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Neuer Gesamtarbeitsvertrag «Spürbare Verbesserung»: Swiss zahlt Kabinenpersonal mehr Lohn

  • Die Fluggesellschaft Swiss hat sich mit ihrem Kabinenpersonal auf einen neuen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) geeinigt.
  • Dieser bringt Lohnerhöhungen von 4 bis 18 Prozent und Verbesserungen bei den Einsatzplänen und kommt damit den Forderungen der Gewerkschaft nach.
  • Die Swiss hofft, mit den besseren Anstellungsbedingungen mehr dringend benötigte Flight Attendants an Bord zu holen.

Die Lohnerhöhungen sind abhängig von Dienstalter und Qualifikation. Zudem sollen per 1. Januar sämtliche Saläre um mindestens vier Prozent angehoben werden, am stärksten würden dabei die Löhne der Kabinen-Crew in den unteren Salärstufen erhöht, heisst es in einer Mitteilung der Fluggesellschaft.

Ihr Einstiegssalär wird auf monatlich 4000 Franken brutto steigen. Bisher lag dieses bei 3400 Franken. Für die Gewerkschaft Kapers war das in der Vergangenheit besonders stossend. Die beiden Seiten hätten ausserdem die Einführung neuer Teilzeitmodelle vereinbart, unter anderem ein «Study & Fly»-Modell, das Studentinnen und Studenten mehr Flexibilität bieten soll.

Präsidentin Sandrine Nikolic-Fuss ist erfreut über den Ausgang der Verhandlungen: «Nach Jahren, in denen nicht in bessere Arbeitsbedingungen beim Kabinenpersonal investiert wurde, und besonders nach den harten Pandemiejahren, freuen wir uns, dass das Kabinenpersonal endlich spürbare Verbesserungen erfährt.» Sie sei überzeugt, dass mit dem neuen GAV auch ein Signal an die anderen Schweizer Fluggesellschaften gesendet wird.

Die Swiss veranschlagt wegen dieser Anpassungen rund 100 Millionen Franken an zusätzlichen Investitionen über die kommenden fünf Jahre. Die Kapers-Mitglieder stimmen Anfang Jahr über den neuen Vertrag ab. Wird dieser angenommen, tritt er am 1. März 2023 in Kraft.

Kurzeinschätzung von SRF-Wirtschaftsredaktor Stefan Frühauf

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Die Wolken am Verhandlungs-Himmel haben sich fürs Erste verzogen. Der neue Gesamtarbeitsvertrag mit dem Kabinenpersonal ist der vorläufig letzte Schritt raus aus den Salär-Turbulenzen, in denen die Swiss seit Monaten feststeckte. Zuvor hatte sich die Airline bereits mit dem Bodenpersonal und den Piloten auf bessere Arbeitsbedingungen geeinigt.

Gekämpft wurde mit harten Bandagen. Die Gewerkschaften drohten ganz unschweizerisch mit Streiks oder dem Gang zum Richter, sollte die Swiss den Forderungen nicht nachkommen. Im wohligen Wissen, dass sie aus einer Position der Stärke agierten. Denn gerade beim Kabinenpersonal ist die Luft dünn geworden. In der Pandemie hat die Swiss zu viele Flight Attendants entlassen. Und tut sich nun schwer, diese zurückzuholen und damit der Reiselust zu begegnen, die rascher als erwartet zurückgekehrt ist.

Mehr Lohn und geregeltere Arbeitszeiten sind da die logischen und richtigen Konsequenzen, um als Arbeitgeber wieder zu punkten. Die Zugeständnisse an die Crew kosten aber auch viel Geld. Allein in der Kabine arbeiten zurzeit über 4000 Personen. Die Swiss kann sich das leisten: Sie ist auf dem besten Weg, für 2022 einen dreistelligen Millionengewinn einzustreichen. Die hohe Nachfrage trifft auf ein noch immer knappes Flugangebot. Das treibt die Ticketpreise nach oben. Bezahlen wird letztlich also immer der Kunde.

SRF 4 News, 08.12.2022, 10:00 Uhr ; 

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