Optimistische Ernteprognose: Frisch, püriert oder im Glacé: In vielen Haushalten kommt die Erdbeere wieder auf den Tisch. Denn auch hierzulande hat die Ernte begonnen. Dabei zeigt sich die Branche zuversichtlich: Der Schweizer Obstverband rechnet für das laufende Jahr mit einer Ernte von insgesamt 7500 Tonnen. Die Ernteprognose stützt sich auf zahlreiche Rückmeldungen aus den Regionen der verschiedenen Produzenten. Erfüllt sich die Prognose, wären es rund sieben Prozent mehr als im Vorjahr und über dem Durchschnitt der vergangenen Jahre. Das Wetter war bisher relativ mild, warm und trocken, das hilft. Der Kälteeinbruch der letzten Tage vermag der Ernte noch nicht zu schaden.
Anbaufläche nimmt ab: Der Blick auf die Grafik zeigt, dass derzeit deutlich mehr Erdbeeren in der Schweiz gepflückt werden als noch vor 20 Jahren. Die Menge hat im langfristigen Vergleich um rund ein Viertel zugenommen. Dies erstaunt, denn die Anbaufläche ist rückläufig. Im laufenden Jahr werden in der Schweiz Erdbeeren auf einer Fläche von knapp 470 Hektaren angepflanzt, das ist ein Rückgang von mehr als zehn Prozent innerhalb der letzten drei Jahre.
Branche ist im Wandel: Dass trotz weniger Fläche mehr Erdbeeren geerntet werden als in früheren Jahren, habe mit einer Professionalisierung der Branche zu tun, sagt Chantale Meyer, Mediensprecherin beim Schweizer Obstverband. Rund ein Drittel der Flächen sei inzwischen gegen Wettereinflüsse geschützt, zum Beispiel mit Folientunnels. Die Freilandflächen hingegen nähmen ab. Zudem gebe es neue Sorten, die mehr Erträge brächten.
Thurgau ist Spitzenreiter: Der wichtigste Produzent von Erdbeeren ist der Kanton Thurgau. Rund jede vierte in der Schweiz geerntete Erdbeere kommt aus diesem Kanton, obwohl zum Beispiel der Kanton Bern über eine grössere Anbaufläche verfügt. In der Region Bern gibt es verhältnismässig viele Freilandflächen, auch zum Selberpflücken, während in der Ostschweiz die Ernte intensiviert wurde. Die Erträge pro Fläche sind dadurch grösser.
Erdbeere beliebter als andere Beeren: Bei der einheimischen Produktion steht die Erdbeere an der Spitze. Erst mit grossem Abstand folgen Himbeeren, Heidelbeeren, Johannisbeeren sowie Brombeeren und Stachelbeeren. Die heimische Produktion wird fast ausschliesslich vom Detailhandel absorbiert, die industrielle Verarbeitung von Schweizer Erdbeeren, etwa zu Konfitüre, wäre zu teuer.
Zwei Drittel der Erdbeeren aus dem Ausland: In der Schweiz sind pro Jahr rund 23'000 Tonnen Erdbeeren im Verkauf. Der Inlandanteil liegt bei rund einem Drittel, zwei Drittel werden importiert. Dieses Verhältnis ist über die Jahre ähnlich geblieben. «Schweizer Erdbeeren sind sehr beliebt, aber ohne Importe geht es nicht», räumt Chantale Meyer vom Schweizer Obstverband ein. In den Läden gebe es das ganze Jahr über Erdbeeren im Angebot, das könne man nicht mit der einheimischen Produktion abdecken. Wichtig sei, dass in der Erntezeit die heimische Produktion bevorzugt werde.
Schutz durch Zölle: Die Ernte in der Schweiz läuft jeweils von Ende April bis Anfang Oktober. In der Zeit vom 15. Mai bis 1. September ist die einheimische Produktion durch höhere Zölle geschützt: Auf Erdbeeren aus dem Ausland gibt es eine hohe Abgabe, der Preis wird verteuert. Die Schweizer Produktion erhält mitten in der Erntezeit den Vorzug.