«Keiner braucht ihn, jeder möcht’ ihn»: Mit diesen Worten bewarb Porsche einst seinen legendären 911. Die Botschaft: Der deutsche Sportwagenhersteller steht für Fahrspass, sorgenfreien Luxus, kurz: das gute Leben.
Ungleich ernster ist ein Geschäftsbereich, in den die Porsche SE nun verstärkt investieren will: die Produktion von Rüstungsgütern. Mit einem «Defence Day» will die Porsche-Piëch-Dynastie ihr Engagement unterstreichen.
Der VW-Grossaktionär verspricht sich ein lukratives Geschäft. Man sehe ein «erhebliches Entwicklungspotenzial im Verteidigungs- und Sicherheitssektor», teilte er jüngst anlässlich ernüchternder Halbjahreszahlen mit.
Deutsche Autobauer in Schieflage
Aufgrund des Kriegs in der Ukraine und massiver Aufrüstung in Europa brummt der Verteidigungssektor. Ganz im Gegensatz zum Kerngeschäft der Porsche SE: Die Situation in der Automobilindustrie ist angesichts von US-Zöllen, der Flaute in China sowie der lahmenden europäischen Wirtschaft schwierig. Im zweiten Quartal sanken die Gewinne bei den Autokonzernen VW und Porsche erheblich. Das schlug auch auf die Holding Porsche SE durch.
Es werden keine Porsche- oder Volkswagen-Panzer produziert.
Gleichzeitig floriert die Rüstungsindustrie – und ist weiter auf Wachstumskurs. «Europaweit und auch in Deutschland gibt es grossen Nachholbedarf bei der Ausrüstung der Streitkräfte», sagt Hubertus Bardt, Geschäftsführer des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln. «Gerade auch die Autoindustrie versucht nun, sich in die Wertschöpfungskette mit einzuklinken.»
Berlin will Kräfte bündeln
Die Porsche SE will durch Beteiligungen vom Rüstungsboom profitieren. Denkbar ist aber auch, in die Produktion einzusteigen. «In der Autoindustrie werden Stellen abgebaut, mitunter sind ganze Werke infrage gestellt», führt Bardt aus. Gleichzeitig suchen Rüstungsunternehmen Fachkräfte und Produktionsstätten.
Ein Schulterschluss zwischen Auto- und Verteidigungsindustrie dürfte im politischen Berlin offene Türen einrennen. Bundeskanzler Friedrich Merz hat bereits in der Vergangenheit eine entsprechende Kooperation ins Spiel gebracht. Das Ziel: Die deutsche Verteidigungsfähigkeit stärken und die kriselnden Autobauer stützen.
Ein Tabubruch?
Auch Wirtschaftsexperte Bardt sieht darin eine Win-win-Situation. «Die Produktionsanlagen müssten natürlich entsprechend umgebaut werden. Das ist aber viel einfacher, als auf der grünen Wiese etwas Neues entstehen zu lassen.»
Lange wäre es kaum denkbar gewesen, dass sich deutsche Autobauer derart offen im Rüstungsbereich engagieren. Auch, weil etwa der Volkswagen-Konzern im Zweiten Weltkrieg eng in die Kriegswirtschaft eingebunden war.
An eine problematische Rückwirkung auf die Marken glaubt Bardt jedoch nicht. «Es werden ja keine Porsche- oder Volkswagen-Panzer produziert.» In Drittfirmen zu investieren oder Komponenten für Rüstungsgüter zu liefern, sei kein Tabubruch. Zudem sei es gesellschaftlich auch weithin anerkannt, dass es angesichts der veränderten Bedrohungslage Investitionen in die Verteidigung brauche.