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Online-Dienste Elon Musk braucht Geld – kann eine Super-App helfen?

In China ist die Super-App WeChat aus dem Alltag nicht wegzudenken. Kann Elon Musk das auch mit X erreichen?

Gut ein Jahr ist es her, seit Elon Musk den Kurznachrichtendienst Twitter übernommen hat – und gut drei Monate, seit er Twitter in X umbenannt hat. Seit der Übernahme versucht Musk, neue Einnahmequellen für die Plattform zu finden. Immer wieder hat er dabei gesagt, er wolle Twitter, beziehungsweise nun eben X, zu einer sogenannten Super-App machen.

Eine Super-App, das ist eine einzelne App auf dem Smartphone, mit der man fast alles machen kann: Nachrichten verschicken, Videos schauen, Online-Shopping, Games spielen, Essen bestellen, Geld überweisen und so weiter. Die bekannteste dieser Super Apps heisst WeChat und hat mehr als 1.3 Milliarden Nutzerinnen und Nutzer. Die meisten davon in China, wo die App herkommt und den Namen Weixin trägt.

WeChat ist aus dem chinesischen Alltag kaum wegzudenken. Die Super-App kommt zum Chatten ebenso zum Einsatz wie zur Abwicklung von Rechnungen und Verträgen. Laut Statistik verbringen Chinesinnen und Chinesen täglich fast eineinhalb Stunden mit WeChat – zum Vergleich: Bei X sind es nur etwa 30 Minuten.

Funktionen wie Twint oder Paypal

Elon Musk möchte aus X darum eine App machen, wie sie WeChat in China ist, und etwa der Videoplattform Youtube Konkurrenz machen oder dem Karriere-Netzwerk Linkedin. Das hat er letzte Woche seiner Belegschaft erklärt.

Und schon viel länger redet Musk davon, aus X auch eine Finanzplattform zu machen – etwa mit Funktionen, wie man sie von Twint oder Paypal kennt. Aber auch mit Sparkonten oder Debitkarten.

Hohe Hürden

Als Finanzdienstleister könnte sich X tatsächlich wichtige neue Einnahmequellen sichern. Doch ob die Plattform die dazu nötigen Hürden nehmen kann, ist mehr als fraglich.

Da sind zum einen die Regeln und Vorschriften, die eine solche Finanzplattform zu beachten hat – etwa um Betrug oder Geldwäsche zu verhindern. Elon Musk müsste viel Geld in Technologie und Personal investieren, um die dazu nötige Infrastruktur aufzubauen.

Bisher hat er bei X aber nur gespart. Die Belegschaft zum Beispiel ist von einst 7500 auf heute 1500 Leute geschrumpft. Kaum genug, um den eigentlichen Kurznachrichtendienst zu betreiben. Und sicher nicht genug, um daneben auch noch ins Finanzgeschäft einzusteigen.

Und da ist zum anderen das Vertrauen, das ein solcher Finanzdienstleister unbedingt braucht – Vertrauen des Publikums ebenso wie Vertrauen der Behörden. Auch was das betrifft, hat Musk in seiner Zeit bei X bisher mehr kaputt gemacht als aufgebaut.

Dutzende von Alternativen

So leicht wird sich der Erfolg einer Super-App wie WeChat ausserhalb von China also nicht wiederholen lassen. Auch weil WeChat unter ganz anderen Ausgangsbedingungen gestartet ist: Die meisten Chinesinnen und Chinesen haben das Internet nämlich erst mit dem Smartphone kennengelernt, also per App.

WeChat war eine der ersten dieser Apps und hatte beim Start im Jahr 2011 noch kaum Konkurrenz – auch weil viele westliche Apps für das chinesische Publikum gesperrt sind.

In den USA oder in der Schweiz dagegen gibt es fürs Nachrichten verschicken, Videos schauen, Online-Shopping, Games spielen, Essen bestellen, Geld überweisen bereits Dutzende von Alternativen. Kaum Grund also, daneben auch noch eine Super-App zu brauchen.

Rendez-vous, 2.11.2023, 12:30 Uhr

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