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Nahrungsmittel Wie die Schweiz ihre Landwirtschaft schützt

Die Produktion von heimischen Früchten, Gemüse, Fleisch und Milchprodukten wird in der Schweiz stark geschützt – mit Zöllen, Subventionen und Direktzahlungen an die Bäuerinnen und Bauern. Im Land stellt diese Schutzinstrumente kaum jemand grundsätzlich infrage. Doch nun verhandelt die Schweiz mit den USA über Zölle – und da gerät die streng geschützte Schweizer Landwirtschaft ins Visier. Wie genau sieht das System aus Zöllen und Subventionen aus? Und wie steht die Schweiz im internationalen Vergleich da? SRF-Wirtschaftsredaktorin Isabel Pfaff beantwortet die wichtigsten Fragen.

Isabel Pfaff

Wirtschaftsredaktorin

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Isabel Pfaff ist seit Juni 2024 SRF-Wirtschaftsredaktorin. Vorher arbeitete sie fünf Jahre als Schweiz-Korrespondentin für die «Süddeutsche Zeitung».

Wie funktionieren Landwirtschaftszölle?

Zölle verteuern faktisch die Importe und machen inländische Produkte damit attraktiver. Es gibt Agrarprodukte, die zollfrei in die Schweiz eingeführt werden dürfen, weil sie in der Schweiz nicht oder zu wenig angebaut werden, etwa Peperoni, Feigen oder Kichererbsen. Dann gibt es Früchte, die zwar nicht angebaut werden, aber trotzdem zollpflichtig sind, beispielsweise Zitrusfrüchte. Hier geht es darum, dass heimische Früchte gegenüber Südfrüchten gestärkt werden sollen. Bei Obst- und Gemüsesorten, die ausreichend in der Schweiz angebaut werden, gibt es einen saisonalen Zollschutz. Das heisst, ausserhalb der Erntezeit gelten tiefe Zölle, und wenn die Saison dann beginnt, erhöhen sich die Zölle – je nachdem, wie gut das heimische Angebot ist.

Was sind Kontingente?

Ein Kontingent bedeutet, dass man eine bestimmte Menge eines Produkts zu einem sehr tiefen Zollsatz ins Land lässt. Ist diese Importmenge erreicht, gelten wieder höhere Sätze. Mit solchen – teils variablen – Kontingenten lässt sich die Einfuhr bestimmter Erzeugnisse gut steuern. Zum Beispiel, wenn Erdbeersaison in der Schweiz ist und die Erdbeerbauern ihre Ware gern konkurrenzlos anbieten möchten. Im Herbst hingegen können die Schweizer Behörden das Zollkontingent für Erdbeeren wieder erhöhen, dann kommen wieder mehr spanische Erdbeeren ins Land.

Was sind Direktzahlungen?

Direktzahlungen sind finanzielle Beiträge des Staates zum bäuerlichen Einkommen. Sie sind eine Art Anreizsystem, mit dem bestimmte Formen des Wirtschaftens belohnt werden. Bauern können diese staatlichen Beiträge beantragen, wenn sie bestimmte Leistungen erbringen, etwa in den Bereichen Biodiversität, Ressourceneffizienz oder Kulturlandschaftspflege.

Erdbeerernte auf einem Feld in Landquart.
Legende: Dank Kontingenten können Schweizer Bauern ihre Erdbeeren zur Saison konkurrenzlos anbieten. KEYSTONE/Arno Balzarini

Was kosten diese Schutzinstrumente für die Landwirtschaft?

2023 richtete der Bund rund 2.8 Milliarden Franken Direktzahlungen an landwirtschaftliche Betriebe aus. Hinzu kommen Beiträge des Bundes zur Produktions- und Absatzförderung, zum Beispiel Verkäsungszulagen, Beiträge für Tierzucht oder Beiträge für Schafwolle. Diese Förderung beläuft sich pro Jahr auf etwa 500 Millionen Franken. Was die Zölle angeht, so verursachen auch sie Kosten: Sie erhöhen die Konsumentenpreise. Gemäss einer Schätzung der liberalen Denkfabrik Avenir Suisse kostet der Agrargrenzschutz die Schweiz im Jahr fast drei Milliarden Franken.

Wie steht die Schweiz im internationalen Vergleich da?

Es gibt wenige Länder, die ihre Landwirtschaft so stark unterstützen wie die Schweiz. Der von der OECD erhobene «Producer Support Estimate» für die Landwirtschaft liegt in der Schweiz bei knapp 50 Prozent; das heisst, von jedem Franken, den die Bauern einnehmen, stammen rund 50 Rappen vom Staat, sei es durch Subventionen wie Direktzahlungen oder durch die von Zöllen verursachten höheren Preise. Im Jahr 2023 stand die Schweiz mit diesem Wert an der Spitze des OECD-Rankings.

Trend, 14.06.2025, 8:00 Uhr ; 

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