung, die Boni-Kultur und die «Too big to fail»-Thematik weitergeführt und zeitnah in Angriff genommen oder auf die lange Bank geschoben? Zentral dabei ist die Frage, wie Politik und Behörden die neue UBS künftig unter Kontrolle haben wollen, um nicht dereinst ein noch viel waghalsigeres Abenteuer eingehen zu müssen, um den neuen Bankenkoloss retten zu müssen.

Die UBS wird mit ihrer neuen Grösse und ihrem Selbstbewusstsein diese Debatte mitbestimmen wollen. Doch die Bank tut gut daran, trotz ihrer wiedergewonnenen Freiheiten die Grenzen nicht allzu weit auszuloten.

Matthias Heim

Wirtschaftsredaktor

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Matthias Heim hat Wirtschaftsgeschichte studiert. Seit 2007 arbeitet er für Radio SRF, seit 2016 ist er Wirtschaftsredaktor. Seine Spezialgebiete sind Aviatik, Tourismus, Verkehr, Detailhandel und Energie.

Rendez-vous, 11.8.2023, 12:30 Uhr

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