Das Beratungsunternehmen Deloitte befragt die Schweizer Bevölkerung regelmässig zu ihrem Verhältnis zu den Krankenkassen. Die gestellten Fragen sind aber nicht immer dieselben: So hat Deloitte in der jüngsten Befragung danach gefragt, wie alt die Leute werden möchten. Die Antwort überrascht selbst den Studienleiter Marcel Thom: «Mit einem durchschnittlichen Wunschalter von rund 93 haben wir nicht gerechnet. Das ist schon sehr hoch.» Zumal die Lebenserwartung laut dem Bundesamt für Statistik im Schnitt bei 84 Jahren liegt.
Lang leben ist im Trend, so scheint es. Grundsätzlich überrascht dies den Krankenkassenexperten Thom nicht: «Es schiessen überall Kliniken aus dem Boden, die sich auf ein gesundes Altwerden spezialisieren, auch bei uns in der Schweiz.» In anderen Ländern wie den USA sei dies schon länger so. Es fliesse sehr viel Kapital in den Sektor, sagt Marcel Thom. Und immer mehr Menschen glaubten auch bei uns daran, dass Kältekammern, Wärmetherapien, Sauerstoffbehandlungen und so weiter das Leben verlängern könnten.
Ziel: gesund alt werden
Die Bereitschaft, dafür auch etwas zu zahlen, steige parallel dazu an, sagt Marcel Thom. Laut der Deloitte-Studie wären 20 Prozent bereit, 150 bis 300 Franken pro Jahr zusätzlich zu zahlen, 10 Prozent sogar bis zu 500 Franken und weitere 10 Prozent mehr als 500 Franken. 60 Prozent würden maximal 150 Franken zahlen wollen, um (gesund) eine längere Lebenszeit zu erreichen. Die Zahlungsbereitschaft für ein längeres Leben werde in den nächsten Jahren bestimmt zunehmen, sagt Thom, denn: «Bereits heute glaubt die Hälfte der Befragten daran, das Wunschalter erreichen zu können.»
Je stärker der Trend zum Wunsch nach einem langen Leben in der breiten Bevölkerung ankommt, desto mehr werden auch Krankenkassen unter Druck kommen, sich an den Kosten der entsprechenden Therapien zu beteiligen. Billiger werden Krankenkassenprämien dadurch sicher nicht. Allerdings: Die Deloitte-Studie zeigt auch, dass immer mehr Schweizer und Schweizerinnen im Herbst Prämien vergleichen und bereit sind, die Grundversicherung zu wechseln. 12 Prozent waren es anfangs 2025, was zum dritten Mal in Folge über dem langjährigen Schnitt ist. Der Prämienanstieg ist für den Wechsel der Grundversicherung der Hauptgrund.
Deloitte stellt zudem fest, dass Frauen und Haushalte mit wenig Einkommen ihre Krankenkasse am wenigsten wechseln. Der Krankenkassenexperte Ansgar John vom Krankenkassenvergleich «swupp.ch» macht im Alltag dieselbe Feststellung. Das sei besonders tragisch: «Weil genau jene Personen, die am meisten von einem Wechsel profitieren könnten, es nicht oft tun.»
Den Grund dafür sieht Ansgar John in fehlender finanzieller Bildung. «Oft haben Leute mit wenig finanzieller Bildung auch schon schlechte Erfahrungen gemacht, sind vielleicht schon einmal schlecht beraten worden und tasten das Thema Krankenkasse nicht mehr an.» Dabei sei ein Wechsel der Grundversicherung einfacher als je zuvor.