Zum Inhalt springen

Quartalszahlen der Grossbank Wegen Archegos-Debakel: Credit Suisse mit tieferem Quartalsgewinn

  • Die Credit Suisse erzielte einen Quartalsgewinn von 253 Millionen Franken, das ist ein Rückgang von rund 78 Prozent zum Vorjahresquartal.
  • Damit hat die Bank die Auswirkungen des US-Hedgefonds-Debakels vom März auch im zweiten Quartal zu spüren bekommen.

Beeinträchtigt wurde der Gewinn im zweiten Quartal von einer weiteren Archegos-Belastung von 594 Millionen, wie dem CS-Quartalsergebnis zu entnehmen ist. Diese fällt damit im erwarteten Rahmen aus.

CS-Bericht zu Archegos legt Mängel offen

Box aufklappen Box zuklappen

Die Credit Suisse hat gleichzeitig mit den Quartalszahlen einen Bericht zum Debakel um den Hedgefonds Archegos veröffentlicht, das die Grossbank bisher kumuliert rund 5 Milliarden Franken gekostet hat. Im Bericht werden diverse Mängel eingeräumt, die CS sieht aber kein betrügerisches oder rechtswidriges Verhalten von Angestellten.

Die wesentlichen Erkenntnisse der Untersuchung hätten unter anderem ergeben, dass im Prime-Services-Geschäft der Investmentbank Versäumnisse bei der effektiven Steuerung der Risiken vorgelegen hätten, schreibt die Bank in einer Mitteilung zum Bericht. Zudem sei festgestellt worden, dass die Kontrolle hinsichtlich Limitenüberschreitungen infolge einer ungenügenden Erfüllung von Aufsichtspflichten unzureichend gewesen sei.

Aus der Untersuchung sei jedoch auch hervorgegangen, dass niemandem aus den Geschäfts- und Risk-Bereichen betrügerisches oder rechtswidriges Vorgehen oder böswilliges Verhalten vorgeworfen werden müsse. Zudem seien im Zusammenhang mit der Architektur der Risikokontrollen und -prozesse auch keine Mängel festgestellt worden. Bei den bestehenden Risikosystemen seien auch keine Unzulänglichkeiten hinsichtlich der Ermittlung kritischer Risiken und damit verbundener Bedenken erkannt worden.

«Die Bank hat bereits eine Reihe entschiedener Massnahmen getroffen, um das Risikorahmenwerk zu stärken», wird Verwaltungsratspräsident António Horta-Osório in der Mitteilung zitiert. «Wir sind entschlossen, die richtigen Lehren zu ziehen und die Kontrollfunktionen auszubauen, sodass wir künftig besser aufgestellt sind.»

Im ersten Quartal noch rote Zahlen

Der Kollaps des US-Hedgefonds Archegos hatte im ersten Quartal zu einer Belastung von 4.4 Milliarden Franken geführt und die Bank im Auftaktquartal in die roten Zahlen fallen lassen. Trotz eines anhaltend guten Finanzmarktumfelds fielen zudem die Erträge der Bank von April bis Juni schwächer aus als noch im Vorjahr.

Kurzanalyse: Der Weg zum Ziel ist weit

Box aufklappen Box zuklappen

Kurzeinschätzung von SRF-Wirtschaftsredaktorin Eveline Kobler:

Es waren intransparente Vorgänge in der Bank im Zusammenhang mit dem US-Hedgefonds Archegos, die die Credit Suisse insgesamt 5 Milliarden Franken gekostet haben. Nun, bei der Aufarbeitung, ist die Grossbank sichtlich um Transparenz bemüht: Sie veröffentlicht einen extern in Auftrag gegebenen Untersuchungsbericht in voller Länge. Der kommt zum Schluss: In der Theorie habe die Risikokontrolle funktioniert, in der Praxis hätten sich Mitarbeitende aber über Weisungen, Limiten und Kontrollabläufe hinweggesetzt. Anders formuliert könnte man auch sagen: Die CS hat ein Problem in der Unternehmenskultur. Genau hier will der neue Verwaltungsratspräsident Antonio Horta-Osorio, der seit drei Monaten im Amt ist, ansetzen. Jeder Mitarbeitende soll im Grund auch ein Risikomanager oder eine Risikomanagerin sein. Der Weg zum Ziel ist weit.

Insgesamt erzielte die CS einen zum Vorjahresquartal um 18 Prozent tieferen Nettoertrag von 5.1 Milliarden Franken. Die Bank habe ihre risikogewichteten Aktiven und die Risikoposition deutlich reduziert und das Risikoprofil des Geschäfts mit den Hedgefonds verbessert, betont die Bank in der Mitteilung.

Heute Morgen 29.07.21, 07.30 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel