Wie viel kosten Erdbeeren zurzeit? Das ist sehr unterschiedlich. Je nachdem, ob sie biologisch produziert sind oder nicht, woher sie kommen und ob sie Teil einer Aktion sind, variieren die Preise bei Migros und Coop zwischen knapp 5 Franken und mehr als 10 Franken pro 500 Gramm. Im Direktverkauf liegen Schweizer Erdbeeren bei 6 bis 7 Franken. Wer selbst pflücken geht, kann für diesen Preis ein ganzes Kilo bekommen. Aktuell sind die Preise tief. Zu Beginn und am Ende der Saison, wenn das Angebot jeweils kleiner ist, kosten Erdbeeren mehr.
Wie kommen die Erdbeeren zu ihrem Preis? Es beginnt mit dem Produzentenrichtpreis. Zu Anfang jeder Saison, die in diesem Jahr von 15. Mai bis 31. August geht, verhandeln Produzenten und Händler einen Preis – und dann immer wieder neu. Melanie Knup aus Kesswil im Thurgau etwa, die den grössten Beerenbetrieb der Schweiz führt, nimmt dreimal wöchentlich an einer Videokonferenz teil: zweimal mit Produzenten der wichtigsten Regionen, einmal mit dem Handel. In dieser Woche liegt der Richtpreis bei umgerechnet 3.60 Franken für 500 Gramm Erdbeeren. «Für uns stimmt dieser Richtpreis», sagt Melanie Knup. Und in der Regel halte sich der Handel auch daran.
Wie entsteht der Preis im Laden? Grundsätzlich sind die Anbieter frei, ihre Preise selbst zu bestimmen. Wie sie zustande kommen, wollen Migros und Coop nicht sagen. «Leider können wir zu unserer Preispolitik und zu Details über unsere Abverkaufszahlen aus Vertraulichkeitsgründen keine Auskunft geben», heisst es von Migros. Coop schreibt, man sehe «freundlich von einem Interview vor der Kamera ab, da es sich um ein branchenweites und nicht um ein Coop-spezifisches Thema handelt». Das Unternehmen teilt aber für alle Produktsparten mit: «Insgesamt bleibt Coop als Genossenschaft pro Franken Umsatz ein Gewinn von 1.7 Rappen.»
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Bild 1 von 3. Erdbeeren sind extrem beliebt, das weiss der Detailhandel. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 3. Beispiel Migros: Die Preise für Erdbeeren variieren stark. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 3. Aber Hauptsache, ein rotes Rabattschild lockt die Kundschaft in die Läden. Bildquelle: SRF.
Sind die Preise in Ordnung? Nicht immer, findet Stefan Flückiger von «Faire Märkte Schweiz». Der Verband kämpft gegen die Marktmacht im Handel. Flückiger sagt: «Wir stellen fest, dass eine starke Zunahme von Kampfpreisen und Hammeraktionen stattfindet, bei der Erdbeeren unter dem Einstandspreisen verkauft werden.» Das kritisiert er, «weil damit die kleinen Detailhändler und Direktvermarkter aus dem Markt gedrängt werden und auch die Wertigkeit dieser wertvollen Produkte mittelfristig Schaden nimmt.» Ein Dorn im Auge sind ihm also nicht überteuerte, sondern zu günstig angebotene Erdbeeren. Erdbeerbauerin Melanie Knup bestätigt: «Die Produktionskosten sind beim Beerenanbau sehr hoch.»
Warum verkaufen sich Erdbeeren aus der teuren Schweiz überhaupt? Weil der Bund seine heimische Landwirtschaft schützt. Wenn Beerenzeit ist, heisst es: Will ein Schweizer Händler Erdbeeren aus dem Ausland importieren, obwohl es genügend Inlandproduktion gibt, muss er pro Kilo 5.10 Franken an Zollgebühren zahlen. Ist die Saison vorbei, ist der Import aus dem Ausland wieder zollfrei – allerdings nur bis zu einer Menge von 10'000 Tonnen. Nach Auskunft des Bundesamts für Landwirtschaft ist dieses Kontingent aber stets ausgeschöpft, bevor die Schweizer Saison startet. Dann gilt ein Zoll von 0.03 Franken pro Kilo.