Der Gaspreis in Europa ist diese Woche auf den niedrigsten Stand seit Mitte Dezember 2021 gefallen. Zur Wochenmitte wurde der Terminkontrakt TTF für niederländisches Erdgas zeitweise für noch rund 64 Euro pro Megawattstunde gehandelt. Am frühen Freitagnachmittag waren es rund 75 Euro. Anfang Dezember hatte der Preis noch 159 Euro pro Megawattstunde betragen.
Das Rekordhoch von 345 Euro wurde im vergangenen Sommer erreicht. Den massiven Preisanstieg hatte damals Russland mit einem Lieferstopp von Erdgas ausgelöst: Am 30. August stellte Präsident Wladimir Putin alle Erdgaslieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 nach Europa ein. Dies als Reaktion auf die westlichen Sanktionen nach dem militärischen Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar und wegen der westlichen Waffenlieferungen an die Ukraine.
Füllstände sind überdurchschnittlich hoch
Laut den jüngsten Daten des europäischen Speicherverbandes betrug der Füllstand aller deutschen Gasspeicher per 2. Januar knapp 91 Prozent. Der Füllstand bewegt sich damit deutlich über dem langjährigen Durchschnitt. Auch die Gasspeicher in Frankreich und Italien sind derzeit mit 84 beziehungsweise 82 Prozent gut gefüllt, wie aus den neusten Daten des Branchenverbandes hervorgeht.
Ein Grund für den fallenden Gaspreis ist der bislang milde Winter, der den Verbrauch vor allem in Deutschland dämpft. Begünstigt wird die Entwicklung zudem durch die hohe Verfügbarkeit von Windenergie, weil dadurch in Deutschland weniger Erdgas verstromt werden muss. Hinzu kommen verstärkte Flüssiggaslieferungen nach Europa, die den Lieferausfall aus Russland offenbar gut zu kompensieren vermögen. Die Schweiz ist bezüglich Erdgas zu 100 Prozent importabhängig.
Schweizer Privatkunden müssen sich gedulden
Der starke Rückgang der Grosshandels-Gaspreise werden Endkunden in der Schweiz aber nicht so rasch zu spüren bekommen. «Bis dieser Preisrückgang bei den Haushalten ankommt, dauert es noch ein bisschen», sagt Norbert Rücker, Rohstoff-Experte der Bank Julius Bär. «Denn in der Schweiz haben wir für Privatkunden auf ein Jahr im Voraus festgesetzte Tarife. Diese Preisspitzen werden noch bis 2024 andauern», sagt Rücker. Immerhin: Die befürchtete Energiemangellage ist bislang ausgeblieben.