Eine von der Denkfabrik «Vision Landwirtschaft» in Auftrag gegebene Studie hat sieben verschiedene Ernährungsweisen in der Schweiz analysiert.
Sie kommt zum Schluss, dass Fleischkonsumenten für Bund und Allgemeinheit am teuersten sind. Die Konsumstile würden vom Staat in finanzieller Hinsicht ungleich behandelt und damit auch ungleich anerkannt, so die Studie.
Je mehr tierische Produkte die Ernährung beinhaltet, desto mehr Kosten bedeutet dies für den Staat und die Allgemeinheit. Bei der fleischbetonten Ernährung mit über 1500 Franken fast dreimal so viel wie bei der veganen.
Die Kosten ergeben sich aus der indirekten Unterstützung mit Beiträgen des Bundes für die Produktion von Nahrungsmitteln und durch die externen Kosten.
«Wir haben sehr grosse Unterschiede festgestellt», sagt Studienautor Felix Schläpfer. Bei den Subventionen erhielten die Fleisch- und Milchproduktion ungefähr 80 Prozent der Beiträge. Bei der Verteilung der externen Kosten verhielt es sich ähnlich, sagt Schläpfer.
Externe Kosten reduzieren
Den externen Kosten den Kampf angesagt hat das Start-up «Planted». Das in Kemptthal ansässige Unternehmen stellt Fleischersatzprodukte auf pflanzlicher Basis her.
«Planted»-Mitgründer Christoph Jenny ist überzeugt, dass die bisherige Subventionspraxis des Bundes zugunsten von Fleisch- und Milchproduzenten in die falsche Richtung geht. Man solle Anreize setzen, um die Klima- und Umweltziele zu erreichen, sagt Jenny.
Der Markt regelt das
Anders sieht das der Luzerner Landwirt Martin Wandeler. Er hat einen Schweine-Mastbetrieb mit jährlich bis zu 600 Tieren. Wandeler profitiert selbst von Direktzahlungen, weil er seinen Tieren mehr Auslauf bietet als gesetzlich vorgeschrieben. Dennoch glaubt er nicht, dass Subventionen für die Fleischproduktion ausschlaggebend sind.
Letztendlich solle sich jeder so ernähren, wie er will, sagt Wandeler. «Hafer wird zum Beispiel fast nicht angebaut, obwohl Vegetarier Hafermilch wollen. Aber Hafer ist nicht lukrativ, also wird er nicht angebaut.» Denn laut Martin Wandeler hat immer noch der Konsument das letzte Wort. «Wenn es nicht lukrativ ist, wird es nicht produziert», sagt Wandeler.
Für Felix Schläpfer muss man punkto Subventionen aber nicht zwingend eine Gleichbehandlung von Getreide- und Gemüseproduzenten gegenüber den Fleisch- und Milchproduzenten anstreben.
Der Studienleiter sieht die Lösung bei Miteinbezug des Verursacherprinzips. «Subventionen für Nahrungsmittelproduktionen, insbesondere für die, die nicht mit den Klima- und Umweltzielen vereinbar sind, sollte man kürzen», sagt Schläpfer. Das bedeutet also weniger Subventionen für Fleisch- und Milchproduzenten.
Diskussionen in Bern
Auch in Bundesbern ist die Studie bereits angekommen. Bauernverbandspräsident und Mitte-Nationalrat Markus Ritter gibt sich in Bezug auf die Studienresultate überrascht. «Die Ergebnisse decken sich nicht mit unseren Zahlen», sagt Ritter. «Sie zielt auch am effektiven Konsum vorbei und nimmt die jetzige Praxis vom Bund bei den Beiträgen für die tierische Produktion nicht auf.» Er sehe daher einen eher kleinen Wert dieser Studie für die Beratung im Parlament.
Anders sieht es Grünen-Nationalrat Kilian Baumann. «Das ist eine sehr wichtige Studie, sie zeigt einmal mehr auf, welche eklatanten Fehlanreize wir im Bereich der Agrar- und der Ernährungspolitik haben», sagt Baumann. «Der klimaschädliche Konsum wird am stärksten staatlich gefördert.» Baumann betont, ohne Änderung in der Politik könne auch der Konsum nie nachhaltiger werden.