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Nach Fusion mit Credit Suisse Wer ist vom Stellenabbau bei der UBS/CS betroffen?

Am Donnerstag präsentiert UBS-Chef Sergio Ermotti die Zahlen fürs erste Halbjahr. Dann dürfte klarer werden, wie es für die Angestellten weitergeht.

In der Schweiz beschäftigt die Credit Suisse derzeit noch rund 17'000 Angestellte, bei der UBS sind es gut 21'000, beide Banken zusammen kommen also auf rund 38'000 Personen. Dass es in den kommenden Monaten und Jahren deutlich weniger sein werden, ist ein offenes Geheimnis. Noch ist unklar, wer bleiben darf – und wer gehen muss.

Diesen Donnerstag wird sich der Nebel etwas lichten. Dann nämlich präsentiert die UBS ihre Zahlen für das erste Halbjahr. UBS-Chef Sergio Ermotti dürfte zudem die lang erwarteten Pläne für die CS Schweiz verkünden. Es ist damit zu rechnen, dass das Filetstück der CS komplett in die UBS integriert wird.

«Kein Wunschkonzert»

Schon lange kursieren diverse Zahlen zum Personal: In der Schweiz könnten bis zu 10'000 Stellen gestrichen werden, wie Bankenbeobachter seit Monaten vorrechnen. Eine plausible Zahl, mit Blick auf die Kosten und so manche Doppelspurigkeit, die sich nach der Übernahme aufgetan hat.

Es sei kein Wunschkonzert, sagt zum Beispiel Personalberater Klaus Biermann. Er rechnet damit, dass bei der neuen UBS in der Schweiz in fünf Jahren weniger als 25'000 Angestellte arbeiten. Wer aber muss um den Job bangen? «Am meisten Gefahr sehe ich für Personen, die in Supportfunktionen tätig sind und bei denen es zwischen CS und UBS klare Überschneidungen gibt. Personen im Back- und Middle-Office-Bereich.»

Jobs also, die in der Finanzbranche ohnehin seit Jahren unter Druck stehen. Zum einen, weil dort die Digitalisierung bereits manche Stelle überflüssig gemacht hat, zum anderen, weil nun nach der Zusammenlegung zwangsläufig zwei Angestellte um eine Stelle kämpfen.

UBS und CS in Zurücih
Legende: Viele Doppelspurigkeiten gebe es auch in den Bereichen Legal and Compliance, sagt Biermann, also in den Rechtsabteilungen, in Marketing und Kommunikation, im Personalwesen sowie bei zahlreichen Stabsfunktionen und den regionalen Organisationen. Keystone/Michael Buholzer

Und wer den Job verliert oder der neuen Mega-Bank aus freien Stücken den Rücken kehrt, dürfte bezüglich Lohn Abstriche in Kauf nehmen müssen. Biermann rät deshalb, «dass man bezüglich Gehalt, Sozialplänen und Sozialleistungen flexibel ist.»

Wie offen ist das Rennen um freie Plätze?

Viele Angestellte fragen sich auch, wer für die freien Stellen in der Poleposition ist: CS- oder UBS-Mitarbeitende? So klar lässt sich das nicht beantworten. Zwar hat UBS-Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher immer wieder betont, dass die Messlatte vor allem für CS-Kaderangestellte besonders hoch sei. Dies, weil sich die Risikokultur massiv unterscheide. Allerdings ist UBS-Chef Ermotti nicht entgangen, dass es auch bei der CS durchaus fähiges Personal gibt.

Das Rennen um die freien Plätze dürfte deshalb offener sein, als es die UBS-Führung vorgibt. Fest im Sattel dürften derzeit die IT-Spezialisten beider Banken sitzen. Die Integration der CS in die UBS gehört zum wohl grössten IT-Projekt, das die Schweiz je gesehen hat. Hier braucht es – zumindest in den kommenden Monaten – jede Spezialistin.

Viele Vermögensverwalter und andere Privat- und Auslandsbanken nutzen die Chance um die gefallene Credit Suisse.
Autor: Klaus Biermann Personalberater

Generell sieht Personal-Experte Biermann aber auch Alternativen für die Bankerinnen und Banker, die in den kommenden Monaten ihren Job verlieren. Denn Fachkräfte seien derzeit gesucht und der Markt im Allgemeinen relativ stabil. «Viele Vermögensverwalter und andere Privat- und Auslandsbanken nutzen die Chance um die gefallene Credit Suisse. Diese möchten nicht nur in Frontpositionen, sondern auch im Back- und Middle-Office Substanz aufbauen. Entsprechend sehen wir dort Chancen.»

Chancen, die man aber schnell nützen sollte, rät Biermann. Denn der Jobmarkt in der Schweizer Finanzindustrie ist mit einer Grossbank weniger sicher nicht grösser geworden.

Rendez-vous, 29.08.2023, 12:30 Uhr

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